Passend zur heutigen Regierungserklärung von Ministerpräsident Söder (CSU) tagten in Gmund gestern die Räte zu hauptsächlich “Grünen Themen”: Die geplanten Radwege in und um Gmund herum. Die beste und letzte Nachricht des gestrigen Abends zuerst: Bürgermeister Alfons Besel verkündete, dass der “Radweg der Schande” in Dürnbach, das Endlos-Stückelprojekt, im Oktober fertig gestellt wird. Die letzten dreißig Meter.
Zuvor stellte die Gemeinde aber die neue Planung für den 2018 zwischen den Gemeinden Gmund (Ostin) und Hausham beschlossenen neuen Radweg vor. Wie wir berichteten, war dieser neuerliche Entwurf nötig geworden, da ein Teilstück, des Radweges nicht wie zuvor geplant den schon bestehenden Weg über die Oedbergalm nehmen durfte. Die Untere Naturschutzbehörde hatte aufgrund zu großer Eingriffe in die Natur bei dem Ausbau des Weges vom östlichen Oedberg zum Unterschuss sein Veto eingelegt. Der Bürgermeister machte deutlich: “Wir waren bei dieser Frage tatsächlich chancenlos gegenüber der Behörde”
Radweg verläuft nun entlang der Staatsstraße
Gmund hatte die geplante alte Streckenführung für den neuen Radweg favorisiert. Auch, um Radfahrer und Fußgänger zur Gastronomie an der Oedbergalm zu leiten. Die Einbeziehung des schon bestehenden Radweges – der Radwanderweg Bodensee/ Köningsee – sei zwar sehr viel kostengünstiger für die Gemeinde gewesen, so der Bürgermeister weiter, aber nun plane man den Radweg direkt an der Staatsstraße zwischen Gmund und Hausham entlangzuführen.
Bei der neuen Strecke müsse zum Teil die Straßenseite gewechselt werden, um auch die Bushaltestellen und andere Komponenten mit in die Planungen einzubeziehen. Deshalb werden auch Querungshilfen für Fußgänger und Radfahrer neu gebaut werden müssen.
Der Bürgermeister kündigte zudem an, in Kürze in die Verhandlungen mit den Landbesitzern entlang der Strecke zu treten. Auf Nachfrage aus dem Rat erklärte der Bürgermeister, dass die “Preise noch offen seien”. Die Kosten für den Bau übernehme der Freistaat, erklärte Besel weiter, die Gemeinden Gmund und Hausham müssten daher nur die Kosten für den Grundstückserwerb und die Planung übernehmen.
Machbarkeitsstudie des “Radl-Highway” von Otterfing nach Gmund
Bei dem darauffolgenden Radlthema ging es dann um den Radexpressweg von Otterfing nach Gmund. Ein Mammutprojekt. Am 18. Mai des Jahres 2019 wurde im Gmunder Gemeinderat der Beschluss gefasst, dieses Projekt zu unterstützen. Zusammen mit den Gemeinden Otterfing, Holzkirchen, Warngau, Waakirchen und Gmund wurde die Standortmarketing-Gesellschaft des Landkreises Miesbach damit beauftragt, ein qualifiziertes Planungsbüro zu finden, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.
Diese Aufgabe übernahm das Planungsbüro der Bernard Gruppe aus Köln. Gestern wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie per Videoschalte im Gmunder Gemeinderat öffentlich präsentiert, wie schon in der letzten Woche im Warngauer Gemeinderat. Aufmerksam folgten die Mitglieder und die Besucher den Schilderungen der Projektmanager im Video.
Trasse bis zu fünf Meter breit und asphaltiert
Die Macher der Studie beschreiben den Weg hin zur vorgeschlagenen Streckenführung als beschwerlich. Bei 61 möglichen Trassenvarianten in den neun Abschnitten mussten die Ingenieure der Bernard Gruppe die beste Lösung herausarbeiten. Dabei mussten unterschiedlich Kriterien wie Naturschutz, Straßennetz, bestehende Bahntrassen und so weiter – insgesamt 17 Kriterien – berücksichtigt werden.
Die am Ende als realisierbar eingestufte Strecke ist 22,5 Kilometer lang und soll groben Schätzungen zufolge zirka elf Millionen Euro kosten. Grundsätzliches Ziel des Radexpressweges sei es, eine nachhaltige Mobilität zu schaffen und damit auch aktiven Klimaschutz zu betreiben. Hauptaufgabe der Trasse sei es, die Gemeinden miteinander zu verbinden. Aber auch wenn in erster Linie das “Alltagsradeln” gefördert werden solle, bestehe auch ein großes touristisches Potential in dem geplanten Radexpressweg.
Nach der Präsentation der Studie gab es im Rat nur wenige Nachfragen und Wortmeldungen. Erstaunt zeigten sich die Mitglieder teilweise über die geplante Breite des Schnellweges. Bis zu fünf Metern kam doch einigen Räten recht breit vor: “Das ist ja eine richtige Straße” wurde angemerkt. Gemeinderat Michael Huber (Bündnis 90 / Grüne) machte allerdings deutlich:
Wenn wir diese Mobilitätsform haben wollen, dann müssen wir umdenken. Wir müssen visionär denken.
Zurzeit biete die Region Fahrradfahrern zu wenig Platz an, führte Huber weiter aus. Aber in der Zukunft sei es durchaus denkbar, dass auch viele Münchner das Auto stehen lassen und auf dem E-Bike oder dem Fahrrad an die Ausflugsorte im Landkreis kämen. Damit könne auch zur Lösung des Mobilitätsproblems beigetragen werden.
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