Warngau: Ratschen im Asylcafé

Das Asylbewerber-Café in Warngau ist mehr als nur ein Ort, bei dem Kaffee und Kuchen angeboten werden. Im Vordergrund steht die Begegnung mit Menschen anderer Nationalitäten, um ihnen Mut zu machen. Vor allem, wenn die Gedanken nur um eines kreisen: Arbeit finden.

Im Pfarrheim findet regelmäßig das Asylcafé statt.
Im Pfarrheim findet regelmäßig das Asylcafé statt.

Es ist ein Wort, über das in den letzten Monaten viel diskutiert wurde: Willkommenskultur. Doch wie lebt man sie? Wie zeigt sie sich im Alltag? Vielleicht so: Auf dem Tisch befindet sich frisch gebackener Kuchen. Der Geruch von frischem Kaffee erfüllt den Raum.

Die zusammensitzenden Menschen, Deutsche wie Nicht-Deutsche, sprechen miteinander. Manchmal mit Händen und Füßen. Neue kommen hinzu. Einige lachen. Andere sind verschüchtert. Für alle ist Platz. Es ist Willkommenskultur, wie sie der Warngauer Helferkreis seit Januar jeden zweiten Samstag in seinem Asylbewerber-Café im Pfarrheim praktiziert.

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Ankunft war im Dezember

Doch zunächst ein Rückblick: Als die 52 Flüchtlinge mit ihren wenigen Habseligkeiten am 17. Dezember 2015 in Warngau ankamen, standen viele Fragen im Raum. Wer sind die Menschen, die ihre Heimatländer aufgegeben haben? Was wollen sie in Deutschland? Was wollen sie in Warngau? Und: Werden sie es jemals schaffen, Teil der Gemeinschaft zu werden?

Heute, drei Monate später, kann Andrea Anderssohn, Sprecherin des Helferkreises Warngau, nicht ohne Stolz verkünden, dass man auf einem guten Weg sei. Sie sagt nicht: „Wir haben es geschafft.“ Auch nicht: “Es ist alles rosig.“ Doch sie alle – Helfer, Bewohner und Asylbewerber – haben gemeinsam das Beste aus der (Not-)Situation gemacht.

Das Positive seien nicht zuletzt die Rahmenbedingungen gewesen: „Noch vor der Ankunft waren wir bereits eine Gruppe aus 80 Helfern, eine unglaubliche Resonanz“, erinnert sich Anderssohn. „Ein Freizeitteam bildete sich. Von ihm stammte letztendlich auch die Idee für den Treff im Pfarrheim.“

Deutschkenntnisse sind das A und O

Erst wurde er zögerlich angenommen, aber nach und nach kamen sie: Männer und Frauen, alleine oder in der Gruppe. Menschen aus sieben Nationen: Kongo, Senegal, Nigeria, Somalia, Syrien, Pakistan und Afghanistan. „Die Verständigung ist nicht ganz einfach“, räumt die Helferkreis-Sprecherin ein. Es mangele an Deutsch-, oft auch Englischkenntnissen. „Trotzdem versuchen wir, uns vorwiegend auf Deutsch mit ihnen zu unterhalten. Integration fängt bei der Sprache an.“

Das, was Andrea Anderssohn und ihre ehrenamtlichen Kollegen so nebenbei bei Kaffee und Kuchen erfahren, sind nicht immer leichte Geschichten. Es sind Geschichten, die von Krieg und Vertreibung handeln. Aber auch von der Hoffnung auf ein besseres Leben. Oder es geht um ganz alltägliche Dinge: „Zum Beispiel, wo der nächste Deutsch-Kurs stattfindet“, sagt die Helferkreis-Sprecherin.

Thema Arbeit ist allgegenwärtig

Diese Gespräche öffnen manchmal auch die Augen. Denn einiges, räumt Andrea Anderssohn ein, habe sie in der Form ebenfalls nicht gewusst. Das Thema Arbeit unter den Flüchtlingen sei beispielsweise ein sehr drängendes. „Der Wille, hier endlich arbeiten zu dürfen und eine Stelle zu bekommen, ist enorm. Das habe ich anfangs unterschätzt.”

Seit Mitte Januar laufen die Sprachkurse in Warngau.
Die Gesprächsthemen sind nicht immer einfach.

Auf den meisten der jungen Männer laste eine große Verantwortung. „Die Familien warten zu Hause auf die finanzielle Unterstützung.“ Aber auch Alt-Schulden, möglicherweise an Schlepperbanden, müssten noch zurückgezahlt werden. Das wiederum sei ein Bereich, über den weniger offen gesprochen werde.

„Wir wissen, dass sich vieles am Tag ausschließlich ums Arbeiten und Geld verdienen dreht“, so die Helferkreis-Sprecherin. Die Hilfe der Ehrenamtlichen sei aber begrenzt. Denn: „Wir dürfen keine Daten, wie sie etwa für Bewerbungsunterlagen erforderlich sind, abfragen.“ Daher begrenze sich ihre Unterstützung vorwiegend auf praktische Lebenshilfe: zuhören und Alltagstipps geben. Unter diesem Aspekt ist das Asylbewerber-Café ein erster Schritt in eine neue Zukunft. Eine, die hier in Deutschland stattfindet. Mitten in Warngau.

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