Reaktionen zum Saurüsselalm-Urteil in Wiessee

Ein Urteil der neunten Kammer des Verwaltungsgerichtes München sichert Franz Josef Haslberger und seinem Pächter Frühauf den Weiterbetrieb der gehobenen Almgastronomie auf der Saurüsselalm. Nur die Events wurden im Urteil untersagt. Das Echo im Tegernseer Tal ist geteilt.

Mitarbeiter des Verwaltungsgerichts und Richterin Dürig-Friedl am vergangenen Mittwoch auf dem Weg zur Alm. Zwei Tage später folgte das Urteil.

Gleich nach dem Bekanntwerden des Richterspruchs am Freitagmittag haben sich die Beklagten des Landratsamtes und der Gemeinde Bad Wiessee in der TS zum Saurüsselalm-Urteil geäußert. Im Miesbacher Landratsamt hielt man sich dabei sehr bedeckt. Man wolle „die schriftliche Urteilsbegründung“ abwarten, bevor man sich im Detail zu Wort melde. Bürgermeister Robert Kühn lobte die weise Entscheidung der Richterin, die seiner Meinung nach die gute Arbeit der Gemeinde bestätige. Aber das und alles andere zur Verhandlung könnt ihr hier noch einmal nachlesen.

Rudi Erlacher sieht Teilerfolg

Inzwischen haben uns neue Stellungnahmen zum Urteil erreicht. So auch von Rudi Erlacher, der den Verein zum Schutz der Bergwelt als Kläger repräsentiert. Dieser weilt derzeit in nordischen Gefilden im Urlaub. Doch verfolgt Erlacher die Geschehnisse in der Heimat genau. Zum Urteil sagt er:

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Mit dem Verbot der Events habe ich nach dem Prozessverlauf oben am Berg kaum gerechnet.

Welches Vorgehen der Verein nach der Veröffentlichung der Urteilsbegründung in einigen Wochen anstrebt, sei noch nicht klar. Dass aber oben auf der Alm jetzt wenigstens keine Events bis in die Nacht hinein stattfinden werden, freut den Bergfreund sehr. Eine detaillierte Stellungnahme kündigt der Geschäftsführer für den nächsten Tag an.

Landrat teilt Ansichten der Richterin

Landrat Olaf von Löwis setzt in seinem Statement zur Entscheidung der neunten Kammer des Verwaltungsgerichtes einen ganz anderen Fokus. Zuerst einmal begrüßt der Landrat ausdrücklich die „eindeutige Positionierung“ des Gerichtes hinsichtlich der „maßgeblichen Positionen des Landratsamtes und der Gemeinde Bad Wiessee“. Das verdeutliche die sorgfältige Bearbeitung des Bauantrages durch seine Behörde.

Zudem sieht sich von Löwis auf einer Wellenlänge mit der Richterin der neunten Kammer des Verwaltungsgerichtes. Auch ihn haben Passagen in der Klageschrift irritiert, so schreibt er, in denen der Verein zum Schutz der Bergwelt das Speisenangebot auf der neuen Saurüsselalm anführe. Immerhin hätten Beispiele wie die Höllentalangerhütte des Deuchen Alpenvereins (DAV) in Garmisch-Partenkirchen und viele andere teilweise regelrecht luxuriöse DAV-Hütten deutlich aufgezeigt, „dass die Zeiten, in denen es nur Brotzeit auf Hütten gab, verklärt und längst überholt“ seien.

Wie schlecht man im Landratsamt allerdings auf den Verein selbst zu sprechen ist, macht die direkte Kritik des Landrats an der Klageerhebung deutlich:

Ein maßgeblich vom DAV getragener und finanzierter Verein sollte sich gerade auch im Vergleich zu Projekten der eigenen Mitglieder fair mit der Thematik auseinandersetzen, bevor Klage erhoben wird, und sich nicht gegenüber der zum Teil selbst geschaffenen Realität verschließen.

Zu dem Verbot der Eventveranstaltungen hoch auf dem Berg äußert sich der Landrat allerdings in keiner Form.

Grüne und Schutzgemeinschaft halten sich noch bedeckt

Thomas Tomaschek von den Grünen hingegen begrüßt auf Nachfrage den Wegfall der Zusatz-Veranstaltungen auf dem Berg. Doch ist der Grünen-Kreisrat doch auch besorgt:

Es ist ein Präzedenzfall entstanden. Das ist wirklich dramatisch und kann eine böse Entwicklung mit sich ziehen!

Allerdings ist Tomaschek ähnlich wie viele Beobachter vorsichtig, das Urteil schon jetzt zu beurteilen. „Wir müssen erst einmal die Begründung der Kammer abwarten, die in einigen Wochen vorliegen wird“, sagt der Grüne. Vorher sei seiner Einschätzung nach noch nicht zu sagen, wie sich die richterliche Entscheidung auswirken wird.

Selbst bei der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal und deren Sprecherin Angela Brogsitter-Finck, die die Klage des Vereins unterstützt haben, freut man sich, dass wenigstens die Event-Veranstaltungen auf der Saurüsselalm der Vergangenheit angehören:

Es hat mich ehrlich überrascht, nach allem was ich von der Gerichtsverhandlung da oben gehört habe, dass nun wenigstens Schluss ist mit den Hochzeiten und Firmenfeiern auf der Alm.

Alles weitere sowie eventuelle Reaktionen auf das Urteil, behält man sich auch beim Tegernseer Schutzgemeinschaft vor, bis das Urteil und die Begründung schwarz auf weiß auf dem Tisch liegen.

Haslbergers Rechtsbeistand lässt alles offen

Ebenso hält es auch der Rechtsanwalt von Franz Josef Haslberger, der im Verfahren sehr präsent als Nebenbeklagter aufgetreten ist. Herbert Kaltenegger von der Kanzlei Labbé & Partner informiert auf Nachfrage:

Wir warten die Urteilsbegründung ab. Nach der Prüfung entscheiden wir, ob Rechtsmittel eingelegt werden.

Und was sagen die Bürger im Tegernseer Tal zu dem am Freitag ergangenen Urteil zum Betrieb der Saurüsselalm? Ein Leser kommentierte unter dem entsprechenden Artikel: “Ich glaube, gegen eine Almwirtschaft, die Wanderern und Radlern eine Brotzeit anbietet hätte niemand etwas gehabt. Hier geht es aber um eine Eventlocation im Außenbereich, die mit Autos – auch nächtens (wie man von Anwohnern hören kann) – frequentiert wird und so was braucht es doch wohl wirklich nicht! Leute, werdet doch endlich mal wach!!!”

Ein anderer Leser nannte die gesamte Gerichtsverhandlung eine “Witzveranstaltung”, ein anderer sah darin die perfekte “oberbayerische Posse: Eine befangene Richterin im schnarrenden “Der Untertan”-Ton, ein selbstgefälliger moralisch fragwürdiger Almbesitzer, ein Wirt, der damit protzt, Helmut Kohls Leibkoch gewesen zu sein, naive Klagepartei, die orientierungslos auf einem Parkplatz herumirrt, ein abstoßender Anwalt, der ein Naturverständnis der frühen 50er Jahre offenbart, ein Landratsamt, das wichtigste Dokumente verschlampt.”

Für weitere Kommentare und Einschätzungen seitens der Tal-Bürger empfehlen wir euch die Kommentarspalten unter den jeweiligen Beiträgen auf der TS und auf unserer Facebookseite. Meinungsstark ist das Tal in jedem Fall.

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