Seit 2012 betreibt Michael Koch zusammen mit seinem Schwiegervater Josef Patzlsperger die talweit erste und kleinste realisierbare Biogasanlage auf seinem Privatgrund an der Tölzer Straße in Finsterwald. Die Anlage besteht dabei aus einem Fermenter und einem Heizkraftwerk-Raum. Der Fermenter, eine Art Bioreaktor, hat dabei alleine einen Durchmesser von 14 Metern und eine Gesamthöhe von sechs Metern.
So ragt das Gebäude, in dem der Gärvorgang hermetisch abgeschlossen abläuft, mit Kuppel gut drei Meter aus dem Erdboden. Nicht ganz unumstritten war der Bau vor über vier Jahren. Ein Anwohner erklärt nun, vor der damaligen Baugenehmigung habe der Bauherr bei den Anwohnern für die Anlage geworben. Eine mögliche Geruchsbelästigung sei damals ausgeschlossen worden.
Stinkt’s zum Himmel?
An den Geruch habe sich die Anwohner zwar mittlerweile gewöhnt, aber nun zeigt sich der Gmunder geschockt. Seit Spätherbst beziehungsweise Winteranfang habe man wieder einen freien Blick auf die Anlage, so schreibt er in einer Stellungnahme an die Tegernseer Stimme, und dabei musste er feststellen: „Die Biogasanlage ist massiv erweitert worden.“ Außerdem rieche es seit Wochen verstärkt nach Bioabfall.
Da, wo einmal Hühner zu beobachten waren, würden jetzt zwei große Schuttberge stehen. Auf seine angebliche Erweiterung und Veränderung der Leistung seiner Anlage angesprochen, erklärt Biogasanlagen-Betreiber Michael Koch:
Wir haben für die Kühe lediglich eine Güllegrube gebaut. Von einer Erweiterung unserer Biogasanlage kann keine Rede sein.
Von den einst 1.600 Legehennen habe er noch 1.400. Wie berichtet, liefern sie den Mist, aus dem später das Gas produziert wird. Zusammen mit der Gülle und der Hälfte der Maisernte wird auf diese Weise Strom und Wärme erzeugt. Der Strom wird vor Ort in ein Blockheizkraftwerk eingespeist.
240.000 Euro hat Koch in die Anlage investiert. Wie berichtet, geht er davon aus, dass diese in maximal 15 Jahren abbezahlt sei. Über die Rentabilität und die Produktionskosten wollte sich der Gmunder nicht im Detail äußern, gibt aber an: „Es lohnt sich, sonst würden wir es nicht machen.“ Immerhin wird diese Art der alternativen Stromerzeugung vom Bund finanziell gefördert. Im Fall der Biogasanlage die nächsten 20 Jahre.
Zusätzlicher Mist gleicht Defizit der Hühner aus
Für die Anwohner eine lange Belastungsprobe. Aufgefallen sei, dass durch die neue Grube, die vor zwei, drei Monaten gebaut wurde, der Geruch anders geworden sei als vorher, irgendwie muffeliger. Das rieche man aber nur ab und zu, wenn der Wind ungünstig stehe, so ein anderer Nachbar auf Nachfrage. Außerdem sei ihm aufgefallen, dass man vom jüngst errichteten Kuhstall eine Leitung zur Biogasanlage gelegt habe.
Der Frontlader sei zu laut, wenn die Reststoffe aus der Anlage geholt werden. Das bestätigt auch eine andere Anwohnerin:
Was stört, ist nicht der Geruch, sondern die Arbeitszeiten. In der Zeit als der Kuhstall gebaut wurde, hörten wir ungefähr von sechs Uhr morgens bis 23 Uhr abends mit Unterbrechungen Baulärm.
Aus der Wohnung direkt gegenüber kommt nichts Negatives: „Die Anlage ist für uns kein Problem, aber wir sind tagsüber auch nicht da, weil wir arbeiten müssen.“ Bei Nordwind würde es verstärkt stinken, meint ein anderer Nachbar, was wiederum der nächste überhaupt nicht teilen kann: „Es stinkt das ganze Jahr. Seit der Hühnerstall gebaut wurde, stinkt’s. Der Hühnermist sei für den Geruch verantwortlich, der Kuhmist mache nichts.“ Warum man überhaupt nachfrage, will er wissen.
Ein Bauer ist doch priviligiert, der darf doch alles. Wir als Anwohner haben da sowieso nichts zu melden.
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