Wenn ein Teenie seit zwei Jahren Stammkundin ist; wenn eine 60-Jährige ihre Wochenend-Termine umschmeißt, wenn endlich der Babysitter zugesagt hat, wenn bei den Organisatorinnen der „Montagsgruppe“ das Adrenalin steigt; dann ist Zeit für den Damenbasar im Katholischen Pfarrsaal in Holzkirchen.
Diesen Samstag ist es wieder soweit. Die ersten Frauen scharren schon vor 9 Uhr, der offiziellen Saal-Öffnung, vor der Tür. Die Profis sind an den Großraumtaschen erkennbar, leicht zu wechselnder Kleidung – Schuhe ohne Schnürung, passende Dessous -, einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen und dem genauen Plan: „Erst in den Schuhsalon im Untergeschoß, dann in den großen Saal zur Kleidung.“
Spalier der Helferinnen
„Fehlentscheidung“, könnte man da kommentieren, weil man ein besonderes Erlebnis verpasst. Die ersten Einkäuferinnen im Saal werden nämlich wieder unter Applaus durch das Spalier der Helferinnen gehen. „Damit sagen wir: Habt Spaß, wir freuen uns auf euch“, schmunzelt Christa Holub. Zusammen mit rund 30 anderen Frauen schuftet sie heute bis spät in den Abend, um dem eher tristen Pfarrsaal Boutique-Atmosphäre einzuhauchen. Über 3000 aktuelle Teile sind zu sichten, sortieren und arrangieren. Oft handelt es sich um hochwertige Markenware.
An den Wänden sind Abendkleider oder extra schicke Teile aufgehängt. Gürtel, Hüte, Mützen, Tücher und Schals werden an besonderen Ständern dekoriert. So genannte Größen-Inseln von XS bis XXL erleichtern das Stöbern und ersparen Wege. Das Schwierigste ist, einen Platz zum Umziehen und vor dem Spiegel zu finden. Im hinteren Pfarrsaal teilen bunte Stoffdecken einen Teil des Raumes als Umkleidekabinen ab.
Wenn Frauen blank ziehen
„G´schamig“ darf man nicht sein. Manche Frauen haben schon aus Platznot hinter einem Kleiderständer oder gestapelten Stühlen als notdürftigem Sichtschutz blank gezogen. Aber man ist ja unter sich. Genau das macht das besondere Flair aus. Kostenlos dazu gibt es die Beratung des Organisationsteams oder der Nachbarin in der Umkleide. Es ist immer jemand da, der offen sagt: „Sitzt oder sitzt nicht“, „Wirkt altbacken“, „Die Farbe ist super, könnte ich nicht tragen“. Oder auch: „Wenn Sie das Teil nicht nehmen – kann ich mal probieren?“
Das führt zum Kern des Spektakels, nämlich gelebter weiblicher Solidarität. Diese wiederum ist ein generelles Anliegen des Katholischen Frauenbundes. http://www.frauenbund-holzkirchen.de/html/basar „Wir organisieren die Nummern-Vergabe der Anbieterinnen beispielsweise bewusst über Mail und Telefon, damit wir auch Frauen eine Chance geben, die nicht mit dem Internet vertraut sind“, betont das Basarteam:
Einige sind darauf angewiesen, Kleidung günstig einzukaufen.
Jenseits von Einkaufsspaß und Atmosphäre zählt der soziale Ansatz. Ohnehin gehen 16 Prozent des Umsatzes an wohltätige Organisationen. In der Regel lautet das Motto: „Starke Frauen helfen schwachen Frauen“. Die Organisatorinnen geben auch noch „wirtschaftliche und ökologische Aspekte“ zu bedenken. Denn die Kleidung bleibt als Teil der Wertschöpfungskette erhalten. Wenn sie entsorgt werden müsste, würde das Geld kosten und zusätzlich die Umwelt belasten.
Wer also mit Secondhand-Kleidung kein Problem hat, sowieso gerne Schnäppchen jagt, Fehlkäufe loswerden oder einfach seine Garderobe aktualisieren möchte, sollte sich am Samstag zum Second-Hand-Damenbasar zum Holzkirchner Pfarrsaal St. Josef aufmachen. Von 9 bis 13 Uhr ist geöffnet. Vereinzelt wurden schon Männer gesichtet. Sie wirkten etwas verloren hinter ihrer Kaffeetasse.
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