Wenn der Weg zum Einkaufen unbezahlbar wird
Rentner und ohne Auto am Tegernsee – geht das?

Ohne Auto am Tegernsee – eine Herausforderung. Vor allem für ältere Menschen. Wie kommt man im Alter von A nach B, wenn man sich das Taxi nicht mehr leisten kann?

Mobil zu sein wird älteren Menschen immer schwerer gemacht

Das Tegernseer Tal. Bekannt als die Kulisse für die Reichen und Schönen. Unbezahlbarer Wohnraum, edle Gastronomie und Luxushotels. Was oftmals ausgeblendet wird: Ältere Menschen mit einer kleinen Rente, die hier aufgewachsen sind und das Tal ihre Heimat nennen.

Für die Generation ab Mitte 60 oder 70 ist die Entwicklung des Tegernsees – die steigenden Preise und die Knappheit von bezahlbare Wohnungen – oft eine große Herausforderung. Hinzukommt der ländliche Raum und die teils eingeschränkte Infrastruktur. Bis zum nächsten Supermarkt sind es ein paar Kilometer und der Arzt ist vielleicht erst im Nachbarort.

Ein fahrbarer Untersatz in Form eines Autos ist hier fast unerlässlich. Gerade im höheren Alter, wenn die Mobilität nachlässt und keine schweren Tüten mehr geschleppt werden können, ist man auf die Fahrten angewiesen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch sehr alte Menschen noch hinter’m Steuer sitzen und ihre Gehstütze und den Rollator nur vor dem Supermarkt aus dem Auto zerren.

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Bauen ältere Menschen häufiger Unfälle?

Durch die Tatsache, dass nicht alle Menschen über 70, die vielleicht nicht mehr so agil sind, bereit sind, ihren Führerschein abzugeben, kommt es immer wieder zu Unfällen mit älteren Personen. Auf Nachfrage gibt uns das Polizeipräsidium Oberbayern Süd die Auskunft, dass sich im Jahr 2021 im Landkreis Miesbach insgesamt 2.767 Verkehrsunfälle ereignet haben, bei denen 633 Personen verletzt und sieben getötet wurden. Insgesamt wurden 308 der 2.767 Unfälle von über 60-Jährigen verursacht.

Für das Jahr 2022 können noch keine Zahlen veröffentlicht werden. Jedoch ließe sich eine Tendenz erkennen, dass es wohl eine leichte Steigerung der Unfallzahlen und auch der Verursacher über 60 Jahre geben könnte.

Kostenerhöhung bei Taxifahrten

Erst kürzlich wurden die Preise für Taxifahrten erneut angehoben. Der Grundpreis beträgt jetzt 4,60 Euro. Zusätzlich zahle man 2,30 Euro pro Kilometer. Die Unterscheidung in einen Tag- und Nachttarif falle ab Dezember weg. Genauere Details sind in der Taxitarifordnung zu finden.

Irgendwie nachvollziehbar, dass viele Senioren nach wie vor auf ihr Auto zurückgreifen. “Es heißt immer, der reiche Tegernsee, aber man vergisst, dass es auch Senioren gibt, die eine sehr kleine Rente haben und sich ein Taxi schlichtweg nicht leisten können”, sagt Martina Ettstaller, Seniorenbeauftragte aus Gmund am Tegernsee. Sie erzählt weiter, dass sie in ihrem Tätigkeitskreis wahrnehme, dass sehr wenig ältere Menschen Taxifahrten überhaupt nutzen.

Taxi fahren im Landkreis Miesbach wird immer teurer.

Im Landkreis Miesbach gebe es für Senioren ein eigenes Seniorenticket für die Nutzung aller RVO-Busse. Für die Menschen ist dieses kostenlos, es wird mit der Gemeinde abgerechnet. Laut Ettstaller werde dies sehr gut genutzt und die Rückmeldung sei durchweg positiv. “Es ist keine Pflicht, bei Beziehung des Tickets den Führerschein abzugeben, dennoch machen es einige freiwillig, weil sie sagen, sie brauchen ihn nicht mehr aufgrund des Seniorentickets”, äußert sich die Seniorenbeauftragte.

Taxi werde weniger angenommen. Nur aufgrund einzelner Ausnahmen wie dringende Arztbesuche. Für Senioren mit wenig Rente sei dies durchweg nicht mehr leistbar. Empfehlungen, den Führerschein abzugeben oder explizite Fahrtrainings werden sowohl vom Polizeipräsidium als auch von Ettstaller nicht angeboten. “Wir haben dennoch immer wieder Kurse. Wie kürzlich beispielsweise einen Kurs zum Thema: Wie fahre ich am besten mit dem Bus oder bezüglich des Enkeltricks von der Polizei”, erzählt die Gemeinderätin.

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