Revolution auf dem Dach

Sie setzen neue Maßstäbe und sind kaum von Originalziegeln zu unterscheiden: Solardachziegel. Die Zeit dafür sei längst reif, lobte der Tegernseer Bauausschuss den Antrag von Eigentümern am Weilingerweg.

Bürgermeister Johannes Hagn mit der neuesten Technik für Tegernsee: Solardachziegel.

Bislang war Solarenergie nur mit aufgeständerten oder aufgelegten Solarmodulen auf dem Dach zu gewinnen. Nun gibt neue Möglichkeiten, die nicht wie störende Fremdkörper aussehen: die Solardachziegel, die in der Fertigung untrennbar mit Solarmodulen zu einem „robusten Bauteil verbunden werden“, so die Werbung dafür. Der Markt scheint so interessant zu sein, dass selbst der US-Elektroautoriese Tesla bei den Solardachziegeln mitmischt.

Ihr Vorteil sei, so zahlreiche Hersteller, die Langlebigkeit entspreche Originalziegeln, Wasserführung und Dichtigkeit würden komplett erhalten bleiben und könnten im Verbund oder Austausch von Originalziegeln je nach den Bedürfnissen verschiedentlich groß verbaut werden. Solarkabel und Steckkontakte liegen unter der Dachhaut und seien so gegen Witterungseinflüsse geschützt.

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Die Zeit ist reif

Dies überzeugte offenbar auch die Antragsteller Simone und Fabian Kleinjung. Auf der Südseite ihres Hauses am Weilingerweg oberhalb der Neureuthstraße wollen sie Walmdach und Quergiebel laut Bauamtsleiterin Bettina Koch mit Solardachziegeln eindecken. „Mit den gewünschten schwarzen Solarziegeln soll eine reduzierte Wahrnehmung der gesamten Dachfläche erreicht werden“. Satzungsgemäß allerdings wären rote Ziegel, so Koch. Doch der Bauausschuss drückte ein Auge zu.

„Ich warte schon lange auf so etwas“, sagte Fachmann Peter Hollerauer als Installateur, auch für Solaranlagen, denn die Solarziegel würden wie normale Dachpfannen aussehen. „Wir kommen da gar nicht aus und werden die Gestaltungssatzung anpassen müssen“. Auch Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) war von dieser Neuerung auf dem Dach angetan. „Da wird nichts aufgestellt und aufgeständert. Es bleibt eine ruhige Dachlandschaft“.

Der Bauausschuss war einstimmig für die „isolierten Abweichung der Gestaltungssatzung“. Ihre Vorgaben würden sich noch auf herkömmliche Anlagen zur Gewinnung von Sonnenenergie beziehen. Diese Dachaufbauten aber würden das Ortsbild stören. „Dies ist mit der neuartigen Methode nicht der Fall“, so der gefasste Beschluss. Diese Ortsbildwahrung könne aber nur in Kombination mit schwarzen Dachziegel hergestellt werden, denn das Solarmodul selbst ist auch schwarz. Mit roten Dachziegeln wäre es sonst ein „gscheckertes Dach“.

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