In diesem Jahr ist es durch die Fluten von Braunsbach am Inn wieder mal deutlich geworden: gefährdete Gebiete wie der Tegernsee müssen sich vor unvorhergesehenen Wassermengen schützen können. Zwar ist das letzte große Hochwasser in der Region erst drei Jahre her. Doch der Mensch vergisst schnell.
Dabei kann eine Situation wie 2013 oder sogar schlimmer immer wieder vorkommen. Oder wie es Peter Kathan von „Rettet den Tegernsee“ auf der Hauptversammlung des Vereins vor drei Wochen auf den Punkt brachte: „Der Tegernsee wird immer Hochwasser haben.“
Aktuelle Planung
2013 traten die beiden Flüsse Rottach und Weissach über die Ufer. Mit einem Pegelstand von mehr als 2,20 Meter über der kritischen Grenze konnte der Tegernsee die enorme Wassermenge damals nicht mehr speichern und überflutete unter anderem die Rottacher Seestraße, die Schwaighofstraße und die Tegernseer Hauptstraße bis hin nach St. Quirin.
Nach dem Pfingsthochwasser fingen Gemeinden, Behörden und Interessenvertreter an einer Gesamtlösung für den See an zu arbeiten. Zuerst eher als Gegner, sehen die verschiedenen Seiten mittlerweile ein, dass sie im selben Boot sitzen. Nun hat man wie berichtet eine Lösung gefunden, wie das Tegernseer Tal nachhaltig vor Hochwasser geschützt werden kann. Den aktuellen Stand der Planung stellte der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing auf der letzten Gemeinderatssitzung vor.
Für einen Hochwasserausgleich plane man die Errichtung einer Druckrohrleitung, die vom Seeabfluss hinter der Gmunder Holzbrücke unter der Mangfall und dann ins neugebaute Schuhmacherwehr verlaufen soll. Der dadurch mögliche Seeausgleich soll auf seltene Ereignisse beschränkt werden und vor allem von kurzer Dauer sein.
Konrekt sieht das Konzept vor, dass die Druckleitung unterirdisch, und zwar deutlich unter der Sohle der Mangfall verläuft. Knapp 100 Meter nach dem Fußgängersteg am Ausfluss des Sees soll ein rund sieben mal drei Meter großes Einlaufbauwerk mit einer, erheblich längeren, unter Wasser liegenden Schwelle entstehen. Von dort kann das Wasser dann in einen viereinhalb mal zweieinhalb Meter großen Stollen fließen, der unter dem Mangfallbett 500 Meter bis hinter das Schuhmacherwehr führt. Dort soll die Röhre über ein Auslaufbauwerk zurück in die Mangfall geleitet werden.
Das ganze soll in einer „offenen Bauweise“ umgesetzt werden. Das bedeutet, das Wasserwirtschaftsamt will die Mangfall „von oben öffnen“, um die Leitung zu verlegen. Eine Bauzeit von dreieinhalb Jahren ist dafür angedacht. Die Sommermonate Mai bis Juli wären von den Bauarbeiten ausgenommen, da dies die Zeit der meisten Niederschläge ist, und die Baustelle nicht überflutet werden darf. Die beste Bauzeit ist daher der Winter. Und das ist einer der Gründe, weswegen nicht alle begeistert sind.
Denn wenn mit Spezialmaschinen das Flussbett ab etwa 2018 / 2019 Meter für Meter ausgebaggert werden und riesige Spundwände aus Beton wie ein rechteckiger Kanal unter dem gesamten Flussboden verlegt werden, wird die Riesenbaustelle negative Auswirkungen auf die Natur und das gesamte Erscheinungsbild im Zentrum Gmunds haben. Auch der Gmunder Bürgermeister ist besorgt. So eine Baustelle über mehrere Jahre würde nicht spurlos an Einheimischen aber auch Touristen vorbeigehen. “Aus dem Grund müssen wir schauen, ob das nicht auch kürzer geht.”
Baustelle als Touri-Attraktion?
Um die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten, hat die Gemeinde schon vor einiger Zeit vorgeschlagen, den Bau von zwei Seiten zu beginnen. Einmal von der Fußgängerbrücke aus und einmal unten vom Wehr aus. Das Wasserwirtschaftsamt plant derzeit allerdings nur den Baubeginn von einer Seite. Daher sorgen sich viele Gemeinderäte um das Ortsbild. Dabei ist derzeit nur eines klar: das millionenschwere Projekt wird ein Bau, den Gmund wahrscheinlich noch nicht gesehen hat.
Oder wie es Gabriele Schultes-Jaskolla vom Arbeitskreis Hochwasser bei einer der letzten Rottacher Gemeinderatssitzungen erklärte. “Das wird eine Baustelle, die wir uns nicht vorstellen können. Die könnte eine touristische Attraktion werden.”
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