Der Röhm-Putsch: Showdown in Bad Wiessee

Am 30. Juni 1934 wurde der Stabschef der SA, Ernst Röhm, in Bad Wiessee verhaftet. In einer Nacht- und Nebelaktion entledigte sich Adolf Hitler eines Großteils der SA-Spitze.

Im Rahmen unserer neuen Serie “Das Dritte Reich im Tal” widmet sich die Tegernseer Stimme heute den Ereignissen, die als “Röhm-Putsch” in die Geschichte eingingen.

Röhm und Hitler zunächst enge Freunde

Ernst Röhm zählte lange Zeit zu den engsten Vertrauten Adolf Hitlers und war einer seiner wenigen “Duzfreunde”.

Adolf Hitler und SA-Stabschef Ernst Röhm auf einem Reichsparteitag in Nürnberg. Quelle: blogspot.com
Adolf Hitler und SA-Stabschef Ernst Röhm auf einem Reichsparteitag in Nürnberg. Quelle: blogspot.com
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Auf dem Höhepunkt der freundschaftlichen Beziehung wurde Röhm von Hitler im Januar 1931 zum “Obersten Stabschef der SA” ernannt. Hitler dankte ihm zudem in einem persönlichen Brief im Dezember 1933 für seine “unvergänglichen Dienste” im Zuge der Machtergreifung der NSDAP.

Als Leiter der SA – der 3,5 Milionen Mitglieder starken paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP – verfügte Röhm über eine durchaus starke Machtposition. Er wurde deshalb von vielen innerhalb der SS und der Reichswehr kritisch betrachtet und zog sich den Ärger von NSDAP-Parteigrößen zu. Viele sahen in Röhms Handeln das Streben nach der kompletten militärischen Macht.

Seine Kontrahenten innerhalb der NSDAP, darunter Himmler, Göring und Goebbels, begannen daher an der Entmachtung des Stabschefs zu arbeiten. Der exzentrische Lebensstil Röhms spielte seinen Kontrahenten dabei zusätzlich in die Karten.

Die homosexuellen Neigungen von Ernst Röhm waren bereits lange Zeit ein offenes Geheimnis in der NSDAP und wurden dabei von Hitler stillschweigend geduldet. Seine Gegner begannen daher, gezielt Gerüchte über die Homosexualität und über angebliche Putschpläne der SA-Führung gegen Hitler zu verbreiten.

Röhm wird einigen in der Partei zu mächtig

Als Röhm schließlich die Auflösung der Reichswehr zugunsten einer Eingliederung in die SA und die Stärkung der SA als Bürgermiliz forderte, geriet er auch bei Adolf Hitler in die Kritik.

Am 4. Juni 1934 fand deshalb eine fünfstündige Aussprache zwischen beiden statt. Im Anschluss daran begab sich Röhm aufgrund eines rheumatischen Leidens für einen Kuraufenthalt nach Bad Wiessee in die Pension Hanselbauer, dem heutigen Hotel Lederer. Das Misstrauen Hitlers blieb jedoch weiterhin bestehen.

Auch Hermann Göring und Heinrich Himmler, die nicht zulassen wollten, dass Röhm sich neben Hitler als zweitstärkster Mann etabliert, drängten darauf, gegen die SA loszuschlagen. Hitler informierte die SS und Teile der Partei über bevorstehende Putschpläne der SA und befahl dem Führungsgremium der SA, sich am 30. Juni 1934 in Bad Wiessee zu versammeln.

Am 30. Juni gegen fünf Uhr morgens brach Hitler in Begleitung von Goebbels und einiger SS-Männer von München in Richtung Bad Wiessee auf. Ziel war die Wiesseer Pension Hanselbauer, in der Röhm und andere führende Mitglieder der SA residierten.

Das Hotel Hanselbauer in Bad Wiessee war Ort des Röhm-Putsches. Quelle: http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/
Das Hotel Hanselbauer in Bad Wiessee war Ort des Röhm-Putsches. Quelle: http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/

Showdown in Bad Wiessee

Mit den Worten “Röhm, du bist verhaftet!” stürmte Hitler in Begleitung einiger Kriminalbeamter und SS-Männer gegen halb sieben Uhr morgens das Hotelzimmer Röhms. Dieser wurde, ebenso wie einige seiner Gefolgsleute, noch vor Ort in Gewahrsam genommen. Einige weitere SA-Funktionäre wurden zudem im Laufe der Morgenstunden auf ihrem Weg nach Bad Wiessee verhaftet.

Die einige Zeit später eingetroffene, schwer bewaffnete Stabswache der SA-Führung konnte Hitler zunächst von einem Eingreifen abbringen und zur Rückkehr bewegen. Als die Stabswache schließlich in Gmund wieder Richtung Bad Wiessee zurückkehren wollte, hatte Hitler die Gefangenen aber bereits in der Gegenrichtung über Rottach-Egern nach München transportieren lassen.

Röhm und seine Leute wurden in der JVA Stadelheim inhaftiert und am 1. Juli 1934 auf Befehl Hitlers erschossen. Die Aktion gegen führende SA-Funktoinäre wurde zeitgleich auf ganz Deutschland ausgedehnt. Weitere Verhaftungen und Hinrichtungen folgten.

Fast 200 Todesopfer deutschlandweit

Nach heutigen Schätzungen sind der Aktion gegen die SA zwischen 30. Juni und 2. Juli fast 200 Menschen zum Opfer gefallen. Nach den Morden verlor die SA nach und nach an politischer Bedeutung.

Hitler rechtfertigte die Aktion im Nachhinein durch ein von ihm erlassenes Ermächtigungsgesetz (Gesetz über Maßnahmen zur Staatsnotwehr). Die von Hitler angeführten Putsch-Pläne der SA hat es nach heutiger Forschungslage nie gegeben. Hitler dienten sie als Rechtfertigung, um mächtige politische Gegner loszuwerden.

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