Gmund ebnet Weg für Rollstuhlfahrer

Ergänzung vom 28. Mai / 16:19 Uhr
Gmund geht mit gutem Beispiel voran und wird als erste Gemeinde im Tal einen barrierefreien Zugang zum Sitzungssaal im Rathaus installieren.

Bereits vor einiger Zeit hatte Gmund verschiedene Alternativen wie Plattformtreppenlift, Rollstuhlhebebühne oder eine Lifttreppe diskutiert. Bis zu 15.000 Euro teuer hätten die Varianten werden können. Am Ende konnten sich die Gemeinderäte aber für keine Lösung entscheiden.

Nun wurde einstimmig eine Zwei-Stufen-Treppenlösung verabschiedet, die sich per Knopfdruck in eine Hebebühne verwandelt. Der Vorteil dabei: der Rollstuhfahrer kann die Lösung alleine bedienen und ist auf keinen weiteren Helfer angewiesen. Die Kosten sind derzeit noch offen.

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Ähnlich konzipierte Lifttreppe. Quelle: nullbarriere.de

Als “besseres Übel im Vergleich zu den anderen Varianten” bezeichnete Gemeinderat Alfons Wagner die vom Gmunder Bürgermeister vorgestellte Lift-Treppenlösung.

Georg von Preysing betonte, dass es ihm zwar auch lieber wäre, wenn es ohne die nicht allzu schöne Lösung gehen würde.

Aber aufgrund der immer wiederkehrenden öffentlichen Veranstaltungen, wie die monatlichen Gemeinderatssitzungen, sei man in der Pflicht, etwas dafür zu tun, dass auch körperlich eingeschränkte Menschen Zugang zum Sitzungssaal bekommen.

Als wir den Antrag der Tegernseer Stimme auf Live-Berichterstattung abgelehnt haben, hatten wir das auch damit begründet, dass jeder Bürger zu den Sitzungen kommen kann. Für behinderte Menschen ist das derzeit aber nicht möglich. Und wer weiß, vielleicht erwischt es auch mal einen von uns.

Für Wolfgang Rzehak ist die Lösung absolut notwendig für die unterschiedlichen Benutzer, wie Rollstuhlfahrer oder Kinderwägen. Einen riesen Vorteil sieht Rzehak in der Selbstbedienbarkeit. “Ob schön oder schiach, das ist doch egal. Wir brauchen den Zugang.”

Ursprünglicher Artikel vom 5. April mit der Überschrift: “Rollstuhlfahrer im Tal meistens auf Mitmenschen angewiesen”
Monat für Monat, wenn die Gemeinderäte in Gmund zusammenkommen, steht Anton Grafwallner vor einer Herausforderung: die paar Treppen zum Sitzungssaal kann Grafwallner alleine als Rollstuhlfahrer nicht überwinden. Und so muss er sich von seinen Kollegen in den Sitzungsraum tragen lassen.

Damit steht Grafwallner aber nicht alleine da. Jedem Bürger am Tegernsee sollte es möglich sein, öffentliche Gebäude wie Rathäuser barrierefrei zu betreten. Zumindest in Gmund soll das bald möglich sein.

Der Gemeinderat hat beschlossen, in naher Zukunft einen barrierefreien Zugang zum Sitzungssaal zu schaffen.

Entweder es wird für rund 15.000 Euro eine spezielle Lifttreppe installiert, oder der Raum im Erdgeschoss des Rathauses bekommt einen neuen und direkten Eingang. Eine finale Entscheidung wurde allerdings vertagt.

Barrierefrei? Fehlanzeige!

In jedem Fall stehen Rollstuhlfahrer im Tal vor einem Problem, wenn sie einer Gemeinde- oder Stadtratssitzung beiwohnen möchte. Alle Rathäuser sind zwar ebenerdig rollstuhlfahrergerecht. Aber in keinem der fünf Orte rund um den See sind beispielsweise die Sitzungssäle ohne Hilfe erreichbar.

In Tegernsee, Rottach-Egern und Bad Wiessee befinden sich die Räume für die kommunalen Sitzungen jeweils im ersten Obergeschoss. Einen Lift gibt es nirgends. Und es sind auch nur “normale” Treppen vorhanden. “Technisch ist die nachträgliche Installation kein Problem. Aber die finanzielle Seite stellt eine Herausforderung dar”, so der Wiesseer Bauamtsleiter Helmut Köckeis, der auf die klammen Mittel der Gemeinde anspielt.

Tegernsee hat das Problem seit Längerem auf dem Schirm, wie Geschäftsleiter Hans Staudacher klarstellt. “Für einen Treppenlift fehlt uns allerdings der Platz. Und ein Außenlift am Rathaus ist aus Denkmalschutzgründen nicht möglich.” Die Stadt hoffe auf technische Weiterentwicklungen, um das Problem irgendwann in den Griff zu bekommen. Derzeit sieht es aber eher schlecht aus.

“Vor Kurzem mussten wir anpacken”

Auch in Rottach sieht man derzeit keine wirkliche Handlungsmöglichkeit, um Rollstuhlfahrern eine “einfache” Lösung per Treppenlift anzubieten und so die Entscheidungen der politischen Vertreter “live” mitzuverfolgen. “Wir würden sie auch hochtragen”, meint Rottachs Geschäftsleiter Josef Brummer. “Vielleicht wird bald bei der energetischen Sanierung des Rathauses etwas in dieser Richtung gemacht.” Beschlüsse dazu gäbe es aber keine.

“Vor Kurzem mussten wir bei einer Trauung anpacken”, so Brummer weiter. Und auch Köckeis hat noch einen Termin zu einem Bauantragsgespräch im Kopf. “Zu zweit hat man damals den Herrn nach oben in den ersten Stock getragen.”

In Kreuth ist in Sachen Barrierefreiheit laut Geschäftsleiter Josef Patzlsperger vor einigen Jahren auf Anregung von Anton Grafwallner eine Rampe vor dem Rathaus gebaut worden. Somit kommen Rollstuhlfahrer beispielsweise in das Einwohnermeldeamt. Die Situation mit dem Sitzungssaal stellt sich allerdings als genauso problematisch wie in Gmund dar.

Dabei ist keine Gemeinde gezwungen, das Problem anzupacken. Denn laut dem Rottacher Bauamtsleiter Walter Hübsch bestehe nur bei öffentlichen Neubauten die Pflicht, diese komplett barrierefrei zu gestalten. “Bei Altbauten handelt es sich um eine Kannregelung.”

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