Im Grunde glich das Vorhaben dem EU-Emissionshandel. Er ist ein Instrument mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen wie CO2 unter möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten zu senken, indem eine begrenzte Zahl an Emissionsrechten ausgegeben und anschließend auf einem Markt gehandelt wird. Ähnliches lag auch den Rottacher Gemeinderäten als Tagesordnung vor. Doch der Reihe nach.
Das Erdgas für Rottach-Egern liefert die TEG, ein Tochterunternehmen des E-Werks Tegernsee. Seit 2011 bietet die TEG ein CO2-neutrales Erdgas an. Wenn die Gemeinde dieses Angebot für ihre Immobilien nutzen würde, bedeute dies „eine Kostenerhöhung von jährlich 4.500 Euro“, stellte Bürgermeister Christian Köck (CSU) klar. Die ersten beiden Jahre würde sich die TEG mit je 2.000 Euro an den Kosten beteiligen.
Mit diesen zusätzlichen Geldern aus dem umweltfreundlichen Erdgas „sollen Projekte für den Klimaschutz auf der ganzen Welt unterstützt werden“, warb Köck, „ob in Indien oder anderswo“. Denn der Klimawandel würde sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Zwar könne man in Rottach „nicht die Welt retten“, aber man habe eine gewisse Mitverantwortung in der Welt für den Klimaschutz, „weil wir auf einer Insel leben“, meinte Köck.
Wiedergutmachung mit zertifizierten Projekten
Die Gemeinde verbrauche 5,4 Millionen Kilowattstunden, wusste Thomas Tomaschek (Grüne). „Das sind 1.370 Tonnen CO2 im Jahr“, die in der Atmosphäre landen würden. Dies könne man wiedergutmachen, in dem man Projekte beispielsweise in Brasilien unterstütze. Diese seien von der UNO zertifiziert, „da ist kein Schmarrn dahinter“. Es wäre eine „einfache Möglichkeit“ für relativ wenig Geld, um die Bilanz der Gemeinde „auf Null“ zu bringen. „Wir können es uns leisten“, meinte Tomaschek.
Martin Strohschneider (CSU) zeigte sich „von der Idee wenig überzeugt“, wenn dann im Himalaya dafür Wasserkraftwerke gebaut würden, obwohl man doch das „gleiche Erdgas verheize“. Wichtiger wäre, wenn man hierzulande mehr Energie aus der Wasserkraft gewinnen könnte. Josef Kaiser (CSU) sah es ähnlich. „Diese CO2- Problematik ist eine irre Industrie“, mit der man sich nur freikaufe. „Unser Ziel soll nicht das Freikaufen sein, sondern dass wir unseren CO2-Ausstoß senken“. Kaiser fand diesen Vorschlag „total kontraproduktiv“.
Freikauf umstritten
Man müsse erst vor der eigenen „Türe kehren“, meinte Georg Höß (FWG). Zu einer Kontroverse kam es, als Tomaschek seinen Kritikern entgegnete: „Wer jetzt nicht mitmacht, lässt diese sauren Tonnen in der Luft“. „Das lasse ich nicht auf mir sitzen“, meinte Kaiser, etwas deutlicher im Tonfall. Das sei so eine „typische Mentalität“ mit dem Freikaufen, so Kaiser. Er heize seit neun Jahren mit Holz als regenerative Energie. Außerdem habe er auf dem Dach eine Solaranlage und kaufe vom E-Werk den teureren Wasserkraftstrom. „Das könnte man mehr fördern“. Er gehe eben anders an den Klimaschutz heran, warb Kaiser für sein Konzept.
Nachdem die Diskussionen emotionaler wurden, meinte Köck, er hätte nicht gedacht, dass sich in der letzten Sitzung des Jahres „noch richtig was rührt“. Für Josef Lang (CSU) hört sich dieses CO2-neutrale Erdgas „in der Theorie schön an“ und verwies auf einen Spruch: „Es macht das Schwimmbad nicht sauberer, wenn man eine Pinkelecke schafft“. Anton Maier (CSU): „Mit der Sanierung der gemeindlichen Häuser wäre das Geld besser angelegt“. Dann müsse man weniger Erdgas verheizen. „Das ist der allerbeste Weg“. Die Mehrheit von 11:8 Stimmen sah es genauso.
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