Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Folgen haben können. Das waren wohl die Gedanken von Bauamtsleiter Walter Hübsch sowie vom versammelten Gemeinderat am Dienstagabend.
Dabei musste Hübsch in seiner Funktion vor allem Probleme beim geplanten Tiefgaragebau und der darauf vorgesehenen Kinderkrippe vortragen. An der einen Stelle müsse die Decke um ein paar Zentimeter abgesenkt werden. Woanders kann einem Anlieger der Abstand gar nicht groß genug sein. Und zu guter Letzt bedrohen „fliegende Mäuse“ den Zeitplan des Großbauprojekts.
Doch der Reihe nach. Eigentlich wollte der Gemeinderat einen Satzungsbeschluss treffen und die Bebauungspläne für die Errichtung der Tiefgarage, der Kinderkrippe und der Turnhalle absegnen. Doch dazu kam es nicht.
Laut der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Miesbach fehlt nämlich noch ein Gutachten, das vorab von der Gemeinde erstellt werden muss. “Kleine” Ursache, große Wirkung. Denn anhand des Gutachtens soll festgestellt werden, ob der Artenschutz von Fledermäusen und die Brutzeiten von Vögeln gewahrt bleiben. Sollten dort solche Arten leben, ist das Abholzen von Bäumen nur außerhalb der Brut zwischen Oktober und Februar möglich.
Hafner beißt sich selbst auf die Zunge
Für Bürgermeister Franz Hafner beinahe eine Unzumutbarkeit. Hafner fürchtet im schlimmsten Falle auch, dass das Großprojekt um mehrere Monate verzögert werden könnte.
Bauentwürfe für eine Tiefgarage und den Ersatzbau einer Turnhalle nicht genehmigen zu dürfen und einen Baum nur außerhalb der Brutzeiten zu entfernen, weil da vielleicht eine fliegende Maus oder Vögel in ihrem Brutverhalten gestört werden – für mich ist das absolut haarsträubend.
Da stellt sich bei mir jedes Haar einzeln auf, wie blöd wir in unserer Republik sind und uns selbst solche Vorschriften machen, die sow as von […] sind.
Kurzerhand entschied der Gemeinderat einstimmig, das geforderte Artenschutzgutachten erstellen zu lassen und im Eilverfahren nochmals eine Stellungnahme der unteren Naturschutzbehörde vom Landratsamt einzuholen. Den Bebauungsplan wolle man dann bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 24. Juli absegnen.
Anlieger schaltet Anwalt ein
Darüber hinaus hat die Gemeinde aber nicht nur Probleme mit eventuellen Gutachten. Ein Anlieger hat einen Anwalt eingeschaltet und will verschiedene Dinge geklärt haben. Dazu zählt beispielsweise die Einhaltung eines Mindestabstands zur Grundstücksgrenze.
Per Schreiben werden sechs Meter Abstand zum Haus eingefordert. Dieser wird laut Hübsch zum Hauptgebäude eingehalten. Zur angrenzenden Garage seien es „nur“ 5,5 Meter. Da es sich hier jedoch um ein Nebengebäude handelt, brauche es lediglich vier Meter.
Außerdem hat derselbe Anlieger zusammen mit der Gemeinde die Errichtung einer Schallschutzwand, eines Zaunes und die Anpflanzung einer Buchenhecke vereinbart. Da die Tiergarageneinfahrt eingehaust ist – also unterirdisch verläuft –, drohe keine zusätzliche Lärmemission. Der Forderung nach einer Lärmschutzwand will die Gemeinde daher nicht weiter nachkommen. Hecke und Zaun werden aber wie vereinbart errichtet und angepflanzt.
Tiefgarage wird 20 Zentimeter niedriger
Unabhängig von dem vertagten Beschluss zum Bebauungsplan und den Nachfragen des Rechtsanwalts hat die Gemeinde zusätzlich die Planung der Tiefgaragen ein wenig nachgebessert.
Da der Kinderkrippenbau auf der Tiefgarage ein eigenes Fundament benötigt und dadurch um bis zu 75 Zentimeter über dem Niveau des Kindergartens liegt, muss man beim Bau der Tiefgarage entweder tiefer in die Erde oder eben die Deckenhöhe absenken. Rottach hat sich für die Absenkung der Deckenhöhe entschieden.
Gegen eine tiefere Baugrube sprechen laut Hübsch aber nicht nur die Mehrkosten, sondern auch Probleme mit der Statik. Wichtig sei auch noch ein weiterer Faktor: „Wir gehen in unseren Planungen 3,60 Meter in die Tiefe. Ab vier Metern liegen wir im Bereich des sogenannten 100-jährigen Hochwasserschutzes“, betonte Hübsch.
Betroffen seien davon 16 der 58 Tiefgaragenstellplätze. „Immer noch zehn Zentimeter mehr, als bei vielen anderen Tiefgaragen üblich“, bemerkte Jakob Appoltshauser (SPD).
Nach über einer Stunde Stellungnahmen, Anwaltsschreiben und Planungsnachbesserungen war der Tagesordnungspunkt abgearbeitet. Wann es mit dem eigentlichen Bau nun endlich losgeht, bleibt ungeklärt. Eines ist indes sicher: Bis Tiefgarage, Krippe und Turnhalle fertig erbaut sind, wird der Gemeinderat sich sicherlich noch das eine oder andere Mal damit auseinandersetzen dürfen oder müssen.
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