Rottach lehnt Klinik-Neubau ab

Im Fall der Orthopädischen Klinik auf der Point meldet sich jetzt die Gemeinde zu Wort, die zumindest optisch von dem Neubau am meisten betroffen ist.

So will der Rottacher Gemeinderat diesen nicht widerspruchslos hinnehmen. Er fürchtet, dass der Blick von der Seestraße durch den prominenten Bau in der Egerner Bucht beeinträchtigt wird. Besonders pikant: Rottach kontert mit beinahe demselben Schreiben, mit dem Tegernsee vor elf Jahren versuchte, den Medical Park in Bad Wiessee zu verhindern.

Rottach befürchtet durch den Bau eine Beeinträchtigung der Seestraße
Rottach befürchtet durch den Bau eine Beeinträchtigung der Seestraße.

Der geplante Neubau der Orthopädischen Klinik in Tegernsee schlägt weiter hohe Wellen. Nachdem die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal schon eine Demonstration für den kommenden Samstag angekündigt hat, will sich nun auch der Rottacher Gemeinderat gegen den Neubau zur Wehr setzen ‒ und bricht dabei ein Gentlemen’s-Agreement.

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Planung löst Entsetzen aus

Denn eigentlich herrscht zwischen den Gemeinden der ungeschriebene Grundsatz, dass man in die Planungen der anderen Orte nicht hineinredet. Zunächst hatte man sich in Rottach auch daran gehalten. Doch als die wahren Ausmaße des Projekts in die öffentliche Wahrnehmung rückten, entschied man sich doch dazu, eine Stellungnahme abzugeben.

„Die Planung hat bei vielen Bürgern und auch Gästen Entsetzen ausgelöst. Und ich glaube, zu Recht“, erklärte Gemeinderat Josef Lang (CSU) in der gestrigen Sitzung. Vor allem die Genehmigung von sechs Vollgeschossen direkt am See konnte Lang nicht nachvollziehen. „Es geht hier um die Point, eine der empfindlichsten Stellen am Tegernsee“, so Lang.

Rottacher Prachtstraße betroffen

Auch der CSU-Bürgermeisterkandidat Christian Köck äußerte Kritik an der nun öffentlich gewordenen Höhenentwicklung von rund 16 Metern. Die bisherigen Darstellungen der Klinik seien dann doch sehr geschönt gewesen. „Wenn ich mir den Ruperti-Hof ansehe, der ist schon acht Meter hoch. Da kann man sich vorstellen, was das für ein Riegel wird“, so Köck.

Und genau dieser sei dann von der Seestraße aus zu sehen, in der viele Häuser schon seit Jahrzehnten vermietet seien und damit auch Kultur vermitteln. „Das schreit zum Himmel! Es ist wichtig, dass wir uns hier wehren“, stellte Köck klar.

Die Darstellungen seien bisher geschönt gewesen, meint Christian Köck (CSU)
Geschönte Darstellungen des Neubaus auf der Point?

Dass man für Vorwürfe in Rottach-Egern eventuell in der falschen Position sei, da man ja selber die Überfahrt genehmigt habe, wollte der Gemeinderat hingegen nicht gelten lassen. Denn das Seehotel Überfahrt habe maximal vier Geschosse und sei ebenerdig. Die Klinik hingegen stehe auf einem Hügel und habe sechs Geschosse, so Lang.

Und auch Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) betonte: „Auch wenn das in der Vergangenheit vielleicht anders gehandhabt wurde, es ist an der Zeit, über die Gemeindegrenzen hinaus zu denken.“

Tegernsees eigene Stellungnahme

Außerdem holt Tegernsee nun eine Entscheidung aus der Vergangenheit wieder ein. Denn Josef Lang, der bereits seit 25 Jahren Gemeinderat ist, hatte extra die Stellungnahme zum Medical Park herausgesucht, die die Stadt vor rund elf Jahren verfasst hatte.

Schon damals war die Rede davon, dass Gäste und Bevölkerung den Tegernsee als Ganzes betrachten würden. Und auch, dass eine orthopädische Klinik nicht auf eine Seenähe beziehungsweise den Seeblick angewiesen sei. „Daher regt der Stadtrat an, die Baumasse an einer anderen Stelle, weg vom See, zu positionieren“, heißt es in dem Schreiben von 2002, unterzeichnet von Bürgermeister Peter Janssen.

Rote Fahne aufheben

Langs Vorschlag war nun, dass man dieses Schreiben als Vorlage verwendet und es als Stellungnahme Rottachs dem Stadtrat zukommen lässt. Dass der Tegernseer Stadtrat davon vermutlich nicht begeistert sein würde, war auch dem langjährigen Gemeinderat klar.

Er habe bereits mit zwei Kollegen gesprochen, die sehr erzürnt über sein Ansinnen waren. Eine offizielle Stellungnahme aus dem Tegernseer Rathaus war heute hingegen nicht zu bekommen. „Ich bitte um Verständnis, dass ich erst das offizielle Schreiben abwarten möchte“, so Janssen.

Das Rottacher Gremium ließ sich von einer möglichen Reaktion aber nicht abschrecken. Einstimmig entschied man, die „rote Fahne aufzuheben“, wie es Bauamtsleiter Walter Hübsch formulierte. „Das sind wir unseren Gästen und Bürgern schuldig“, so Lang abschließend.

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