Der Hype um Baugenehmigungen war auch in der Sitzung des Ortsplanungsausschusses wieder deutlich nachzuvollziehen. Die Zuschauerreihen waren dicht gedrängt von Bauwerbern und ihren Architekten, da es am Ratstisch um ihre Eingaben ging. Allein sechs Tagesordnungspunkte von zehn befassten sich mit Neubauten von Mehrfamilien- und Reihenhäusern.
Meist sollte der Altbestand verschwinden und durch „maximale Bebauung“ ersetzt werden. So, wie die Gemeinde seit Jahren ihr Ortsbild verändert. Zweitwohnungen für Betuchte statt Wohnraum für Einheimische. „Es geht viel an Identifikation verloren“, klagte Köck noch am Montag in der Bürgerversammlung.
Doch seine Kritik blieb bei Bauträgern offenbar ungehört, sie machen einfach so weiter. Auch bei zwei Mehrfamilienhäusern am Parkweg, wo der gesamte Baumbestand, darunter eine historische Linde, einer Tiefgarageneinfahrt weichen müsste, genauso wie ein kleiner Hügel an der Fürstenstraße. „Die geplante Bebauung kommt uns sehr massiv vor“, beklagte Köck, deshalb empfehle er keine Genehmigung.
Doch die Crux ist hier, wie so oft, dass das Landratsamt bereits signalisiert habe, es würde das Vorhaben genehmigen. Denn es gebe in der unmittelbaren Nachbarschaft Präzedenzfälle, wie das herrschaftliche Radolin-Anwesen, das Rottach-Egern und die Stadt Tegernsee gemeinsam geerbt haben. Nach Köcks Ansicht handele es sich hier aber um ein historisches Gebäude, das nicht als Bezugsfall erhalten könne. Wenn dies gelte, so Köck, „haben wir verloren“.
„Nummer kleiner“ – so die Devise
Bauamtsleiterin Christine Obermüller: „Nachdem nun die Hausecken ausgesteckt wurden, ist erst die Massivität der beiden Häuser richtig sichtbar“. Die Bauwerber wollten auch eine Abweichung von der Gestaltungssatzung und statt sechs Meter Abstand zur Straße nur vier Meter. Köck bekräftigte seine ablehnende Haltung auch damit, dass bei Neubauten keine Zwänge bestehen würden, „das Ganze auch eine Nummer kleiner“ zu machen.
„Wenn es so aussieht, dass das Landratsamt wieder das Einvernehmen ersetzt, können wir da nicht vor das Verwaltungsgericht ziehen“, fragte Jakob Appoltshauser (SPD). Diese Überlegung sollte man sicherlich irgendwann anstellen, pflichtete ihm Köck bei, „doch jetzt sei zunächst einmal die Entscheidung der Gemeinde gefragt“. Und die war eindeutig: einstimmig wurde der Antrag auf Vorbescheid abgelehnt.
„Perfekte Verdichtung“
Nicht anders erging es dem geplanten Vorhaben mit Mehrfamilienhaus und Tiefgarage auf einem unbebauten Grundstück in der Karl-Theodor-Straße gegenüber dem ehemaligen Gasthof Glasl. Dort wird bereits jeder Quadratmeter mit einer dichten Bebauung des Areals zu Betongold gemacht. Gleiches hat nun eine „cwbauprojekte GmbH“ in ihrem Antrag auf Vorbescheid für die Baulücke vor.
In ihr soll ein 12 mal 22 Meter großes Haus entstehen. „Somit ist die Verdichtung in diesem Gebiet nun perfekt“, gab Köck zu bedenken und verwies auf seine Mahnung bei der Bürgerversammlung, mit dem Eigentum verantwortungsvoll umzugehen. „Verkauft bitte nicht so leichtfertig eure Immobilie im Tal“.
Doch der Grundstückseigentümer scherte sich offenbar wenig darum und verkaufte an den Meistbietenden. Da die Glasl-Bebauung nicht als Bezugsgröße jenseits der Straße gelten könne, so Obermüller, „wird in dieser Größe die Bebauung nicht geduldet“. Da auch hier wieder der Bauträger „das Maximum“ aus dem Grundstück rausholen wolle, so Köck, fand auch diese Planung keine Gnade in den Augen der Gemeinderäte.
Baustil Viehtransporter
Auch das Vorhaben mit drei Reihenhäusern samt Tiefgarage in der Robert-Holzer-Straße fiel durch. Die KAWO Projektentwicklungs GmbH hatte zu „abenteuerlich“ geplant. Die 15 Dachfenster würden nicht der Gestaltungssatzung entsprechen, genauso wenig die zu kurzen Vordächer über den Balkonen. Zudem gleiche der Baustil mit den horizontalen Schiebeläden mehr einem „Viehtransporter“, kritisierte Köcks Vize Josef Lang (CSU).
Solche Häuser passen überhaupt nicht daher. Dies sahen alle am Ratstisch ähnlich. Einstimmige Ablehnung. Wohlwollender waren die Ausschussmitglieder bei Bauvorhaben in der Georg-Hirth-Straße 7 und der Dr.-Scheidstraße 4. Hier fallen allerdings bestehende Altbauten der Planierraupe zum Opfer.
Ein Fazit als Beobachter könnte sein, dass man nun in Rottach den Ernst der Lage erkannt hat und es Investoren mit Geldkoffern künftig schwerer haben könnten. Die nächsten Sitzungen des Ortsplanungsausschusses werden es zeigen, ob dies heute nur ein kurzes Aufbäumen war oder ein längerfristiger Trend.
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