Rottacher Gemeinderat beschwert sich böse über Gmunder Bürgermeister Preysing

Jakob Appoltshauser hat seinem Ärger Luft gemacht

Das Thema Schule und die Aufregung darüber will im Tal scheinbar keine Ende nehmen. Am Dienstag auf der Rottacher Gemeinderatssitzung kam das Thema am Ende der Sitzung wieder auf. Aber auch hier war es nur die Wortmeldung eines einzelnen Gemeinderates. Jakob Appoltshauser (SPD) beschwerte sich böse über den Angriff des Gmunder Bürgermeisters Georg von Preysing während dessen letzter Sitzung. Hier die Rede von Herrn Appoltshauser im Wortlaut:

Ich möchte meine Enttäuschung sagen. Bisher war es so üblich, dass von einem Gremium die anderen Gremien nicht kritisiert worden sind. Aber wenn ich ich aus der Tegernseer Zeitung entnehmen muss, dass sich der Bürgermeister in Gmund über die verschiedenen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte auslässt… Ich weiß nicht in welche Ecke die uns da stellen wollen, als dass die, die gegen das Schulsystem gestimmt haben, nicht intelligent genug wären, das zu beurteilen.

Da muss ich mich schon fragen, ob der Herr von Preysing kein Demokratieverständnis hat? Aber er heißt ja “von” und der Adel hat ja auch kein Demokratieverständnis gekannt. Oder geht beim Herrn von Preysing die Demokratie erst bei 50% aufwärts los? – Weil da kann man dann ja bestimmen, wie man will.

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Ausgerechnet die Kritik von Herrn von Preysing, der eigentlich vor seiner eigenen Türe kehren sollte. Grad wenn ich daran denke, an seine nicht privilegierte Gartenlaube oder über die Äußerungen beim Bürgerbegehren zu Kaltenbrunn…

Als Bürgermeister sollte man schon ein bisschen mehr Distanz haben und ein bisschen mehr Vorsicht. Das kann ich im engeren Kreis sagen. Aber nicht in einer Sitzung öffentlich. Da sollte er sich schon ein bisschen zurückhalten. Und dann ist er dazu auch noch stellvertretender Landrat.

Das ist in meinen Augen eine große Blamage.

Bürgermeister Franz Hafner reagierte allerdings sehr zurückhaltend auf die Äußerung. Der Vollständigkeit halber auch seine kurze Antwort im Wortlaut:

Jockel, Du wirst mir sicher verzeihen, wenn ich dazu keine Stellungnahme abgebe.

Ich find’s aber auch nicht richtig, wenn man sich auf dieses Niveau der gegenseitigen Unterhaltung begibt. Dass man da öffentlich in Sitzungen aufeinander losgeht. Das halte ich nicht für richtig.

Ich nehme es zur Kenntnis, dass das Deine persönliche Meinung ist und will das jetzt nicht weiter vertiefen.

Wir wollen das an dieser Stelle auch nicht weiter vertiefen und lassen die beiden Zitate darum einfach unkommentiert stehen. Darüber soll sich jeder seine eigene Meinung bilden. Weiter unten ist noch die komplette Entstehungsgeschichte des Streites nachzulesen.

Ursprünglicher Artikel vom 17. Juni:
Das Thema “Schulneubau in Gmund – was hat der Wiesseer Gemeinderat wirklich gesagt” wird zu einer echten Posse. Da kreiert die Redakteurin von der Tegernseer Zeitung letzten Samstag eine Nachricht, die auf keinem Fundament steht. Und die weitere Berichterstattung – so wie heute wieder – heizt die falschen Diskussionen nur noch mehr an. Anstatt sich zu besinnen, Spitzen rauszunehmen und ihren eigenen Worten Rechnung zu tragen: “Es soll keine Kirchturmpolitik in den Gemeinden betrieben werden.”

Man muss sich langsam fragen: Was bringt eine Redakteurin dazu so etwas zu tun. Das ist kein guter Journalismus. Das ist fast schon ein Verbrechen am Journalismus und an seinem wichtigsten Grundsatz “Wahrheit und Wahrhaftigkeit”.

Wir denken, das haltlose Anzetteln dieser Diskussion ist ein großer Fehler. Und wir verurteilen diese Vorgehensweise. Auch wenn das sonst keinen interessieren sollte aber die Gemeinderäte die mitlesen, sollen wissen: Nicht alles was die Tegernseer Zeitung schreibt ist wahr. Das ist so wie ein Bürgermeister vor Wochen mal zu uns meinte: “Wenn ich mir die Nachrichten so durchlese, weiß ich manchmal nicht auf welcher Sitzung die von der Zeitung waren.”

Dass jetzt einige Gemeindevertreter auf den von der Tegernseer Zeitung in Gang gebrachten Zug mit aufspringen, ist verständlich. Professionell ist aber auch diese Vorgehensweise nicht. Jetzt werden wieder die alten Kamellen von Ungleichheit und Sich-falsch-behandelt-fühlen rausgepackt. Da wettern die aus dem Norden gegen die aus dem Süden. Und alles, was jemals erreicht wurde, wird zur Disposition gestellt. Sowas ist ein Spiel mit dem Feuer. Weiter bringt es keinen. Eine gewisse Einheit der Talgemeinden gibt es immerhin bereits. Aber diese wegen kurz- bis mittelfristigen politischen Zielen aufs Spiel zu setzen ist unverantwortlich.

Aber all das stört die Tegernseer Zeitung nicht. Die hat auf lokaler Ebene in der letzten Woche etwas geschafft, was die Bild-Zeitung national tagtäglich perfektioniert: Nimm ein kleines Fünkchen Wahrheit, eine Prise falsch verstandene Unwahrheit, einen großen Schuss Übertreibung und mach daraus eine riesen Geschichte mit politischem Sprengstoff. Das verspricht hohe Auflagen, verspricht schöne Diskussionen und sorgt so für eine weitere Steigerung der Auflage. Bravo!

Was dabei auf der Strecke bleibt ist der Journalismus und alles wofür er steht. Von der Bildzeitung kann man nichts anderes erwarten. Von einer lokalen Tagesezeitung mit Monopolcharakter, Verantwortung und einem guten politischem Wissen aber schon. Von einer professionellen Redaktion schon gleich zweimal.

Anmerkung:
Viel reden will man in den Rathäusern des Tales momentan nicht mit uns über die Sache. Mal heißt es zu unserer Nachfrage und dem Verweiß auf den ersten Artikel: “ich gebe Ihnen in vielen Dingen Recht. Allerdings werde ich mich derzeit nicht weiter dazu äußern, Sie kennen ja meine Meinung zur Sache.”
Mal kommt “Ich sage da jetzt nichts dazu, sonst müsste ich sehr viel schreiben! Aber Sie haben das m. E. schon richtig erkannt.” In Wiessee sagte man uns lediglich, dass die Gemeinde das Thema als Einzelvorschlag eines Gemeinderates sieht. “Uns wäre es lieber gewesen, wenn der Ball flach gehalten worden wäre” ist von dort zu hören. Man ist aber auch in einigen Rathäusern der Meinung “nochmal bei Null anfangen zu sollen”. Nur den momentan eskalierenden Streit, den will wirklich keiner haben.

Hier nochmal unser erster Artikel, der die Situation bis heute schildert:

Anmerkung vom 16. Juni / 13:28 Uhr:
“Wir sollten uns ernsthaft überlegen, ob wir in Zukunft noch an Talprojekten mitmachen” schimpfte Bürgermeister Preysing und fügt gleich drohend an: “die Unterlagen für die Zusammenführung der Standesämter habe ich noch nicht unterschrieben. Und überleg mir das auch nochmal!” Gestern Abend war Gemeinderatssitzung in Gmund. Bei Punkt 6 “Informationen des Bürgermeisters” hat man einen Georg von Preysing erlebt, der nur schwer an sich halten konnte. Der Grund: Eine sinnlose Äußerung im Wiesseer Gemeinderat und eine fast noch sinnlosere Berichterstattung in der Tegernseer Zeitung (hier im Artikel weiter unten). Die Tegernseer Zeitung titelte am Samstag: “Realschul-Bau noch einmal auf dem Prüfstand” und der Gmunder Bürgermeister geht an die Decke.

Hickhack um die Schulen

Viel angestauter Frust der letzten Monate hatte sich da wohl Luft gemacht. Das Hickhack um die Schulsituation geht einigen ziemlich auf die Nerven. Mal hieß es Hautptschule in Gmund ja, dann wieder nein. Dann wollte man gemeinsam eine Mittelschule errichten, dann wieder nicht. Einzig auf den Standort Gmund für den Bau der Realschule schien man sich geeinigt zu haben – bis der Wiesseer Gemeinderat Fritz Niedermaier (FWG) sich letzte Woche am Ende der Sitzung zu Wort meldet und den Bau in Frage stellt. Er beantragte eine erneute Überprüfung des Baus am Standort Wiessee. Ernst genommen hat ihn keiner. Eine Reaktion im Gemeinderat war nicht vorhanden und niemand anderes schien dem Antrag besonderen Wert zuzumessen. Tja, einer hat der Sache doch unnötige Aufmerksamkeit geschenkt: Die Tegernseer Zeitung.

Und jetzt gibt’s Streit

Nochmal kurz zur Klarstellung: Jeder, wirklich jeder Gemeinderat darf seine Wünsche und Vorschläge am Ende einer Sitzung einbringen. Nur von Wert muss das deswegen noch lange nicht sein. Überspitzt gesagt hätte Gemeinderat Fritz Niedermaier auch die Prüfung eines Atomkraftwerkes an der Seepromenade beantragen können. Der Wert des Einwandes wäre der Gleiche gewesen. Null. Außer natürlich die Tegernseer Zeitung übernimmt das Thema und macht eine Titelstory daraus…

Eine ernsthafte Gefahr birgt das Ganze trotzdem, wie Bürgermeister Preysing betonte: “Den Landkreistag kennt ihr ja, wenn es da scheinbar um 100.000 Euro weniger geht, springt schnell einer mit auf.” Damit meinte er das von Franz Niedermaier gemutmaßte und von der Zeitung übernommene Argument, der Realschulbau in Bad Wiessee könnte billiger sein. Geprüft hat das aber noch niemand. Das ist nur die Einschätzung eines einzigen Gemeinderates, der weder Architekt noch Bauingenieur ist.

“wenn es um unsere Kinder geht, ist denen alles egal”

Im Gmunder Gemeinderat sind Gestern viele Böse Worte gefallen. Von Verhinderern war die Rede, davon, dass es “bald gar keine Schule mehr im Tal gibt, wenn die Kollegen so weiter machen”. “Die Rottacher Hauptschule fährt an die Wand – das ist klar”, sagte Georg von Preysing und hat nochmal ganz offen und direkt den Austritt aus dem Schulverband angeregt. Er stellte klar, dass die Gemeinde Gmund ein Zusammenschluss mit der Hauptschule Waakirchen auch noch billiger kommen würde, weil im gegensatz zu Rottach an der Waakirchner Schule kaum was gerichtet oder umgebaut werden müsse. “Die Verhandlungen mit Waakirchen laufen bereits” sagte Preysing. Es wurde auch mehrfach betont, dass Gmund die größten Schülerzahlen für die Talschulen stellt und ohne Gmund gar nichts gehen wird. “Die schauen nur nach ihren Wählerstimmen” wurde behauptet und “wenn es um unsere Kinder geht, ist denen alles egal.”

Alter neuer Plan: Gmund bildet Einheit mit Waakirchen

Der kurz skizzierte Plan B sieht folgendes vor. Gmund tritt aus dem Tal-Schulverband aus und bildet einen eigenen Schulverband mit Waakirchen. Die restlichen Talgemeinden bilden ihren eigenen Verband und können, wenn sie denn wollen, einen Verbund mit dem Gmund-Waakirchen-Verband schließen. Gemeinsam könnte man so doch noch eine Zulassung zur Mittelschule bekommen. Die Rottacher Schüler müssten dann allerdings für einige Schulstunden an einigen Tagen pro Woche nach Waakirchen und umgekehrt. Grundbedingung für alles: Die Realschule wird, wie geplant, in Gmund gebaut.

Was wir uns allerdings auch gefragt haben: Der skizzierte Plan und der Austritt aus dem Talverbund, ist ziemlich genau das, was der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing seit einiger Zeit immer wieder vorschlägt und propagiert (mehr dazu in diesem Artikel). Kommt ihm jetzt die unbedachte Äußerung aus Wiessee vielleicht gerade recht und die ganz Aufregung ist zum Teil nur gespielt?

Anmerkung vom 14. Juni / 07:34 Uhr
Leider war der Artikel, auf den wir uns beziehen, nur in der gedruckten Samstags-Ausgabe verfügbar. Sobald er vom Merkur online gestellt wird, werden wir natürlich darauf verlinken.

Ursprünglicher Artikel vom 12. Juni:
Wir hatten ja schon über die “Belanglosigkeiten” und Falschmeldungen der Tegernseer Zeitung geschrieben. Insofern könnte man sagen: Gut, das Thema ist auch irgendwann durch. Aber interessant wird das ganze schon, wenn man sich teilweise auf den gleichen Sitzungen tummelt. Denn es ist faszinierend was da für “Nachrichten” rauskommen. Konstruiert bis gelogen wäre vielleicht zu viel. Aber an den Haaren herbeigezogen ist es allemal. Auch da, liebe Tegernseer Zeitung, habt Ihr mein Verständnis. Eine Zeitung täglich zu füllen ist nicht einfach. Aber wie es nun mal so ist mit Füllmaterial – das wandert am besten in die freien Ritzen und drüber kommt der Putz.

Aber nicht bei euch. Da wandert der ganze belanglose Müll auf die Titelseite. So wie heute wieder:

Realschul-Bau noch einmal auf dem Prüfstand?
Erweiterung des Wiesseer Gebäudes statt Neubau in Finsterwald: Kreisausschuß soll abermals beraten.

Das ist die zweite Titelgeschichte. Der Artikel drüber zum Strandbad in Tegernsee ist zwar nicht besser. Aber die konstruierte Geschichte zum scheinbar auf der Kippe stehenden Realschul-Bau in Gmund ist wirklich einmalig.

Zur Erklärung: Am Ende der Diskussion zum Schulcontainer-Thema im Wiesseer Gemeinderat am Donnerstag meldete sich Fritz Niedermaier (FWG) zu Wort. Sein Vorschlag, man solle doch mal prüfen, ob nach dem Abriss des Feuerwehrhauses und der Turnhalle das ganze Areal nicht einfach zu der Gesamt-Realschule erweitert werden könne. Denn er glaubt das komme wahrscheinlich um die Hälfte billiger als wie ein Neubau in Finsterwald und überhaupt wäre es ja egal ob die Schüler nach Wiessee fahren oder nach Gmund und dann sind ja auch die Finanzen des Landkreises so mies – hat er in der Zeitung gelesen.

Der zweite Bürgermeister, Robert Huber, der als Vertreter des Gremiums alle Vorschläge der Gemeinderäte aufnehmen muss, bügelt den Vorschlag in einer knapp 10-sekündigen Antwort mit diesen Worten ab:

“Es ist mein Auftrag als Mitglieds eines Gremiums eine Anregung aufzunehmen.
Ich bin Mitglied des Kreisausschusses und werde das so vortragen, wie du es
eingebracht hast. Und dann schauen wir auf die Ressonanz letztendlich.”

Also zusammengefasst: Ein Gemeinderat macht einen nicht-fundierten Vorschlag. Dieser wird von niemanden diskutiert und auch nicht ernstgenommen. Und derjenige, der das Thema weiteregeben soll, bügelt den Vorschlag in 10 Sekunden ab.

Daraus eine Titelgeschichte zu machen, die dem Leser das Gefühl gibt, der Bau in Gmund stehe auf der Kippe, ist mehr als dreist. Das ist leserverdummend, konstruiert und schlussendlich eine Täuschung.

Was wir uns jetzt fragen: Warum macht die Tegernseer Zeitung sowas? Sind das wirklich Füllprobleme? Oder soll eventuell noch mehr Unsicherheit beim Thema Schule im Tal geschürt werden? Haben die Menschen von der Zeitung einfach keine Lust, hintegründiges zu berichten? Warum schreibt man nicht darüber, wie es das so scheinbar erfolgreiche Monte Mare (Die Zeitung berichtete) einfach nicht auf die Reihe bekommt, das Strandbad in Tegernsee richtig zu betreiben?

Für sowas 27 Euro im Monat zahlen? Wer`s mag. Mein Abo habe ich schon gekündigt. Aber danke trotzdem für die tollen Bilder von der Feier des Hotels Das Tegernsee. Die Werbung war sicher nicht billig.

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