Der Fassaden- und Gebäudezustand der Post direkt neben dem Rottacher Rathaus ist ein Dauerbrenner und dem Gemeinderat seit Langem ein Dorn im Auge. Um etwas am desolaten Zustand des Hauses zu ändern, ist die Gemeinde jedoch auf Eigentümer Hermann Elmering angewiesen.
Doch das Verhältnis zwischen beiden Seiten ist gestört. Bereits in den vergangenen Jahren hat Elmering stets versichert, das Gebäude sanieren zu wollen. Bislang ist nur wenig passiert. Das Areal verkommt zusehends.
Das Gelände der Post in Rottach-Egern in der Nördlichen Hauptstraße liegt mitten im Ortskern der Gemeinde und ist stark frequentiert. Touristen wie Einheimische gehen und fahren daran vorbei, wenn sie im Ort was erledigen wollen. Der Zustand des langgestreckten Gebäudes ist unterdessen wenig präsentabel.
Der Rottacher Gemeinderat würde daran gerne etwas ändern und diskutiert regelmäßig über die Causa Postamt. Erste Spannungen zwischen Elmering und dem Gremium gab es dabei bereits im Mai 2010.
Elmering forderte Entschuldigung
Damals kursierten Gerüchte rund um die finanzielle Verfassung des Eigentümers. Gemeinderätin Gabriele Schultes-Jaskolla hatte diese Frage auch im Gemeiderat in den Raum gestellt. Elmering forderte daraufhin in einem offenen Brief eine Entschuldigung durch Schultes-Jaskolla und eine Rüge durch Bürgermeister Franz Hafner.
Im Dezember 2011 kam dann erneut Bewegung in die Angelegenheit. Diesmal war es jedoch nicht Gemeinderätin Gabriele Schultes-Jaskolla sondern Karl Deisler, der die „Grundsatzdiskussion“ anfachte. Deisler spielte auf drei zerborstene Telefonzellen-Türen an, die nach seinen Vorstellungen mit Verbundplatten vernagelt werden sollen.
Die Angelegenheit landete auf dem Tisch des Rottacher Bauamtsleiters Walter Hübsch. Dieser schickte einen Tag nach der Versammlung ein Fax an den Eigentümer. „Der Mangel wird behoben“, versicherte Elmering gegenüber Hübsch.
Dabei wollte er die zerborstenen Glastüren nicht einfach „nur vernageln“, wie es der Gemeinderat gefordert hatte. Im gleichen Gespräch mit dem Bauamtsleiter deutete Elmering weitere Gebäudesanierungen an. Allerdings nur, wenn er als Eigentümer Planungssicherheit bekommt.
Und das, so Elmering, sei abhängig von einem neuen Mietvertrag mit der Postbank. “Viele Hürden haben wir ausgeräumt und Unklarheiten aus der Welt geschafft. Es ist noch nichts in trockenen Tüchern und auch ein neuer Mietvertrag ist noch nicht unterzeichnet,“ so Elmering im Gespräch mit Walter Hübsch Ende des Jahres 2011.
Planungssicherheit gegen Sanierungswünsche
Sobald aber Planungssicherheit besteht, solle es am Postgebäude umfassende Sanierungsmaßnahmen geben. Walter Hübsch versicherte damals auf Nachfrage, dass zwischen Verwaltung, Bürgermeister Franz Hafner und Hermann Elmering immer konstruktive Gespräche stattgefunden hätten. Insgesamt gab man sich in Rottach zuversichtlich, was die Zukunft des Gebäudes und die Fassadengestaltung betrifft. Im Jahr 2012 sollte sich alles zum Guten fügen.
Doch diese Hoffnung hat sich mittlerweile in Luft aufgelöst. Genauso wie die guten und konstruktiven Gespräche zwischen den Parteien. Die erhoffte Sanierung wurde bis heute nicht in die Wege geleitet. Und auch die Haltung der Gemeinde zu dem Eigentümer ist mittlerweile kritisch-zurückhaltend, wie Rottachts Bürgermeister Franz Hafner vor einigen Tagen auf Nachfrage durchblicken lässt:
Das Postgebäude ist Privateigentum von Herrn Elmering, seine Planungen kenne ich nicht. Des weiteren haben wir seit Monaten keinen Kontakt mehr gehabt.
Dass die Gemeinde gerne was an dem gegenwärtigen Zustand des Gebäudes ändern würde, steht dabei außer Frage. “Wir, und da meine ich auch den Gemeinderat, haben allerdings keine Chance auf einen Durchgriff. Das wäre Eingriff in fremdes Eigentum,” so Hafner zum Rottacher Dilemma.
“Gemeinde darf sich glücklich schätzen”
Auch viele Bürger sehen den derzeitigen Zustand des Gebäudes kritisch. “Ich finde es zwar gut, dass es in Rottach noch ein Postamt gibt, die Außenansicht auf das Gebäude ist jedoch eine Schade für den Ort,” so eine 55-Jährige Rottacherin gestern Mittag. Mit dieser Meinung steht die Frau nicht alleine da, wie wir von weiteren Passanten erfahren.
Die Angestellten im Postamt sind ebenfalls nicht allzu glücklich mit den Umständen. Man werde oft angesprochen auf das verfallende Gebäude, hören wir hinter vorgehaltener Hand. Öffentlich äußern dürfen sich die Mitarbeiter jedoch nicht. Anweisung von oben.
Eigentümer Hermann Elmering betont unterdessen, dass “sich die Gemeinde Rottach-Egern glücklich schätzen darf, ein so schönes und funktionierendes Postamt in zentraler Lage zu haben.” Zu den weiteren Sanierungsplänen will sich der Hausbesitzer jedoch auch auf mehrmalige Nachfrage nicht äußern.
Bürgermeister Hafner bleibt indes nichts anderes übrig als abzuwarten. Auf eventuell auftauchende Aussagen Elmerings gibt der Rottacher Rathaus-Chef nicht mehr allzu viel: “Ich glaube mittlerweile nur noch das, was ich mit eigenen Augen sehe.”
SOCIAL MEDIA SEITEN