Rottacher Zeitreise

300.000 Euro – so viel ist die neue Ausstellung im Kutschenmuseum den Rottachern wert. Zwar räumlich kleiner aber feiner ist die Schau bäuerlicher Gefährte geworden. Dabei ist das Ziel mittlerweile deutlich ambitionierter: ein Gesamtkonzept mit Gastronomie und Möglichkeiten für die Jugend wolle man realisieren.

Bürgermeister Christian Köck eröffnete das neugestaltete Kutschenmuseum.
Bürgermeister Christian Köck eröffnete das neugestaltete Kutschenmuseum.

Zu entdecken gibt es viel auf den nun 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Neben Kutschen aus den vergangenen Jahrhunderten ziert auch ein originalgetreues Modell des ersten Autos der Welt die Schau, der sogenannte Benz-Patent-Motorwagen von 1885 im Maßstab 1:16. Diese Dauerleihgabe stammt aus einer Privatsammlung.

„Sie verdeutlicht den Schritt von der Fiakerei zu den ersten motorisierten Gefährten, die die Pferde nach und nach aus dem Ortsbild verdrängten“, erinnerte Bürgermeister Christian Köck (CSU) bei der gestrigen Eröffnung an die Veränderung der Fortbewegung. „Diese Ergänzung mit dem Benz-Auto zeigt den Schritt in eine neue Zeit“. Hundert Jahre zuvor wurde das Glanzstück der Ausstellung gebaut: der Reiselandauer aus dem Jahr 1780. Er war als Postkutsche unterwegs und bot zehn Personen Platz. Selbst der Kutscher saß im Trockenen.

Anzeige

„Gesamtkonzept“ als Besucherreiz

Eine spannende Geschichte gibt es auch zu einem anderen Exponat, einem kostenbaren Pferdegeschirr, das der Schah von Persien in Auftrag gab. Reza Pahlevi hatte es bei der Münchner Sattelfabrik Kieffer bestellt. Doch nach dem Sturz der Monarchie 1973 verweigerte der neue Herrscher Ayatollah Khomeini die Bezahlung von 25.000 Mark. So kam das Stück mit dem Schah-Wappen auf Vermittlung des Alt-Bürgermeisters Konrad Niedermaier (78) einst ins Museum.

Ansonsten vermittelt das neugestaltete Kutschenmuseum eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die Besucher erhalten einen Eindruck vom Transportwesen, der Arbeit der Bauern und Holzknechte sowie der Almbewirtschaftung. Dabei wird auch an die schwere körperliche Arbeit und an das Geschick im Umgang mit Pferden und schweren Lasten erinnert: vom einheimischen Gäuwagerl bis zur herrschaftlichen “Gouverness”.

kutschenmuseum rottach-egern

Neben fuhrmännischem Zubehör ist alles vertreten, was einen Gespannfahrer und Pferdefreund in den Bann zieht. Köck erinnerte auch an den ersten Rosstag, der 1968 stattfand und im Winter darauf erstmals das bäuerliche Pferdeschlittenrennen. Daher sei die Schlittensammlung etwas Besonderes. Vermitteln soll dies in ein paar Jahren ein zweisprachiger Audi-Guide, den eine namhafte Stiftung sponsern werde, so Köck.

Seinen Ursprung fand das Kutschenmuseum mit den Sammlungen des Pferdenarren Thomas Böck. Seine Raritäten erwarb der damalige Bürgermeister Konrad Niedermaier für die Gemeinde 1997. Deren Ziel war die Errichtung eines Kutschenmuseums. Im Oktober 2001 wurde es eröffnet, von Niedermaiers Nachfolger Franz Hafner. Knapp 15 Jahre später obliegt es dann dem nächsten Bürgermeister Christian Köck, das „Gesamtkonzept“ zu eröffnen.

Holpriger Minigolfplatz

Dazu zählt er vor allem das Café Gäuwagerl (ausführlicher TS-Bericht), das nun von der Wirtsfamilie Bogner betrieben wird. Köck hofft, dass das Café mit dazu beträgt, „das Kutschenmuseum wieder mit Leben zu erfüllen“.

Noch aufgemöbelt werden soll der angrenzende Minigolfplatz. „Da müssen wir noch etwas tun, da die Bahnen nicht mehr in einem einwandfreien Zustand sind“. Der Platz, der auch von der Familie Bogner betreut wird, sei vor allem für die Jugend gedacht, „er ist Teil des Gesamtkonzepts“. Zu dem sicher auch der „Voitlhof zum Zotzn“ gehört, der gerade gegenüber entsteht und dessen Einweihung Ende des Jahres gefeiert werden soll.

Die Glaslhang Musi spielt zur Eröffnung auf.
Die Glaslhang Musi spielt zur Eröffnung auf.

Einst war das Museum im Gsotthaberhof bis 1803 ein Lehen des Benediktinerklosters Tegernsee. Bereits 1346 wurde es in einer Chronik erwähnt. Der alte Hof existiert allerdings nicht mehr. Er wurde im Oktober 1933 ein Raub der Flammen. Damit stand der Wiederaufbau nicht mehr unter Denkmalschutz. Seit 1953 gehört der Gsotthaber Hof der Gemeinde Rottach-Egern. Pächter des Café Gäuwagerls auf zunächst zehn Jahre ist die Familie Bogner.

Senior Sepp Bogner war sichtlich zufrieden über die erwartungsvollen Worte seines Bürgermeisters. Auch sonst wurde nicht mit Lob gespart. Das könnte ein richtiger Besuchermagnet werden, war von amtlicher Seite zu hören. Eine Bürde, der sich die Bogners gestellt haben.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner