Rottachs Angst vor dem Bauboom

Der Besitzer des Gästehauses Pfatischer will sein Haus abreißen und Wohnungen bauen. Doch die Gemeinde Rottach-Egern hat etwas dagegen. Sie will eine massive Bebauung in dem Gebiet um jeden Preis verhindern. Zum Schutz bedient sie sich jetzt eines Vorwands.

Aus dem Gästehaus Pfatischer sollen Wohnungen werden. Doch die Gemeinde hat etwas dagegen.
Aus dem Gästehaus Pfatischer sollen Wohnungen werden. Doch die Gemeinde hat etwas dagegen.

Das Gästehaus Pfatischer in der Ludwig-Thoma-Straße gehört zu den Rottacher Traditionshäusern. Da Inhaber Bernd Pfatischer aber niemanden in der Familie hat, der das Gästehaus auch nach seinem Ruhestand betreiben will, plant er dort drei Wohnhäuser und eine Tiefgarage.

Im Rottacher Rathaus ist man alarmiert. Eine solche Verdichtung auf dem Grundstück könnte Signalwirkung für die Umgebung haben. Außerdem will die Gemeinde keine weiteren Gästebetten verlieren.

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Rottach erlässt Veränderungssperre

Der anhaltende Bauboom ist eine der großen Herausforderungen für die Gemeinde Rottach-Egern – und das, obwohl seit fast 30 Jahren kein neues Bauland ausgewiesen wurde. Findige Bauträger kaufen vorhandene Grundstücke auf und versuchen, dort eine größtmögliche Bebauung umzusetzen. So werden die Flächen immer mehr verdichtet und immer neue Präzedenzfälle geschaffen. Fügt sich das Vorhaben in die nähere Umgebung ein, steht die Gemeinde dem oft machtlos gegenüber.

Im Falle des Gästehauses Pfatischer schieben die Verantwortlichen im Rottacher Rathaus nun jedoch einen Vorwand vor, um die Bebauung verhindern zu können. Das Haus befindet sich im Sondergebiet Fremdenverkehr, in der weiteren Umgebung befinden sich einige andere Gästehäuser mit insgesamt 116 Betten. Eine Umwandlung in Wohneigentum ist daher nicht im Sinne der Gemeinde. Bernd Pfatischer kann das allerdings nicht nachvollziehen. Er betonte gestern:

Eine touristische Prägung in diesem Gebiet ist nicht vorhanden. Mein Gästehaus ist das einzige in Sichtweite. Ich brauche für die Zukunft eine Planungssicherheit.

Er warf der Gemeinde zudem vor, sie habe nichts dafür getan, um das dortige Sondergebiet Fremdenverkehr zu stärken. „Ihr habt das Gebiet verkehrstechnisch ja auch nicht geschützt“, bemängelte Pfatischer den immer stärker werdenden Verkehr entlang der Ludwig-Thoma- und Valepper Straße. Bürgermeister Christian Köck blieb jedoch bei seiner Meinung: „Wir wollen keine weiteren Betten verlieren und so gleichzeitig Tür und Tor für eine maximale Bebauung in diesem Bereich öffnen.“

Wohnraum für Einheimische als Ausweg?

Am Ende entschied sich der Gemeinderat einstimmig gegen Pfatischers Antrag. Eine Veränderungssperre wurde erlassen. Damit darf Pfatischer in den kommenden zwei Jahren nicht bauen. Bürgermeister Köck sprach sich dafür aus, in der Zwischenzeit eine Lösung zu finden, mit der sowohl Pfatischer als auch die Gemeinde gut leben könnten. „Wir könnten prüfen, ob dort bezahlbarer Wohnraum für einheimische Familien machbar ist, anstatt das Grundstück mit dem größtmöglichen Gewinn an einen Bauträger zu verkaufen“, so Köck.

„Ich habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen und bin nicht überrascht“, betont Bernd Pfatischer auf Nachfrage. Er will nun mit seiner Familie die weiteren Schritte besprechen und denkt darüber nach, einen Fachanwalt einzuschalten. Gleichwohl versichert der 54-Jährige, sein Gästehaus in den kommenden Jahren bis zu seinem Ruhestand weiter betreiben zu wollen.

Das folgende Video zeigt, wie die Bebauung in der Umgebung des Gästehauses aussieht:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=yjRBY6i6co4&w=740&h=530]

Das Vorgehen der Gemeinde Rottach-Egern ist kein Einzelfall. So erließ die Gemeinde gestern Abend auch für das Plangebiet Karl-Theodor-Straße, Dr.-Scheid-Straße, Baumgarten- und Risserkoglstraße eine Veränderungssperre, um eine weitere Verdichtung der Bebauung zu verhindern. Auch hier ist die Gemeinde bereits seit Längerem im Streit mit einem Grundstücksbesitzer, der weitere Häuser auf seinem Anwesen plant.

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