Rottachs Arbeiten “auf dem Damm”

Eine Hochwassergefahr wie 2013 soll es nicht mehr geben, deshalb sollen neue Dämme und Mauern den Ort vor Überflutung aus der Rottach schützen. Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim stellte seinen Maßnahmenkatalog für die nächsten Monate im Gemeinderat vor.

Projekt “Hochwasserschutz” an der Rottach “auf der Zielgeraden”. Gestern stellte der Gemeinderat drei mögliche Varianten vor. Die favorisierte Variante 2: Erhöhung der Deichkrone mit vorgesetzen Mauersteinen. / Quelle: WWA Rosenheim/ Foto: WWA Rosenheim

Während es im Mai vergangenen Jahres noch deutliche Kritik am Wasserwirtschaftsamt (WWA) wegen der Verschiebung der Baumaßnahmen im Gemeinderat gab, waren die drei Vertreter aus Rosenheim am Dienstagabend deutlich um Konsens bemüht. Andreas Holderer, beim Wasserwirtschaftsamt zuständig für die Maßnahme, sieht das Projekt auf der Zielgeraden, „es neigt sich dem Ende zu“.

Dies hätte zwar schon 2017 passieren sollen, doch es sei nicht zu schaffen gewesen. Um den Ort vor einem Hochwasser zu schützen, wie es rechnerisch alle 100 Jahre auftritt, müssen die Dammkronen erhöht werden. „Der Hochwasserschutz ist ein längerer Prozess“, sagte Bürgermeister Christian Köck (CSU) zur Einstimmung auf der Präsentation des WWA.

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Denn beim letzten Hochwasser habe auch der Letzte bemerkt, dass hier Handlungsbedarf bestehe. Seitdem seien bereits zahlreiche Unterhaltsmaßnahmen an der Rottach von der Einmündung in den Tegernsee bis zur Tuftenbrücke beim Sportplatz Birkenmoos durchgeführt worden. „Doch der eigentliche Hochwasserschutz muss nun ertüchtigt werden“, so Köck.

Drei Varianten zur Erhöhung der Deichkrone

Martin Killi vom beauftragten Ingenieurbüro: „2016 war das Planfeststellungsverfahren mit der Baugenehmigung“. In der Zwischenzeit habe man mit sämtlichen Anliegern gesprochen und ihnen drei mögliche Varianten zur Erhöhung der Deichkrone gezeigt. Erste Variante dafür war eine Winkelstützwand aus Fertigbetonteilen mit einer Bepflanzung. Killis Favorit mit vorgesetzten Mauersteinen ist die Variante zwei, die sogenannte Schwergewichtswand. Dies stehe auch bei den Anliegern hoch im Kurs, weil sie besser in das Landschaftsbild passe.

Dafür sollen die Wasserbruchsteine, die schon in der Rottach vorhanden seien, in eine Schwergewichtswand eingebaut werden. Diese werde mit Beton gesichert. „Der Deichkronenweg mit etlichen Zugängen soll so breit wie möglich ausgebaut werden, damit er auch im Winter mit einem leichten Schneeräumfahrzeug befahren werden kann“. Viel mehr Platz bräuchte die dritte Variante, die Deichaufschüttung.

Vorgeschlagene Variante 1: Erhöhung der Deichkrone mit
einer Winkelstützmauer. / Quelle: WWA Rosenheim

Sie erfordere aber wegen ihrer Breite mehr Grund der Privatanlieger. „Wer hat schon so viel Garten, dass er ihn freiwillig dafür hergibt“, so Killi. Die anschließende Diskussion zeigte, dass es wegen der angrenzenden Grundstücke unumgänglich werde, die Winkelstützmauer und die Schwergewichtswand an manchen Stellen zu kombinieren. Killi: „Wenn es aber nicht anders geht, ziehen wir alle drei Varianten“.

„Sportlicher Terminplan“

Nicht weiter ausgeführt wurde die Kostenaufteilung, die ist seit vergangenem Jahr bekannt. Die Unterhaltsmaßnahmen sind allein Sache des Freistaats, am Hochwasserschutz müssen sich Rottach und Tegernsee als Kommunen beteiligen. Die Maßnahmen an der 1,3 Kilometer kosten insgesamt 4,3 Millionen Euro. 2,9 Millionen Euro davon entfallen auf den Hochwasserschutz. 30 Prozent der letztgenannten Kosten müssen Rottach-Egern und Tegernsee tragen. Beide teilen die Summe nach Zahl der Anwesen auf, die vom zusätzlichen Hochwasserschutz profitieren. In Rottach sind das 88, auf Tegernseer Seite 23.

Variante 3: Erhöhung der Deichkrone bei
ausreichenden Platzverhältnissen. / Quelle: WWA Rosenheim

Die Terminplanung für die Arbeiten sei war „sportlich“, doch die Vertreter des WWA hoffen, noch Ende des 2. Quartals mit dem Bau beginnen zu können. Im Dezember könnten dann die Hochwasserschutzmaßnahmen abgeschlossen sein, wenn kein Hochwasser der Rottach dazwischen kommt. Architekt Andreas Erlacher (FWG) fragte, ob denn angesichts der Höhe der Deichkrone nicht ein Geländer erforderlich sei. „Bei einer Absturzhöhe von 1,5 Metern braucht man dieses“, so Killi. Man wolle es möglichst vermeiden, da es ästhetisch wenig gefällig sei.

Anlieger sollen von Maßnahme verschont bleiben

„Wir wollen bei ausreichender Breite dafür mit mehr Pflanzen arbeiten“. Man versuche stattdessen den „Klimmzug“, die Deichkrone möglichst wenig anzuheben, damit sie nicht schmäler werde. Dafür soll sie mehr ausgegraben werden. Somit schlage man „zwei Fliegen mit einer Klappe“. Denn „Prämisse“ war, so wenig wie möglich in die Grundstücke von Anliegern zu kommen.

Gebaut wird zu 100 Prozent auf öffentlichem Grund“, versicherte Holderer. Wo der Damm an zwei bis drei Engstellen verbreitert werden müsse, sei das direkte Gespräch mit den Anliegern erforderlich. Grund kaufen komme für das WWA aber nicht in Frage, da müsse es eine andere Vereinbarung geben, so Holderer. „Wir brauchen jeden Zentimeter“, pflichtete Köck bei.

„Wenn wir den beliebten Spazierweg nicht mehr im Winter pflegen könnten, wäre dies für uns als Tourismusgemeinde eine Einschränkung. Daher müssen wir gewährleisten können, dass das funktioniert“. Dies müsse nun alles sehr schnell über die Bühne gehen, denn das Hochwasser 2013 habe gezeigt, dass „es sehr knapp war“.

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