“Rückhaltebecken werden immer wichtiger”

Der Hochwasserschutz ist zum Wahlkampfthema geworden. Aus diesem Grund war der FDP-Landtagsabgeordnete Tobias Thalhammer gestern Abend in Rottach-Egern, um mit Parteifreunden aus dem Tal die Flut der vergangenen Wochen zu besprechen.

Auch Maßnahmen für den Tegernsee wurden debattiert. Thalhammer sprach sich dabei für die Idee aus, den See als Rückhaltebecken zu nutzen. Und auch die Anlieger an der Rottach müssten besser geschützt werden.

Landtagspolitiker Tobias Thalhammer(vorne) debattierte mit Parteifreunden aus dem Landkreis über Hochwasserschutz
Landtagspolitiker Tobias Thalhammer (vorne) debattierte mit Parteifreunden aus dem Landkreis über Hochwasserschutz

Gestern Abend trafen führende FDP-Politiker des Landkreises auf den umweltpolitischen Sprecher der Partei im Landtag Tobias Thalhammer, um über Hochwasserschutz zu diskutieren.

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Und Thalhammer machte gleich klar, was er sich davon erhofft: „Ich bin hier, um Ihre Erfahrungen aus den letzten Wochen zu hören und diese dann in die Diskussion im Landtag mit einfließen zu lassen.“

Bereits im Jahr 2001, so Thalhammer, hatte die bayerische Staatsregierung den “Aktionsplan Hochwasserschutz 2020” beschlossen und damit Mittel von 2,3 Milliarden bewilligt. Doch die diesjährige Flutkatastrophe konnte auch damit nicht verhindert werden. „Leider sind bislang noch nicht alle Maßnahmen des Aktionsplans umgesetzt worden, nun ist aber die Bereitschaft da, dies nachzuholen“, betonte Thalhammer gestern.

Den Tegernsee absenken

In seinen Augen seien vor allem Rückhaltebecken immer wichtiger. „Der Sylvensteinspeicher hat sich hier sehr gut bewährt“, betonte der Landespolitiker. Im Vorfeld des sich anbahnenden Hochwassers war dieser massiv abgesenkt worden. Eine Maßnahme, die vor allem den Großraum München vor großen Schäden bewahrt hat. Für Thalhammer bedeuten die guten Erfahrungen als Konsequenz, dass auch der geplante Umbau des Schuhmacher-Wehrs in Gmund ein sinnvolles Vorhaben darstellt. Damit wird es möglich, den Tegernsee bei Bedarf abzusenken und so als Rückhaltebecken zu nutzen.

Denn nach heutigem Stand ist eine Steuerung des Tegernsees de facto nicht möglich. Am Schuhmacher-Wehr selber könne man derzeit nur ein knapp 35 Zentimeter hohes Brett verstellen, um die Wassermassen zurückzuhalten. „Die Auswirkungen des Bretts sind aber marginal“, so Paul Geisenhofer vom Wasserwirtschaftsamt auf Nachfrage.

Mit der geplanten Lösung für das neue Schuhmacher-Wehr könnte der Tegernsee zukünftig im Vorfeld abgelassen werden, um damit bis zu drei Millionen Kubikmeter weiteren Rückhalteraum zu schaffen. Profitieren könnten am Ende sowohl die Talbewohner als auch die unteren Mangfallanlieger, wie die folgende Tabelle zeigt:

Die Tabelle zeigt, dass bei einem neuen Jahrhunderthochwasser der Pegel mit neuem Wahr bis zu 30 cm tiefer ausfallen würde
Die Tabelle zeigt, dass bei einem Jahrhunderthochwasser der Pegel mit neuem Wehr bis zu 30 Zentimeter tiefer ausfallen könnte.

Aus diesem Grund sprach sich auch Thalhammer dafür aus, den Tegernsee im Vorfeld starker Regenfälle abzusenken, um den See damit als Rückhaltebecken zu nutzen.

Viel mehr als die angedachten 30 Zentimeter sind unterdessen auch nicht möglich, wie Geisenhofer erklärt:

„Zum einen dürfen wir den schiffbaren Wasserstand nicht unterschreiten, und zum anderen ist eine Absenkung von mehr als 30 Zentimetern innerhalb von 24 Stunden schon aus technischen Gründen am Tegernsee nicht möglich.“

Mehr als einen Tag vorher, so Geisenhofer, wolle man aufgrund der Unsicherheit der Wetterprognosen nicht beginnen, den Seepegel abzusenken.

Die Rottach ‒ ein gefährlicher Gebirgsfluss

Auch die Situation an der Rottach war gestern ein Thema auf der FDP-Veranstaltung. „Das Wasserwirtschaftsamt stuft die Rottach nicht umsonst als gefährlichen Gebirgsbach ein, der bei Starkregen in kürzester Zeit über die Ufer treten kann“, betonte der Rottacher Gemeinderat Karl Deisler.

Helfen sollen 80 Zentimeter hohe Mauern an den Rottach-Dämmen, die im Falle eines Hochwassers Schlimmeres verhindern würden. 4,2 Millionen Euro wird die Schutzmaßnahme das kosten. Die beiden Gemeinden Rottach-Egern und Tegernsee müssen knapp 1,5 Millionen übernehmen. Im März dieses Jahres haben die Arbeiten begonnen. „Das würde ich mir gerne nochmals vor Ort ansehen und die Eindrücke im Landtag zur Sprache bringen“, machte Thalhammer gestern deutlich.

Denn derzeit sei die Bereitschaft der Politik, in Maßnahmen für Hochwasserschutz zu investieren, besonders hoch, so der Umweltpolitiker. Eines stellte Thalhammer aber am Ende klar:

„Zwar beugt jeder Euro, den wir in Hochwasserschutz investieren, möglichen Schäden in Höhe von sieben Euro vor. Einen vollkommenen Schutz vor Flutkatastrophen wird man aber nicht erreichen können.“

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