Dass es sich um eine der wichtigsten Entscheidungen der letzten Jahre handelte, machte Bürgermeister Christian Köck von Beginn an deutlich. „Wir müssen da schon drauf schauen. Das Zusammenleben soll für die Asylbewerber, aber auch für Einheimische und Touristen erträglich gestaltet werden“, so Köck.
Doch das scheint leichter gesagt als getan. In den Tagen vor der Sitzung hatten zahlreiche Anlieger am Birkenmoos bei Bürgermeister Köck vorgesprochen und ihre Bedenken zum Ausdruck gebracht. Eines der Argumente war die ländliche Struktur des Oberlandes in die eine Notunterkunft für Asylbewerber nur schwerlich passen würde.
Sorgen um Nachteile für den Tourismus
Neben den einheimischen Kritikern erreichten Bürgermeister Köck aber auch Zuschriften von auswärtigen „besorgten Bürgern“. Sollte in Rottach-Egern tatsächlich eine derartige Flüchtlingsunterkunft entstehen, drohen die Touristen offen mit Boykott. „Sowas haben wir schon zu Hause, das brauchen wir nicht noch im Urlaub“, werden die empörten Gäste zitiert.
Petra Berger, Leiterin des Gäste- und Anbieterwesens der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), kann die Sorge allerdings nicht bestätigen. Zwar äußern sich Gäste und Vermieter zuweilen auch mit gemischten Gefühlen über die zukünftige Entwicklung, derzeit handele es sich bei diesen Zuschriften aber um absolute Einzelfälle. Nur in einem Fall sei es dazu gekommen, dass Gäste aufgrund der Asylbewerber früher abgereist wären.
Wir haben doch auch keine Wahl. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, selbstverständlich auch bei uns Flüchtlinge aufzunehmen.
Von einer Beschwerdewelle könne jedenfalls keine Rede sein, meint Berger. Ähnlich sehen das auch die Gastgeber, die die TS bei der Recherche befragt hat. Beispielsweise Hannelore Zech, Wirtin im Seehotel zur Post in Tegernsee. Bislang seien die Gäste gelassen mit der Situation umgegangen. “Wahrscheinlich, weil sie die Lage aus ihren Heimatorten kennen”, vermutet Zech.
Und auch ihr Kollege Thomas Götz vom Hotel und Restaurant Fischerstüberl am See in Tegernsee hat keine negativen Erfahrungen gemacht. “Dass Gäste sich beschwert hätten, kam bislang noch nie vor”, meint Götz. Es hätte sich auch noch niemand im Vorfeld nach der Flüchtlingssituation vor Ort erkundigt.
Dass es auch mal zu Berührungspunkten zwischen Gästen und Flüchtlingen kommen kann, weiß aber auch Rottachs Bürgermeister. Im Nachtleben sei es da schon zu Schwierigkeiten gekommen. Ein generelles Bild lässt sich daraus aber offenbar nicht ableiten. Für den Tourismus im Tegernseer Tal zeichnen sich keine negativen Folgen ab. Viel Lärm um nichts.
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