Volksfestbilanz: “So schlimm war es noch nie”

Das Gmunder Volksfest erregte in den vergangenen Tagen viel Unmut. Vor allem die Organisation des Festzeltes stand im Mittelpunkt der Kritik.

Aber nicht nur die Besucher ‒ allen voran viele Gmunder selbst ‒, sondern auch einige Schausteller sind enttäuscht und überlegen, sich von der einwöchigen Veranstaltung zurückzuziehen. Morgen berät der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung über mögliche Konsequenzen.

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Es sollte der große Neuanfang für das Gmunder Volksfest sein. Der neue Wirt Bastian Schuhmann wollte mit neuem Konzept und neuem Elan wieder mehr Gäste in das traditionsreiche Fest bringen. Doch das ging, den Reaktionen nach zu urteilen, gründlich daneben. Offizielle Besucherzahlen gibt es zwar noch nicht, aber das Volksfest war größtenteils schwach besucht.

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Vor allem die Kritik der Einheimischen zeigt, dass die Verantwortlichen im Gemeinderat großen Rede- und wahrscheinlich auch Handlungsbedarf haben. Lange Wartezeiten im Zelt, schlechte Organisation, trockene Hendl und eine mit fränkischen Speisen versetzte Karte sorgten für eine Stimmung, die trotz des guten Wetters noch mal schlechter war als in den vergangenen Jahre.

Schausteller resigniert

Für die Schausteller gilt: Nach dem Volksfest ist vor dem Volksfest. Und so bauen die Betreiber ihre Fahrgeschäfte heute schon wieder ab, fahren weiter und bauen an neuer Stelle auf. Ob viele von ihnen allerdings im nächsten Jahr auch nach Gmund zurückkommen, ist nach den Erlebnissen heuer eher fraglich.

„So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie“, erzählt uns Dieter Kraus, der das Kinderkarussell auf dem Gmunder Volksfest seit, mit Unterbrechungen, mittlerweile fast 30 Jahren betreibt. Warum das so war, dafür hat der Münchner allerdings keine schlüssige Erklärung. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wird es einfach zu wenig beworben“, so Kraus.

Festzelt nicht allein schuld

Man wisse ja, dass in Gmund traditionell nicht ganz so viel los sei. Aber in den letzten Jahren hat man es ja dann meist auf das Wetter geschoben. „Heuer schieben sie es dafür alle auf das Festzelt“, meint der Schausteller. Er selber sieht diese Erklärung allerdings zu kurz gegriffen:

„Zu mir kommen ja hauptsächlich am Mittag die Eltern und Großeltern mit ihren Kindern. Die haben mit dem Festzelt ja eigentlich nichts am Hut. Aber auch die waren nicht da.“

Es gab Tage, an denen hatte Kraus einen Tagesumsatz von 45 Euro in der Kasse. Bei drei Angestellten, die den ganzen Tag nur rumstehen, 1.200 Euro Pacht, die an die Gemeinde abfließen, 600 Euro Strom sowie Kosten für An- und Abfahrt habe sich die Reise in diesem Jahr überhaupt nicht gelohnt. „Das war ganz klar ein Draufzahlgeschäft. Ich habe ziemlich genau die Hälfte vom letztjährigen Umsatz gemacht“, weiß Kraus zu berichten.

Und das ging nicht nur bei ihm so. So waren beispielsweise am letzten Tag beim Feuerwerk im Festzelt nur noch drei bis vier Tische besetzt gewesen. Das sei schade, weil das Feuerwerk ja auch gut und gerne 4.000 Euro kostet, meint Kraus.

Ein Bild mit Symbolcharakter
Heute beim Abbau: Ein Bild mit Symbolcharakter

Er selber hat aus dieser Entwicklung jedenfalls schon seine Konsequenzen gezogen und schaut sich bereits nach anderen Festen um, auf denen zu dieser Zeit noch ein Kinderkarussell gesucht wird. „Wenn sich im nächsten Jahr nicht wesentlich andere Konditionen bieten, wie beispielsweise eine Pachtminderung, dann werde ich wohl nicht nach Gmund zurückkehren.“

Gemeinderat tagt morgen

Eine Entscheidung, die so allerdings nur die Gemeinde treffen kann. Wie es aus dem Gmunder Rathaus heute auf Nachfrage heißt, wird man sich mit der Nachbetrachtung des Volksfestes am morgigen Abend in einer nichtöffentlichen Sitzung befassen.

Kämmerer Georg Glas, der heute Nachmittag den abwesenden Bürgermeister Georg von Preysing im Rathaus vertrat, konnte nur den Stand der Dinge berichten:

„Ich kenne einzig die Vertragsdetails. Die Abmachung geht über drei Jahre und hat eine beiderseitige Ausstiegsklausel. Ob davon jedoch Gebrauch gemacht wird oder nicht, das muss der Gemeinderat entscheiden.“

Zu der Zukunft des Volksfestes wollte sich Glas heute nicht äußern und verwies auf den Gemeinderat. Auch eine Übersicht über die Besucherzahlen der vergangenen zehn Tage war am heutigen Tag nicht zu bekommen. Der Wirt Bastian Schuhmann war telefonisch nicht erreichbar. Auf dem Volksfestplatz in Gmund trafen wir nur noch einige Mitarbeiter an, die das Zelt leerräumten.

Für den Münchner Schausteller Dieter Kraus war das Volksfest zumindest nicht völlig vergebens, wie er uns abschließend noch verrät. Andere würden hierher zum Urlaub hinfahren, und sie seien jetzt schon mal da. „Da hab ich mit meiner Frau natürlich auch den See genossen“, erzählt Kraus. Viel zu tun gab ja nicht.

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