Ein Kommentar von Robin Schenkewitz
Das Riesenfingertier war 14 Kilo schwer und 60 Zentimeter groß – ein Lemur (für Biologienieten: ein Affe) auf der fernen Insel Madagaskar. Lange Zeit lebte der größere Bruder des heutigen Fingertiers friedlich vor sich hin, quasi ein Kreuther. Dann kam der Mensch. Die Zeit des Affen ging zu Ende. Heute ist er nur eine Notiz in der Liste der ausgestorbenen Tierarten.
Ähnlich ergeht es nun wohl auch dem letzten Kino im Tegernseer Tal. Wenn auch unter verdrehten Voraussetzungen. Statt dass Menschen kommen, bleiben sie weg. Das Resultat ist dasselbe: Wenn der letzte Wegweiser in Kreuth abmontiert ist, wird sich keiner mehr an das ehemalige Kino an der Weissach erinnern.
Scheinheilige Jammerwelle
Vorher rollt aber noch die obligatorische Jammerwelle heran: „Hätten wir doch, könnten wir nicht, das ist ja sooooooo schade.“ Gepaart wird das Ganze dann auch noch mit einem lauten Ruf nach dem Staat: „Da hätte die Gemeinde doch helfen müssen!“
Abwegiger Gedanke: Selbst mal das Kino besuchen, als es noch möglich war. Denn auf Nachfrage kommt die Wahrheit schnell zutage. Die „eigenen“ Filme hätte das Kino nie gezeigt, daher sei man immer nach Tölz oder Hausham gefahren. Wichtig war nur, dass das Kino da war. „Ich könnte ja, wenn ich wollte.“
Das aktuelle Gejammer in den Kommentaren der TS, auf Facebook wie auch bei der Straßenumfrage ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Solidarität hätte jeder von uns an der Kinokasse beweisen können. Haben wir nicht. Macht dann aber auch nix. Ab damit auf die Liste der ausgestorbenen Kinos. Klappe zu, Affe tot – wie beim Riesenfingertier.
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