Schelte für Bauherren

Ungewöhnlich deutliche Worte fand Rottachs Bürgermeister im Ortplanungsausschuss gegen ein Bauvorhaben mit Mehrfamilienhäusern auf einem Seegrundstück. „Das passt überall hin, nur nicht zu uns“, schmetterte Christian Köck die eingereichte Planung ab. Denn die hatte es in sich.

Das bisherige Issels-Haus auf dem 6.000 Quadratmeter großen Seegrundstück.
Das bisherige Issels-Haus auf dem 6.000 Quadratmeter großen Seegrundstück.

Sie hatten sich wohl ein anderes Ergebnis des Ortsplanungsausschusses erhofft, der Architekt und die Bauherren. Sie waren extra angereist, da ihr Bauvorhaben an der Werinherstraße zur Abstimmung anstand. Doch sie erlitten eine herbe Abfuhr: Ihr Baustil passe nicht in die Landschaft

Angetreten war die W2 Verwaltungs GmbH mit Plänen, die auf einem 6.000 Quadratmeter großen Seegrundstück zwei Einfamlien- und zwei Mehrfamilienhäuser mit zusammen zwölf Wohneinheiten vorsahen. Dazu noch eine Tiefgarage mit 44 Stellplätzen samt Keller und zweigeschossigem Swimmingpool. Der unterirdische Ausbau hätte sich fasst über das ganze Grundstück bis an den See erstreckt, erzählt Alfred Hurnaus als betroffener Nachbar der Tegernseer Stimme.

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Allein der Swimmingpool sollte sechs Meter tief werden.

Zudem gebe es in der Nachbarschaft kein Mehrfamilienhaus. Einst habe in der inzwischen verlassenen Villa mit Seeblick der „Wunderheiler vom Tegernsee“ gewohnt, wie Krebsarzt Dr. Josef Issels auch genannt wurde, berichtet Hurnaus. Doch Issels habe vor Baubeginn noch wegen der Nähe zum See das Grundstück fast zwei Meter aufschütten lassen. Deswegen, so Bauamtsleiterin Christine Obermüller, „ist das Grundstück bisher von Überschwemmungen verschont geblieben.”

„Möchte diese Häuser nicht am See haben“

Keine Gnade in den Augen der Gemeinderäte aber fand der Baustil der Häuser mit Schiebeläden, Querverschalung und sprossenlosen Fenstern. „Für mich sind das Häuser, die ich in solch exponierter Lage am See nicht haben möchte. Das sage ich ganz offen, da lasse ich mich auch gerne dafür prügeln“, kritisierte Bürgermeister Christian Köck (CSU). Er wisse, dass die Bauherren bislang in einem Münchener Vorort wohnen würden.

Dort passt so etwas auch hin, aber nicht zu uns. Gerne woanders, aber nicht in Rottach-Egern. Mich ärgert es, wenn ich so etwas auf den Tisch bekomme. Als Bürgermeister werde ich dieser Form von Gestaltung nicht zustimmen.

Auch für Köcks Vize war klar, dass dies nicht mit der Präambel der Rottacher Gestaltungssatzung in Einklang zu bringen ist. „Darin steht“, so Josef Lang (CSU), „dass unser Baustil gepflegt werden soll. Momentan aber wird der Wunsch der Bauherren immer größer, sich mit ihrer Architektur zu verwirklichen. Was nach Sylt mit den Reetdächern passt, ist nicht der Stil bei uns. Wenn wir nicht aufpassen, stehen bei uns Häuser wie in Unterhaching oder sonst wo“.

Zwar seien da auch schöne Häuser dabei, aber sie passten nicht nach Rottach. „Unsere Landschaft hier wird auch vom Baustil geprägt. Wenn einem der nicht passt, muss er dahin gehen, wo er sich verwirklichen kann“, verdeutlichte Lang.

Die Planskizzen zeigen jeweils eines der Mehrfamilienhäuser, die Fotos das einstige "Issels"-Grundstück mit Seeblick, das nun großflächig bebaut werden soll, aber vorerst am Veto des Gemeinderates scheiterte.
Die Planskizze zeigt eines der beiden Mehrfamilienhäuser, die aber vorerst am Veto des Gemeinderats scheiterten.

Josef Appoltshauser hatte an dieser exponierten Nähe zum See Bedenken gegen die übermäßige unterirdische Bebauung. Hier würden bei einem Hochwasser die Nachbargrundstücke dann noch mehr überflutet werden. „Das ist für mich nicht akzeptabel“, stellte der SPD-Gemeinderat klar.

Bauamtsleiterin Obermüller teilte die Einwände der Nachbarn, da der großflächige Unterbau direkt an deren Grundstücke grenze. Dass die Nachbarn hier Bedenken haben, sei zu verstehen. „Mit Blick auf die Nachbarn ist das ein enormer Eingriff, der da stattfindet. Es könnte ihnen nämlich passieren, dass sie plötzlich Wasser haben, wo sie bisher keines hatten“, befand Köck.

Zwar sei heute fast alles bautechnisch machbar, „doch es ist die Massivität des Vorhabens an dieser Stelle, was zu bedenken ist“. Das Vorhaben entstehe im ehemaligen Mündungsbereich der Weissach. „Da läuft im Untergrund ziemlich viel Wasser“, hieß es im Ausschuss, der die Planungen am See auch einstimmig ablehnte.

Sichtlich erleichtert zeigte sich nach der deutlichen Abfuhr Alfred Hurnaus. Ihm sei klar, dass auf dem exquisiten Nachbargrundstück ein entsprechendes Bauvorhaben entstehen werde, aber er hoffe, dass „es moderater ausfällt“. Er setze da sehr auf die Gemeinde.

Auch ein anderes Projekt passt nicht

Bei einem anderen Bauvorhaben wurde Köck ähnlich deutlich. In der Robert-Holzer-Straße sollen ein Mehrfamilienhaus und drei Reihenhäuser entstehen. Auch hier bekamen die Planer ihr Fett ab: „Mir behagt die Planung des Landshuter Architekten überhaupt nicht“, wetterte Köck. Als Mitglied des Ortsplanungsausschusses möchte er schon mitreden, welche Planung in Rottach stattfinde.

Und an dieser Architektur finde ich nichts Schönes. Das passt überall hin, nur nicht zu uns.

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