Schießpulver explodiert bei Entsorgung

Der Schuss ging nach hinten los. Eine Mitarbeiterin des Miesbacher Landratsamtes vernichtet auf Anweisung ihres Chefs hochexplosives Nitropulver auf einer Wiese – und bekommt die Stichflamme ab.

Unterschiedliche Sorten von Nitro-Pulver. Es verbrennt rauchlos und fast ohne Rückstände. (Quelle: Wikipedia; Autor: Arthurrh
Unterschiedliche Sorten von Nitro-Pulver. Es verbrennt rauchlos und fast ohne Rückstände / Quelle: Wikipedia; Arthurrh

Am 28. Juli erteilt Christian Pölt, zuständig für Waffen und Sprengstoffe im Landratsamt Miesbach, seiner Mitarbeiterin den Auftrag, hochexplosives Schießpulver zu entsorgen. Das Nitrozellulose-Pulver, kurz Nitro-Pulver, wird in Schusswaffen verwendet. Beim Versuch, das Pulver zu vernichten, explodiert die Ladung. Mit Verbrennungen zweiten Grades im Gesichtsbereich sowie an Hand und Armen liefert man die Frau ins Murnauer Krankenhaus ein.

Wie Gerhard Brandl vom Landratsamt Miesbach mitteilt, stammt das Nitro-Pulver aus Waffen und Patronen, die dem Landratsamt teilweise zur Aufbewahrung, und teilweise aus dem Besitz Verstorbener angeliefert werden. Unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen sei die Entsorgung des Pulvers vor Ort ein üblicher und legitimer Vorgang, gibt Brandl zu verstehen.

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Das Schießpulver sollte nicht abtransportiert oder gelagert, sondern vor Ort beseitigt werden.

Mit „vor Ort“ meint Gerhard Brandl eine Wiese, irgendwo abseits der Bebauung. Auch Christian Pölt, der Chef der verletzten Frau, sei bei der Vernichtung des Nitro-Pulvers dabei gewesen, wie Brandl erklärt. Ihm sei allerdings nichts passiert.

Die Sicherheitsvorkehrungen habe man definitiv beachtet, deshalb sei nicht klar, wie es zu dem Unfall kommen konnte, so Brandl. Eine Verkettung unglücklicher Umstände habe vermutlich zu dem Unfall geführt, erklärt er weiter. Er mutmaßt, dass ein Windstoß die Stichflamme verursacht haben könnte.

Verpuffung oder schneller Abbrand?

Inzwischen sei die Mitarbeiterin wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Genaueres könne Brandl zu ihrem Gesundheitszustand jedoch nicht sagen. „Zur Zeit ist sie noch krankgeschrieben“, so der Pressesprecher. Wann die Frau ihre Arbeit wieder aufnehmen wird, sei noch unklar. Mittlerweile ermittelt auch die Kripo wegen des Vorfalls.

Laut Andreas Guske, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, sei derzeit allerdings völlig unklar, ob es sich bei der Unfallursache um eine Verpuffung oder um einen sogenannten “schnellen Abbrand” handelt. Das sollen die Ermittlungen herausstellen, genauso wie die genaue Ursache und ob bei dem Betriebsunfall strafrechtlich relevante Fehler passiert sind.

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