Schilderwald in Tegernsee

Auf Initiative des Kommunalunternehmens Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) soll Tegernsee einen zertifizierten Stadtwanderweg ausweisen. Doch es gibt Bedenken.

Es gibt bereits etliche ausgeschilderte Routen wie den Panorama-Wanderweg.
Nun sollte in Tegernsee noch ein Stadtwanderweg hinzukommen.

Viele Wege führen auf die Neureuth oder den Riederstein, selbst der Höhenweg in Tegernsee ist gut ausgeschildert. Doch einer fehlte der ATS noch, ein Stadtwanderweg. Dafür sollte nach dem Ortsplanungsausschuss im Oktober nun der Stadtrat seinen Segen geben. Das Ziel sei es, erklärte Bauamtsleiterin Bettina Koch, die Übernachtungsgäste besser in der Umgebung der Stadt lenken zu können. „Es muss nicht immer der Berg sein, um schöne Erlebnisse zu bekommen“.

Als Ausgangspunkt der Wandertour wird der Bahnhof vorgeschlagen, um die MVV-Anreise zu fördern. Das Deutsche Wanderinstitut würde als Partner das Zertifikat „Premium Stadtwanderweg“ verleihen. Dies seien laut Koch Wege, bei denen die Dramaturgie „zusammenhängende städtebauliche und touristische Erlebnisszenarien, sowie stadtnahe Naturerlebnisse einschließen würde“.

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Ausschlaggebend für das Zertifikat sei ein umfangreicher Kriterienkatalog. Voraussetzung für einen Premium-Wanderweg ist die Markierung, die auch durch Aufkleber möglich sei. Design und Name könnten von der Stadt bestimmt werden. Benötigt werde ein Logo, beispielsweise das Seelaub, das auf bereits bestehenden Schildern aufgeklebt werden könne. Auch Namen habe man dafür schon parat: „Tegernseer Stadt- oder Bergblicke“. Konzipieren würde die ATS diesen Weg und ihn nutzerfreundlich markieren. Neben einem Printprodukt soll auch die digitale Verbreitung sichergestellt werden. Insgesamt würde dies Kosten von 3.600 Euro verursachen.

Themenwege bevorzugt

Der Tour soll vom Bahnhof über den oberen Treppenweg, Kobell- und Lieberhofweg verlaufen, die Schießstätte, Sonnleitenweg, Großes Parablui, Schlosspromenade, Seeuferstege und zurück zum Bahnhof. Im Ortsplanungsausschuss sei zuletzt der Projektansatz positiv gesehen worden, denn es gebe in Tegernsee keine ausgeschilderten Rundwege. Mehr noch: es sollten weitere Themenwege ausgewiesen werden. Jedoch sei in Frage gestellt worden, ob es eines zusätzlichen zertifizierten Weges bedürfe. Denn alle Wege seien bereits ausgeschildert. „Deshalb sprach sich der Ortsplanungsausschuss dagegen aus“, so Koch. Daher werde nun auch dem Stadtrat vorgeschlagen, einen solchen Stadtwanderweg abzulehnen.

Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) bekannte, sich zuletzt gegen diesen zertifizierten Stadtwanderweg ausgesprochen zu haben, „da wir immer mehr einen Schilderwald bekommen“. Zudem gebe es einen Seelaub-Rundweg, „der von Geschäftsleuten angeschoben wurde“. Diesen könne man noch weiter ausbauen. Auch einen Heilklimawanderweg gebe es wie weitere auch. Bezuschusst werde bereits vom Bundeswirtschaftsministerium der „Tegernseer Literatur-Tourenweg“ mit 100.000 Euro. Deshalb sollte dies alles in eine Hand gegeben werden. Hagn dachte dabei an Gemeinderat Rudolf Gritsch.

„Immer rauf und runter“

„Dieses Geld können wir uns sparen“, urteilte Anton Lengmüller (FWG), nachdem man in der vergangenen Periode bereits drei Wanderwege wie beispielsweise den Königsweg geschaffen habe. In der Tourist-Info gebe es bereits neue Wanderkarten, die darauf hinweisen würden. „Auch an Logos haben wir einen Überschuss“. Peter Hollerauer (FWG) machte auf die etwa 500 Höhenmeter des Weges aufmerksam, den man nicht in zwei Stunden schaffen könne. Denn es gehe „immer rauf und runter“. Das sei ein „sportlicher Wanderweg“. Die Wanderrouten bis nach Österreich seien gut beschildert, sagte Experte Gritsch. Dennoch mangele es an Rundwegen. Den Stadtwanderweg könnte er mit GPS-Daten zum Nachmarschieren hinterlegen.

Thomas Mandl (SPD) war der Meinung, dass “die ATS hat ein sehr gutes Angebot gemacht hat. Das sollten wir weiterverfolgen“. Bisher seien die Wege „amateurhaft konzipiert“ worden. „Mit diesem Projekt aber können wir werben“.

Heino von Hammerstein (Bürgerliste) verwies auf die „kompetenten Kulturführer“, die in eine Beratungsphase einbezogen werden sollten. Einen Kulturweg könne er sich vorstellen, „alles andere aber ist geschenkt“. Mit drei Gegenstimmen wurde der Stadtwanderweg mehrheitlich abgelehnt.

 

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