Maurice Iarusso rudert zurück: Die als Demonstration getarnte PR-Aktion des Miesbacher Satirikers gegen Waldfestbesucher aus München ist medienwirksam abgesagt worden.
Mittlerweile haben auch die Bild-Zeitung und der Merkur groß berichtet. Dabei hält sich der 28-Jährige trotzdem noch ein Hintertürchen offen.
Nach einem „Streitgespräch“ auf Einladung der Bild-Zeitung ist die „Fehde“ zwischen Münchnern und Tegernseern beigelegt worden. So zumindest die Erklärung des Miesbacher Satirikers Maurice Iarusso für die Absage des Protestmarsches vor dem Ostiner Waldfest.
Bei einem Gipfeltreffen zwischen München (Ali Khan) und Tegernsee (Maurice Iarusso) haben beide Parteien in einem klärenden Gespräch ihre Differenzen ausgeräumt. Die geplante Demonstration am 7.8. ist damit abgesagt.
Auch die Gemeinde Gmund bestätigt auf Nachfrage, dass ein geplantes Sicherheitsgespräch kurzfristig abgesagt wurde. Gegenüber dem Merkur erklärt der Satiriker, dass er es sich vorbehalte „das Kriegsbeil wieder auszugraben“. Er habe noch nicht genug polarisiert, so die Sicht des Miesbachers. „Gegner und Sympathisanten haben die Aktion bisher nur mit einem Murren zur Kenntnis genommen.“ Die großen Proteste, betont er, fehlten noch.
Man darf also gespannt sein, was Iarusso weiter plant. Zumindest hat er eine Diskussion über eine mögliche Neuausrichtung der Waldfeste angestoßen. Auch wenn nicht jeder mit der Art und Weise einverstanden ist.
Ursprünglicher Artikel vom 26. Juni
Wie die Privatinitiative “Tegernblut” heute mitteilt, plant sie eine Demonstration gegen den Partytourismus auf den Tegernseer Waldfesten. Der Satiriker Maurice Iarusso will damit auf die Entwicklung der Waldfeste zu “kommerziellen Massenparties” aufmerksam machen.
Die Forderungen: sofortiges Verbot von Tischreservierungen sowie eine Beschränkung der Festbesucherzahl aus München mithilfe von Verkehrskontrollen und Straßensperren im Tal.
Iarusso ist bekannt für seine aufsehenerregenden Aktionen. Erst im Februar verspottete er in Tegernsee mit einem Plakat Ex-Landrat Jakob Kreidl. Nun plant er die nächste Aktion mit Sensations-Charakter: eine Demonstration gegen die Münchner Waldfestbesucher. Das Motto dabei: “Minga, goa Hoam! – Wir wollen wieder feiern wie früher!”
Die Protestkundgebung ist für den 7. August geplant und richtet sich laut dem Satiriker gegen den herrschenden Partytourismus auf den Tegernseer Waldfesten. Iarusso erklärt in seiner Stellungnahme:
Die Waldfeste verkommen dadurch zu einer niveaulosen Sauf-und-Protz-Party für Isarpreißn-Dumpfbacken aus der Landeshauptstadt.
Die Versammlung soll in unmittelbarer Nähe zum Waldfest des SC Ostin stattfinden. “Das ist natürlich nicht ganz unbewusst gewählt”, erklärt Iarusso, “es spricht ja für sich, dass ein solcher Protest an einem Waldfest stattfindet, auf dem viele Münchner sind.” Dennoch soll es ein Protest werden, “mit einer entspannten Atmosphäre, gemütlichem Beisammensein und Singen von bayerischen Volksliedern”, so Iarusso weiter.
Protest gegen Waldfest-Fasching
Wieviele Menschen an dem Protestmarsch gegen die “Münchner Großkotzerten” teilnehmen werden, lässt sich noch nicht genau sagen. Dennoch rechnet der Satiriker “mit großen Sympathien am Tegernsee und daher auch mit vielen Teilnehmern”.
Neben einem Verbot von Tischreservierungen und einer Beschränkung der Besucherzahlen aus München hat die Initiative Tegernblut noch andere Forderungen: “Wer künftig mit langen Lederhosen, Landhaus-Gewändern, “Angermaier”-Fetzen, Turnschuhen zu Lederhosen, papageibunten Nuttendirndln oder anderen Faschingstrachten erwischt wird, riskiert einen Platzverweis.”
Waldfest-Verantwortliche weisen Kritik zurück
Max Breunig, Vorstandsvorsitzender des FC Real Kreuth, hat das Waldfest des vergangenen Wochenendes nicht als “Trachtenfasching” miterlebt. “Natürlich gibt es immer welche, die etwas anders angezogen sind”, so Breuning, “aber das ganze Tal und vor allem die Vereine profitieren von den Touristen. Das darf man nicht unterschätzen.”
Der Vorstandsvorsitzende des Skiclubs Ostin, Georg Reisberger, ist da ähnlicher Meinung. Dennoch wird der Skiclub nicht gegen die Demonstration vorgehen, “denn jeder darf so sein, wie er will und eine eigene Meinung haben”. Er stellt jedoch klar, dass der gesamte Vorstand des Skiclubs die Überzeugung von Herrn Iarusso nicht teilt:
Als Skiclub-Vorstand distanzieren wir uns ganz klar von der Aussage “Münchner bleibt daheim”. Wir freuen uns über jeden Gast, egal woher er kommt, und wir versuchen, jeden Waldfestbesucher zufriedenzustellen.
Zwar sieht auch er, dass die Leute beim Feiern kein Maß mehr kennen, aber die eigentliche Tradition der Waldfeste “sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren”. Auf dem Waldfest sitze jeder gemütlich zusammen und habe Spaß. Da sei der Herkunftsort einzelner Besucher doch unwichtig. Er betont zudem, dass auf den Waldfesten alle ehrenamtlich arbeiten und die Vereine sich damit selbst finanzieren.
Der Protestantrag der Initiative Tegernblut und Herrn Iarusso liegt dem Landratsamt vor, erklärt Gabriele Dorby vom Landratsamt Miesbach. Eine direkte Genehmigung muss nicht erteilt werden, da die Bürger das Recht auf Versammlungsfreiheit haben. Im Juli werde aber ein Kooperationsgespräch mit der Polizei Bad Wiessee, der Gemeinde Gmund und dem Landratsamt stattfinden, so Dorby weiter. “Dabei werden die jeweiligen sicherheitsrelevanten bzw. rechtlichen Aspekte abgewogen.” Wahrscheinlich wird dabei auch das Aufeinandertreffen von Waldfestgängern und Demonstranten beachtet, bei denen Konflikte entstehen könnten.
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