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Vor wenigen Wochen war die Vorfreude auf eine weiße Weihnacht noch groß. Einige “Propheten” sprachen gar von einem Jahrhundertwinter. Doch der lässt bis heute auf sich warten.
Ein Wetter, das in der Zukunft dem bayerischen Oberland immer öfter droht. Laut dem Klimareport des Umweltministeriums soll es im Freistaat bis zum Ende des Jahrhunderts 4,5 Grad wärmer werden. In 50 Jahren würden dann die Alpen viel weniger schneebedeckt sein. Rund 60 Schneetage weniger soll es dann im Laufe eines durchschnittlichen Winters geben.
Allerdings haben die derzeit andauernd milden Temperaturen nichts mit dem Klimawandel zu tun, erklärt Diplom-Meteorologe Hans Wildermuth. Eine besondere Wetterlage ist derzeit für unsere milden Temperaturen verantwortlich:
Über Nordamerika und Kanada fließt sehr kalte Luft auf den relativ warmen Atlantik hinaus und führt dort zur Bildung von kräftigen Tiefdruckgebieten. Auf der Vorderseite dieser stationären Tiefdruckgebiete entwickelt sich eine stabile Südwestströmung über Europa, mit der milde Luft aus dem Bereich um die Azoren herangeführt wird.
Da diese Tiefdruckgebiete selbsterhaltend sind, ist es auch die Strömung und diese Situation dauert bis mehrere Wochen an. Bis in den Januar hinein prognostizieren die Wetterdienste weiterhin milde Temperatur und erstmal keinen Schneefall. Für die Skigebiete und die Wintersportler bedeutet das somit: weiterhin kein Schnee, kein Rodeln, kein Skifahren.
Skibetreiber bleiben optimistisch
Dabei war schon das letzte Jahr für die örtlichen Skigebiete kritisch: Es gab es zwar Schnee, aber erst Ende Dezember. Und der blieb dann auch nicht sehr lange liegen. Trotz allem zeigen sich die Skiliftbetreiber im Tegernseer Tal nur mäßig besorgt. Georg Reisberger, Vorstand des SC Ostin, berichtet: “Letztes Jahr hatten wir auch sehr spät den Betrieb aufgenommen. Erst am 28. Dezember lag Schnee. Ab da konnten wir überhaupt beschneien.” Dass die Schneelage früher jedoch so viel besser gewesen sein soll, bestreitet Reisberger.
Seit 60 Jahren gibt es Skilauf am Oedberg. Bevor wir im Jahr 2000 mit der Beschneiung begonnen haben, gab es Jahre ohne einen einzigen Betriebstag. Seit wir künstlich beschneien, haben wir durchschnittlich 78 Betriebstage pro Jahr.
Die Skiliftbetreiber am Oedberg setzen dennoch nicht zu 100 Prozent auf Schneesicherheit. „Auch für die Zukunft nicht”, so Reisberger. Nun hofft er darauf, dass sich die Temperaturen bis Ende Dezember so umstellen, dass es für eine Beschneiung kalt genug sein wird. Die finanziellen Ausfälle halten sich für die Betreiber des kleinen Skigebietes aber in Grenzen, da sie keine großen Investitionen abzahlen müssen. “Schön ist das trotzdem nicht,” so Reisberger.
Für die Betreiber der Alpenbahnen Spitzingsee, Brauneck- und Wallbergbahn ist die Situation dagegen etwas schlimmer. Ein Komplettausfall des wichtigen Weihnachtsgeschäfts sei möglich. Sie setzen nun ihre Hoffnungen auf das kommende Jahr. Pressesprecherin Antonia Asenstorfer erklärt allerdings:
Es hat schon immer derartige Wetterkapriolen gegeben. Auch der Winter 2006/07 war sehr schlecht. Das kommt immer wieder vor.
Im vergangenen Jahr habe es auch erst ab dem 25. Dezember geschneit, den Vollbetrieb konnte man dann zwei Tage später aufnehmen. „Trotzdem hatten wir noch über 100 Betriebstage bis März.“
„Das Wetter hält sich nicht an Feiertage“
Der Schneesportverein Tegernseer Tal als Betreiber des Sonnenbichl bedauert vor allem, dass er in den Ferien für seinen Nachwuchs keinen Hang anbieten kann. „Uns geht es darum, dass die Kinder hier einen Ort zum trainieren haben und nicht nach Österreich fahren müssen“, erklärt der Vorsitzende Toni Schwinghammer.
„Vom Entgelt her ist es aber nicht so tragisch. Wir machen mit dem Liftbetrieb ja ohnehin Verluste, deswegen sind wir nicht so abhängig vom Wintergeschäft wie zum Beispiel der Spitzing.“ Er selbst zeigt sich pragmatisch. Schließlich seien die Wetterverhältnisse im letzten Jahr ähnlich gewesen.
Das Wetter kann man nicht beeinflussen und es hält sich auch nicht an die Feiertage.
Generell beobachten die Liftbetreiber im Tal, dass sich der Winter und damit auch die Möglichkeiten fürs Skifahren immer mehr ins Frühjahr verlagert. Doch die Schneekanonen können eben erst dann eingesetzt werden, wenn es die Temperaturen zulassen. „Generell kann man sagen, je trockener und kälter, desto früher kann man auch beschneien. Bei uns würde ich schätzen, dass man so ab Minus vier bis minus fünf Grad beschneien kann“, meint Schwinghammer.
TTT gibt Entwarnung
Zumindest in Sachen Gästezahlen gibt es von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) Entwarnung. Sie sieht den Klimawandel zwar als Herausforderung, doch Sorgen um den Wintertourismus müsse man sich keine machen. “Der aktuelle Winter präsentiert sich bis dato sehr mild, was jedoch unseren derzeitigen Tourismuszahlen keinen Abbruch beschert”, erklärt Petra Berger, Leiterin des Gäste- und Anbieterwesens.
Die TTT reagiert aktuell mit entsprechenden Marketingmaßnahmen auf die milden Temperaturen. Eine wichtige Strategie sei, das Tal als Ganzjahresdestination zu positionieren. “Außerdem werden die vorhandenen Ressourcen und Winterangebote, wie der Adventszauber, die Montgolfiade oder die Luftschiffmeisterschaft entsprechend inszeniert”, so Berger weiter.
Die aktuellen Temperaturen sind also weder finanziell besonders tragisch, noch ungewöhnlich. Und ganz ohne Schnee wird wohl auch dieser Winter nicht am Tal vorbeigehen. “Die Hoffnung ist noch nicht verloren”, beruhigt Meteorologe Wildermuth. Ab Mitte Januar, wenn sich die Wetterlage ändert, könnte es endlich schneien. Und auch Schwinghammer gibt sich optimistisch: “Bisher habe ich noch in jedem Winter fahren können.”
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