Im Jahr 2012 nutzten die Gäste die Karte für den Bus 300.000-mal. Das verursachte Kosten in Höhe von 450.000 Euro. Bislang wurden diese nach den Übernachtungszahlen unter den Talgemeinden aufgeteilt. Damit ist nun Schluss. Folge: zukünftig eine erheblich größere Belastung für Wiessee.
Seit Ende 2010 ist die TegernseeCard im Einsatz. Sie stellt eine Erweiterung der bisherigen Gästekarte dar. Derzeit beinhaltet sie die gleichen Leistungen, aber mit einer höheren Ersparnis für den Gast. Erhielt man mit der Gästekarte beispielsweise bei der Fahrt mit der Wallbergbahn 1 Euro Nachlass, so fährt man jetzt 5 Euro günstiger ‒ das entspricht einem Nachlass von 50 Prozent bei 10 Euro regulärem Preis für eine Bergfahrt. Der kostenlose Bustransfer mit der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) ist bei beiden Karten mit dabei.
Durch die Einführung der kostenlosen Busnutzung im Jahr 2006 verfolgen die Gemeinden das Ziel, Touristen eine attraktive Möglichkeit für die Mobilität vor Ort zu geben und gleichzeitig die Straßen im Tal zu entlasten. Steigt der Gast in einen Bus ein, so kann der Kartenleser erkennen, dass der Urlauber im Moment im Tal untergebracht ist – und lässt ihn kostenlos einsteigen. Am Ende des Jahres wird dann abgerechnet.
Die daraus entstandenen Kosten wurden bislang nach Übernachtungszahlen auf die einzelnen Gemeinden im Tal verteilt. Bad Wiessee hat seit Jahren die meisten Übernachtungen im Tal (580.556 im Jahr 2012). Somit musste die Gemeinde vom Westufer schon bisher den größten Anteil tragen. So kamen auf die Wiesseer im Jahr 2012 insgesamt 160.000 Euro zu. Auf Platz zwei folgte Rottach-Egern mit 128.000 Euro.
Neue Berechnungsgrundlage trifft Wiessee härter
Doch in Zukunft wird es Wiessee noch härter treffen. Wie in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag bekannt wurde, haben sich die Talgemeinden gemeinsam mit dem RVO und der TTT auf eine neue Berechnungsgrundlage geeinigt. „Mittlerweile können wir messen, von wem das Angebot genutzt wird und in welchem Ort die Gäste untergebracht sind“, erklärt TTT-Chef Georg Overs. Nutzt der Wiesseer Gast die Busse stärker als ein Rottacher, fallen für die Gemeinde damit auch höhere Kosten an. Dazu Wiessees Bürgermeister Peter Höß im Gemeinderat:
Laut der aktuellen Statistik nutzen unsere Gäste die Busse deutlich häufiger als Gäste, die in anderen Gemeinden untergebracht sind. Daher müssen wir künftig auch mehr bezahlen.
Demnach steigen die Kosten für Bad Wiessee von bislang 160.000 auf dann 260.000 Euro im Jahr. Für die anderen vier Talgemeinden wird es dagegen billiger. Finanziert wird das Ganze wie bisher über die Kurtaxe jeder Kommune. „Das tut uns schon weh. Die neue Berechnungsgrundlage ist aber einfach gerechter als bisher“, gibt der Wiesseer Geschäftsleiter Michael Herrmann auf Nachfrage zu. Im Gemeinderat wurde am vergangenen Dienstag indes diskutiert, wie dieses Ungleichgewicht zustande kommt.
„Man muss hier auch die Gästestruktur beachten. Während Rottach-Egern verstärkt große Hotels besitzt, haben wir in Bad Wiessee vor allem viele kleinere Anbieter“, gab Bürgermeister Höß zu Bedenken. Gäste großer Häuser würden ein solches Busangebot grundsätzlich weniger nutzen, so Höß weiter.
Bad Wiessee hat deutlich mehr Haltestellen als die anderen Gemeinden. Das ist für die Gemeinderäte der Grund für eine stärkere Nutzung. „Wir sollten uns freuen, dass wir damit den Pkw-Verkehr reduzieren und Autos von der Straße wegbekommen“, betonte Stefan Hagn (Wiesseer Block). Am Ende stimmte der Wiesseer Gemeinderat einstimmig für die Anpassung der Kosten und damit eine Mehrbelastung für den eigenen Gemeindehaushalt.
Nicht zur Sprache kam allerdings, ob auch das geringe gastronomische Angebot in Bad Wiessee im Verhältnis zu Rottach-Egern und Tegernsee die Gäste förmlich aus dem Ort treibt.
Bernd Kuntze-Fechner (SPD) betonte allerdings: „Wir schaffen hier ein Angebot für die Gäste aller Talgemeinden, also sollte man schon anregen, dass uns die anderen vier dafür woanders entgegenkommen.“ Um welche Bereiche es sich dabei handeln könnte, will man in der Gemeinde nun prüfen.
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