Gmunder Wehr: Turbine nicht in Betrieb

Aufgrund starker Regenfälle stieg in den vergangenen Tagen die Angst vor einem erneuten Hochwasser im Tegernseer Tal. Die Verantwortlichen stuften das Risiko allerdings als gering ein.

Wie sich zeigt, sind dennoch Schäden entstanden. Das könnte auch an der mangelnden Steuerungsfähigkeit des Schuhmacherwehrs liegen.

Nicht nur am Prasser Bad in Rottach-Egern hat der gestiegene Seepegel Schäden angerichtet.
Nicht nur am Prasserbad hat der gestiegene Seepegel leichte Schäden angerichtet. Unnötig sagen die Betroffenen.

Starke Regenfälle haben in den vergangenen Tagen für den einen oder anderen vollgelaufenen Keller gesorgt. So mancher Seeanlieger beklagt Schäden. „Durch den gestiegenen Wasserstand prallen die Wellen unten an den Steg und zerlegen die Bretter“, schildert Karl-Heinz Barth, besser bekannt als „Prasser Charly“, die Schäden, die am Prasserbad in Rottach-Egern entstanden sind.

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Und Barth ist mit seinen Sorgen nicht allein. Auch in Bad Wiessee am Yachtclub steht das Wasser weiterhin höher als normal. Die Ursache könnte in dem nicht vollständig geöffneten Schuhmacher-Wehr liegen.

Die Steuerung des Wehrs

Das Wehr verfügt über ein bewegliches Brett mit manueller Bedienung, die einen Aufstau bewirkt und eine Ableitung in den Kanal zum Kraftwerk der Büttenpapierfabrik Gmund ermöglicht. Das Brett ist im Normalbetrieb aufgestellt. Im Hochwasserfall wird die Klappe manuell vollständig umgelegt, der Kraftwerksnebenkanal („Leerschuss“) geöffnet und die Turbinen zu 100 Prozent mit Wasser geflutet.

Dies ist aber nicht geschehen. Und das obwohl aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage der Seepegel im Tegernsee angestiegen ist. „Man hätte darüber nachdenken können, das Wehr im Vorfeld zu öffnen und besser auf die Regenfälle vorbereitet zu sein“, gibt der Pressesprecher des Landratsamtes Miesbach, Gerhard Brandl, heute auf Nachfrage zu.

Zweite Turbine nicht in Betrieb

Doch am Schuhmacher-Wehr ist offenbar wenig passiert. Das Wehr hat eine Überfallbreite von circa 38 Metern. Sobald der See eine Höhe von 725,71 Meter überschritten hat, werden diese Bretter umgelegt. Aktuell stünden dort aber rechts noch drei Bretter und links ebenfalls eines. So fehlen rund sechs Meter Abflussfläche, so die Aussage eines Anliegers. Zudem sollten bei der genannten Wasserhöhe beide Turbinen des Wehrs laufen. Aktuell läuft jedoch nur eine. Der Kanal der zweiten Turbine ist fast komplett leer.

Der zweite Kanal am Schuhmacher-Wehr ist scheinbar nicht ausreichend gefüllt.
Der zweite Kanal am Schuhmacher-Wehr ist nicht ausreichend gefüllt.

Durch den Ausfall der zweiten Turbine sinkt der Pegel des Tegernsees daher auch sehr viel langsamer, als er könnte. Und das bekommen vor allem die Seeanlieger zu spüren. „Uns wurde auf Nachfrage gesagt, dass noch kein besorgniserregender Pegelstand erreicht ist. Das ist allein die Entscheidung des Wasserwirtschaftsamtes“, erklärt Brandl heute Nachmittag. Im Wasserwirtschaftsamt Rosenheim war indes niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Papierfabrik weist Kritik zurück

Kritiker werfen zudem auch der Büttenpapierfabrik Gmund vor, nicht angemessen reagiert zu haben. Das Wehr befindet sich auf dem Grund der Papierfabrik, die selbiges gleichzeitig betreibt. Florian Kohler, Geschäftsführer der Büttenpapierfabrik, wehrt sich allerdings vehement gegen die Vorwürfe. „Das Wehr ist seit Donnerstag offen. Es kommt so viel Wasser, wie nur kommen kann“, so Kohler gegenüber dem Merkur.

Die Büttenpapierfabrik klappe das Wehrbrett sofort um, sobald klar sei, dass es der Pegel des Tegernsees erfordere, so der Chef der Papierfabrik weiter. Das Wehr bleibt laut Kohler auch das ganze Wochenende über offen, da es aufgrund der Wassermassen im Moment gar nicht geschlossen werden kann. Die Seeanlieger werden also warten müssen, bis der See langsam abläuft.

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