Schwarzer Tag für Käfer in Gmund

Dem Münchner Gastronomen Michael Käfer müssten die Ohren geklungen haben. Zu deutlich war die Kritik im Gmunder Bauausschuss an seinen geplanten Veränderungen in Gut Kaltenbrunn. Von „Salamitaktik“ war die Rede.

Ähnlich wie das Salettl soll auch der Neubau für den Biergarten-Ausschank aussehen: Holz und Flachdach.

An diesem Dienstagabend hatte Käfer die Rechnung ohne den Wirt – in diesem Fall die Gmunder Gemeinderäte – gemacht. Zwar hatte er den Biergarten im vergangenen Jahr bereits in den oberen Bereich verlegt. Doch mit seinem Bauantrag für einen Biergarten-Ausschank dort stieß der Gastronom nun auf einhellige Ablehnung. Das neue Gebäude soll eine Größe von 20 auf 3,5 Metern haben, sowie eine Höhe von 3,15 Metern. Es soll aus Holz sein und ein Flachdach bekommen.

Zudem ist neben dem Ausschank eine Küchenzeile vorgesehen. Im Westen ist ein Sichtschutz mit einer Breite von 3,29 Meter geplant. Damit würde der Ausschank etwa fünf Meter vorgelagert östlich des Salettls entstehen, parallel zu den Parkplätzen. Es sei tatsächlich so, zitierte Bürgermeister Georg von Preysing (CSU) ein Vorgespräch mit Kreisbaumeister Werner Pawlovsky, „dass sich die neuen Bauteile in Kaltenbrunn deutlich vom denkmalgeschützten Bestand abheben sollen“.

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„So machen sie es immer“

Deshalb wolle die „Gut Kaltenbrunn GmbH“ den Bierausschank architektonisch an das Salettl mit den Holzlatten und dem Flachdach anlehnen. Der Grund des Bauantrags sei, so Preysing, dass der untere Biergarten aufgelöst und nach oben verlegt werden soll. Dafür habe ihm der neue Geschäftsführer Maximilian Hartberger zwei Gründe genannt. Zum einen wolle dieser eine Zwei-Klassen-Gesellschaft vermeiden, „die da unten, die da oben“, zum anderen bestehe vom unteren Biergartenteil wegen des Baumbestandes keine Sicht auf den See.

Den langen Riegel des neuen Ausschanks könne man aber wegen eines großen Baumes nicht in eine Nord-Süd-Richtung drehen, wie bereits ein Vorgespräch ergeben habe, da sonst der neue Trakt „mitten im Biergarten“ stehen würde, so Preysing.

Parallel zur Parkplatz- und Innenhofeinfahrt soll der 20 Meter lange Neubau im Vordergrund entstehen.

Eine heftige Diskussion entbrannte am Ratstisch über Sinn und Zweck des geplanten Sichtschutzes an der Westseite. „Wessen Sicht soll da geschützt sein“, fragte man sich, „damit die vom Innenhof nicht die im Biergarten sehen“, lautete eine Antwort. „Es ist, wie sie es immer machen“, schimpfte Herbert Kozemko (CSU), „sie sagen nicht ehrlich, was sie wirklich vorhaben“. So sollte der Bauausschuss dies auch nicht genehmigen. Es sei nicht die Aufgabe der Gemeinde, dem Betreiber Käfer bauliche Vorschläge zu machen.

Gleiche Bedenken hatte auch Georg Rabl (FWG) als Zweiter Bürgermeister. Mit diesem 20 Meter breiten Anbau würde man sich freiwillig von da oben die Sicht auf den See versperren. Er plädiere für eine Drehung des Gebäudes, diese würde am wenigsten das Gelände dort verschandeln.

Bar statt unterer Biergarten

Barbara von Miller (SPD): „Dieser Riegel geht an dieser Stelle einfach nicht“. Zudem würde auch die Verschiebung des Motorrad- und Fahrradabstellplatzes nach Osten weiteren Grund versiegeln. „Ich bin einfach am Ende, was dort alles möglich sein soll“. Was passiert mit der Getränkeausgabe unten am bisherigen Biergarten, wollte Miller wissen. „Unten soll dann langfristig eine Bar entstehen“, ließ Preysing die Katze aus dem Sack.

Dafür werde demnächst ein eigener Bauantrag eingereicht. Demnach soll der ganze Biergarten nach oben verlagert werden. Davon wisse sie aber nichts, klagte Miller, „der kann doch nicht machen, was er will“. Seine Aufgabe sei es nicht, diese Planungen zu verteidigen, rechtfertigte sich Preysing, „ich bin weder Schörghuber noch Käfer“. Er wolle nur den Sachstand erklären.

Vorwurf der „Salamitaktik“

Der ganze untere Ausschank und Küchenbereich soll nach oben in den neuen Flachbau kommen. „Wie oft machen wir dieses Spielchen noch mit“, entgegnete ihm die SPD-Gemeinderätin, „beim nächsten Geschäftsführer kommen dann wieder andere Pläne. Wenn die kein Gesamtkonzept für ihre Gastronomie haben, können wir nicht ständig nachbessern“. Für Otmar Straßmüller (FWG) sei das Bauvorhaben an der richtigen Stelle, „nur ist es zu lang, da es den Durchblick vom Salettl verhindere“.

Man sei sich doch im Gemeinderat einig gewesen, dass das Sichtfenster zum See erhalten bleiben solle, monierte Helga Wagner „Jetzt soll statt des Biergartens da unten eine Bar hinkommen. Ich glaube, ich kriege einen Vogel“, schimpfte die streitbare Grüne, „unmöglich“. Der Ruf der ganzen Gastronomie sei nicht mehr der beste und „die Geschäftsführer wechseln zweimal jährlich“. Dies ärgere ihn „genauso“, so Preysing, aber man müsse heute nicht die Geschäftsführer, sondern den Bauantrag beurteilen.

Der gesamte Biergartenbereich soll nach oben verlagert werden. Stattdessen denkt Käfer dort an einen Barbetrieb.

Franz von Preysing (CSU) wurde daraufhin deutlich, erklärte, das sei kein „faires Verhalten“ des Antragstellers und konkretisierte den Vorwurf:

Mich ärgert diese Salamitaktik gewaltig. Sie sollen sagen, was sie vorhaben aber nicht in jeder Sitzung irgendetwas hinschmeißen.

Christine Zierer (FWG) hätte mit der Bar keine Probleme, „von mir aus“, aber der Riegel mit den „schlimmen Sichtschutzverbauungen, macht für mich keinen Sinn“. Georg Rabl stellte nach der halbstündigen Debatte den Antrag auf Abstimmung, da der Antrag, so wie er dem Bauausschuss vorgelegt wurde, offensichtlich mit den „Sichtschutz-Bretterhaufen“ nicht mehrheitsfähig sei. Damit man sich ein genaueres Bild von den geplanten Veränderungen machen könne, beantragte Barbara von Miller eine Ortsbesichtigung. „Die sollen dann alles auf den Tisch legen“, forderte sie, auch mögliche Abterassierungen des bestehenden Biergartens.

So kam es dann auch. Während sich alle am Ratstisch einstimmig für eine Ortsbesichtigung aussprachen, wurde Käfers Bauantrag genauso einstimmig abgelehnt. Als Trost bleibt dem Gastronomen, dass dafür der Anbau eines Müllraumes am Pferdestall ohne Gegenstimme durchging.

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