Nicht umsonst gilt das Seefest in Rottach-Egern als das glanzvollste aller Seefeste
Seefest in Rottach-Egern – Willkommen in der Bubble

Als Kind schlich ich mich nachts gerne in den verwunschenen Garten meiner Oma, um Glühwürmchen in der Dunkelheit zu beobachten. Was ich damals nicht wusste: Sie schwärmen in den Sommermonaten am Abend aus, um einen Partner zu suchen. Um ein liebestolles Pendant anzulocken, leuchten sie.

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Das Seefest in Rottach-Egern. / Foto: Redaktion

Ein wenig fühlte ich mich an diesem wunderbaren Sommerabend am Tegernsee wieder wie im Garten meiner Großmutter: überall um mich herum funkelte und leuchtete es. In den Augen, in Form von teuren Uhren oder Schmuck an den Handgelenken, knallrot auf den Lippen – manch einer auch knallrot im Gesicht. Von der Hitze. Oder vom Bier?!

Dass die Besucher des Seefests in Rottach-Egern ausschwärmen, um sich wie die Glühwürmchen auf Partnersuche zu begeben, ist natürlich nur bedingt der Fall. Doch dieses kollektive Ausschwärmen, hübsch zurechtgemacht, mit strahlenden Gesichtern, bringt die Spezies Mensch an so einem Abend einem Glühwürmchen etwas näher. 

Melting Pot Seestraße

Doch das Seefest in Rottach-Egern wäre nicht das Seefest in Rottach-Egern, wenn’s nicht von Allem etwas gäbe. Nicht nur Glanz und Gloria. Nicht nur Tradition. Nicht nur exzentrische Outfits. Nicht nur aufgeregte Teenager. Nicht nur Touristen in Trecking-Sandalen und Karohemden. Für einen Abend im Jahr wird die Seestraße zum Melting Pot. In diesem Schmelztiegel vereint sich alles, was im Tal halt so existiert – und normalerweise eher wie in Parallelwelten dem Alltag nachgeht. 

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Zwar bleiben die Grüppchen auch beim Seefest eher unter sich – da steht die Saurüsselalm-Clique, da die Burschen des Spielmannszugs, hier die coolen Kids vom Gymnasium in Baggy Pants – und doch eint an diesem Abend alle etwas: die die Liebe zu diesem wunderbaren Fleckchen Erde und die Lust, das Leben zu zelebrieren. Eigentlich könnte man stundenlang nur dasitzen und dem bunten Treiben zuschauen.

Während die Goaßlschnalzer wahlweise vom Dach eines Bootshäuschens oder auf der Wiese im Kurpark mit ihren Peitschen die warme Sommerluft und das Trommelfell zum Schwingen bringen, busselt die gehobene Gesellschaft sich braungebrannt und teuer duftend durch die Masse. Trachten tragende Kinder mit Batman-Schminke im Gesicht schauen aufgeregt dem Schifferstechen der Wasserwacht Tegernsee zu und irgendeine Blasmusik-Kapelle dudelt am anderen Ende der Straße. Willkommen auf dem Planeten Rottach-Egern! Wer hier lebt, hat irgendwie schon gewonnen. Doch manchmal sind Verlierer im Vorteil, wie ich lachend beim Schifferstechen feststelle.

Heute sind wir alle wieder Teenager

Dass Verlieren sich manchmal ziemlich gut anfühlen kann, wird jedesmal deutlich, wenn ein Teilnehmer des Schifferstechens von der Lanze des Gegners getroffen unter lautem Lachen und Klatschen der Zuschauer ins herrlich frische Wasser des Sees fällt. Auch entlang des Ufers fallen nach und nach immer mehr Menschen ins Wasser. Allerdings freiwillig. Meistens sind es die Teenager, die den Trend lostreten und unbekümmert ins Wasser springen – so war es auch schon im letzten Jahr. Und so tun es ihnen auch in diesem Jahr immer mehr Menschen gleich, lassen sich von der jugendlichen Sorglosigkeit anstecken und hüpfen zur Not in Unterwäsche in den See. 

Ich genieße den Anblick dieser Lebensfreude genauso wie den Kaiserschmarrn vom Lions Club Tegernsee. Ziel der “Lions” ist es, der Gesellschaft durch ehrenamtliches Engagement Gutes zu tun. Mit ihrem leckeren Kaiserschmarrn für 7,50 Euro tun sie mir definitiv etwas Gutes. Ich erinnere mich: bei meinem letzten Besuch auf einer Alm zahlte ich rund 17 Euro. Ein Schmarrn! 

Gestärkt von den wohltätig ausgegebenen Kalorien ziehe ich Richtung Malerwinkel, wo eine Freundin auf mich wartet. Staunen kann man auch hier hinten. Eine aufreizend gekleidete Blondine tanzt ausgelassen alleine auf schwindelerregend hohen Plateauschuhen zu den Klängen der Live-Band, die vorm Seehotel Überfahrt für beste Stimmung sorgt. Auch den Herrschaften, die offensichtlich das ein oder andere Bierchen bereits intus haben, scheint bei diesem Anblick etwas schwindelig zu werden. Im positiven Sinne. Ein bisschen gucken darf man(n) ja wohl. 

Bussi, Bussi!

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