„Seeperle“ als Rottachs Dauerbrenner

Seit 20 Jahren ist das einstige Hotel Seeperle ein Geisterhaus in bester Lage von Rottach-Egern. Doch das Hin und Her verärgert den Gemeinderat zusehends.

Die Investoren haben großes vor mit der Seeperle. Doch bisher steht das Haus leer.
Die Investoren haben Großes vor mit der Seeperle. Eigentlich.

Man merkt es Rottachs Bürgermeister Christian Köck (CSU) sichtlich an, dass ihn das Projekt Seeperle nervt. „Wir haben unsere Hausaufgaben auch mit Sondersitzungen gemacht. Doch jetzt sind wir immer noch in der Warteschleife“, sagte der Rathauschef mit deutlichem Unterton bei der Beschlussvorlage zum Bauantrag.

Der Gemeinderat musste sich am Dienstagabend erneut mit dem „Suitenhotel“ befassen. Geplant sind darin 90 Betten, ein Almhaus mit einem Restaurant, eine Lobby an der Seestraße, ein großer Wellnessbereich mit Schwimmbad im Untergeschoss und eine Tiefgarage mit 88 Stellplätzen. Elf weitere Plätze sollen oberirdisch entstehen. Das Investitionsvolumen soll bei etwa 25 Millionen Euro liegen.

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2008 erwarb der Tegernseer Unternehmer Andreas Greither (Hotel Westerhof und Stieler-Haus) den Gebäudekomplex von einem Nürnberger Teppichhändler. Der Hotelier arrangierte sich mit Rainer Leidecker zu einem Neubau der Seeperle. Im Juli 2012 gründete unter anderem Leidecker dafür eigens die „Projektgesellschaft Seestr. 19-21 Rottach-Egern GmbH & Co. KG“. Einige Jahre wollte Leidecker die Immobilie mit Ernst Tengelmann nur umbauen und erweitern.

Abriss statt Umbau

„Doch die Planer kamen zu der Überzeugung, dass ein Abbruch und ein kompletter Neubau wirtschaftlicher als ein Umbau ist“, erklärt Bauamtsleiterin Christine Obermüller auf Nachfrage das langwierige Procedere. „Ein Abriss aber war mit dem Bebauungsplan nicht gedeckt. Anschließend folgte ein Änderungsverfahren zum Neubau des Hotels, da auch die Tiefgarage jetzt größer wird. An dem Verfahren wurden sämtliche Behörden beteiligt und gehört. Deren Stellungnahmen müssen dem Gemeinderat zugänglich gemacht werden. Der entscheidet dann, ob das Vorhaben so genehmigt werden kann“, erläutert Obermüller.

So kam es zu der Beschlussvorlage für den Gemeinderat in dieser Woche. „Noch in diesem Jahr soll der Bebauungsplan in Kraft gesetzt werden, vorbehaltlich, dass sämtliche Dienstbarkeiten geklärt sind“. Laut einem Schreiben des Kreisbaumeisters, das Obermüller zitiert, bedauere Werner Pawlovsky, dass mit dem Neubau eine andere Architektur und andere Ausrichtung der Gebäude möglich gewesen wäre, aber man diese Chance nicht wahrgenommen habe.

Leideckers langwierige Projekte

Überrascht zeigte sich Köck, dass er von den Planern am gleichen Tag ein „Lebenszeichen mit einer Terminankündigung“ bekommen habe.

Das wussten wir bis gestern auch noch nicht. Ich bin gespannt, was die uns auf den Tisch legen. Es wird langsam Zeit, dass die Herrschaften in die Pötte kommen.

Köcks Verärgerung ist begründet. Bereits im Juli sollte der Bauantrag das Rathaus erreichen. Offenbar wirkt nun die Vorgabe der Gemeinde im Durchführungsvertrag. Demnach hat der Eigentümer nur bis Ende 2016 noch Zeit, so Obermüller, „seine Pläne umzusetzen.“ Dann verfällt die Baugenehmigung. Florian Baier (CSU) sprach den meisten Gemeinderäten aus der Seele:

An uns liegt es nicht. Wir haben nichts verschlafen. Dass sich dies so lange hinzieht, ist allein Schuld der Bauherren.

Obermüller abschließend: „Dem Satzungsbeschluss steht nichts im Weg“. Mit vier Gegenstimmen wurde der geänderte Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Hoffentlich zum letzten Mal, wird sich so mancher am Ratstisch gedacht haben.

Denn Leideckers Projekte kommen offenbar selten zügig „in die Pötte“, ob das Almdorf in Tegernsee oder das Sporthotel in Bad Wiessee. Für Letzteres präsentierte er bereits vor einem Jahr einen Investor. In diesem Jahr sollte auch schon „mit dem Bau zügig begonnen werden“. Bislang ist davon an der Hirschbergstraße nichts zu sehen.

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