Kreisrätinnen setzen sich für eine wohnortnahe Versorgung ein. Olaf von Löwis of Menar und Benjamin Bartholdt, Vorstand des Krankenhauses, nehmen sich Zeit für die Fragen aus der Politik.
Gestern besuchten Kreisrätinnen des Landkreises Miesbach das Krankenhaus Agatharied, das geht aus einer Pressemitteilung der Klinik hervor. Neben einer Führung durch das Krankenhaus stand ein offener Austausch zwischen den Kreisrätinnen und der Klinikleitung auf der Tagesordnung. Wie ist das Krankenhaus für die Zukunft aufgestellt? Wie positioniert es sich im Hinblick auf die anstehende Krankenhausreform?
Die Krankenhausreform wird nach wie vor hitzig diskutiert. Trotz Nachbesserungen sehen viele die Beschlüsse kritisch, etwa in der ungeklärten Frage eines Inflationsausgleiches. Viele ländliche Häuser bewegt die Sorge, dass sie ihre medizinischen Leistungen – aufgrund der Spezialisierungsforderungen – einschränken müssen und damit auch die Schließung von Häusern im Raum steht.
Bayerns Haltung zur Krankenhausreform
Bund und Länder einigen sich auf erste Grundzüge einer Krankenhausreform, nur Bayern und Schleswig-Holstein scherten aus. Bayern übt scharfe Kritik an den Plänen von Karl Lauterbach (Gesundheitsminister). Ministerpräsident Söder spricht im Juli von einer “Zwei-Klassen-Medizin” und Gesundheitsminister Klaus Holetschek stimmte gegen die Reform, weil er die Planungshoheit der Länder in Gefahr sieht. Im Kern geht es um eine andere Art der Vergütung medizinischer Leistung. Da geht es zum Beispiel darum, weg von den Fallpauschalen zu kommen. Die rechnen nach Fall und Patient. In der Liste (G-DRG) sind bestimmte Untersuchungen / Krankheitsbilder lukrativer als andere und daran ist jeder Krankenhausmanager gebunden. Jetzt werden sogenannte Vorhalte diskutiert: Medizinische Leistung soll unabhängiger werden, Krankenhäuser nicht nach Fallzahlen bezahlt, sondern eine bestimme “Vorhaltung” für ihre Leistungen erhalten. Weiter geht es um Spezialisierungen und damit – glühender Streitpunkt – einheitliche Qualitätsvorgaben für Krankenhäuser.
Die Folge: Nicht jedes Haus wird mehr alle medizinischen Leistungen anbieten und damit wird es unterschiedliche Arten von Krankenhäusern und deutlich weniger Krankenhäuser geben. Das für den Beinbruch und das für die Gehirnchirurgie, um das mal sehr vereinfach auszudrücken. Deswegen treibt viele die Sorge um, dass vor allem Unikliniken die Spezialisierungsseite abgreifen, während regionale Krankenhäuser ein simpleres Portfolio anbieten müssen. Dass nicht alle Krankenhäuser eine gleich gute Qualität und Versorgung anbieten, zeigt eine Studie des Bundesgesundheitsministeriums, das aufzeigt, dass Deutschland kein Versorgungsproblem, sondern vor allem ein Qualitätsproblem hat. Oder übersetzt: Es macht einen Unterschied in welchem Krankenhaus man landet: vor allem bei Krebs, Schlaganfall und Endoprothetik.
Danach tauschten sich die Kreisrätinnen mit der Klinikleitung aus: Dr. Steffen Herdtle, ärztlicher Direktor, und Benjamin Bartholdt, Vorstand des Krankenhauses Agatharied. Auch hier ging es um die Zukunft des Krankenhauses und um die aktuell angespannte Lage; aus Sicht der Klinikleitung. Einigkeit erlangten die Diskutantinnen und Diskutanten über den vor 25 Jahren festgelegten Auftrag des Krankenhauses, der den Versorgungsauftrag für die Region und den Landkreis Miesbach definiert: „Naheliegend unverzichtbar ist die schnellstmögliche Versorgung zeitkritischer Notfälle wie zum Beispiel Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Gefäßverschlüsse oder stärkste Bauchschmerzen. Von der Geburtshilfe und der Versorgung von Kindernotfällen ganz zu schweigen. Durch die freizeitorientierte Region gilt es aber auch schwere Verletzungen und Verkehrsunfälle zügig zu versorgen“, fasst Steffen Herdtle zusammen, Chefarzt Akut- und Notfallmedizin und ärztlicher Direktor des Krankenhauses Agatharied. „Aber auch unsere anderen Fachbereiche mit ihrer Versorgung auf höchstem Niveau sind ein unglaublicher Gewinn, besonders für den Landkreis Miesbach, aber auch für die Bevölkerung der umliegenden Regionen.“
„Wir, das Krankenhaus Agatharied, sind dankbar für das große Interesse, den starken Rückhalt und das gute Feedback, das wir durch unsere Kreisrätinnen in dem konstruktiven Austausch erhalten haben“, erklärt Benjamin Bartholdt, Vorstand des Krankenhauses Agatharied. „Ein Krankenhaus kann, besonders in Zeit von finanziellem Druck und während einer Reformierungsphase nur bestehen, wenn die Rückendeckung in der Region vorhanden ist. Dass wir diese wertvolle Unterstützung über viele Jahre hier im Landkreis Miesbach haben, stimmt uns zuversichtlich.“
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