Aus dem Gemeinderat:
Senioren-Campus-Gmund: Bergauf ins Alter

Vater und Sohn haben gestern im Gemeinderat Gmund die ersten Pläne für den Bau von 30 altersgerechten Senioren-Wohnungen vorgestellt. Dafür gab es vom Rat viel Beifall.

Auf diesem Grundstück an der Hirschbergstraße sollen 30 Senioren-Wohnungen entstehen. / Foto: Arge Brückner Architekten & Bauingenieure Isarwinkel

Udo Brückner und Moritz Brückner, zwei Architekten aus Geretsried, stellten gestern Abend ihren ersten Vorentwurf vor. Bürgermeister Alfons Besel ist von der ersten Planung fürs “Wohnen im Alter” überzeugt: “Rausgekitzelt haben sie das aus dem Grundstück. Was darin schlummert, muss man erstmal entdecken,” begeistert sich der Rathaus-Chef.

Damit ist das Dürnbacher Feld, über das in vielen Sitzungen diskutiert wurde, erstmal vom Tisch. Jetzt also die Hirschbergstraße. Das Grundstück habe topografische Herausforderungen, etwa die Hanglage, einen Richtungswechsel darin und einen Höhenunterschied von null auf zwölf Meter, erklärt Udo Brückner. Beeilt sich dann aber, die Vorteile aufzuzeigen, etwa “den wunderschönen Blick auf den See und die Berge.” Kostenpunkt für die seniorengerechte Wohnanlage? 16 Millionen Euro (brutto / aufgerundet).

Butterkuchen-Häuser am Hang

Die Architekten haben ihr Modell mitgebracht und auf dem Sitzungstisch platziert: Drei maracuja-farbene Häuser auf grauem Untergrund; von der Ferne aus erinnern sie an durcheinandergebrachte Butterkuchen-Stücke. “Konzipiert sind sie zweigeschossig”, erklären die Vortragenden, und führen dann aus, dass sich aus der Topografie dennoch eine Drei-Geschossigkeit ergäbe. So geht etwa die Tiefgarage in den Hang hinein (Haus 1). Im Haus 3 soll im Kellergeschoss ein Abstellraum untergebracht werden, aber auch eine weitere rollstuhlgerechte Wohnung.

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Udo und Moritz Brückner (von links nach rechts) stellten gestern im Gemeinderat ihre Entwürfe vor. / Foto: Arge Brückner Architekten & Bauingenieure Isarwinkel

Vorne begrüßt das Haus 1 die Seniorinnen und Senioren mit einem großzügigen sonnigen Platz, der mit einer breiten Treppe erschlossen wird (und einem barrierefreien Zugang, der noch diskutiert wird). Hier soll eine “Begegnungsstätte”, also eine Art Seminarraum mit 150 Quadratmetern, entstehen. Ferner ein Sozialbüro, eine ambulante Pflege-WG für 10 Personen, Appartements und zwei rollstuhlgerechte Wohnungen.

Ein Modell der Häuser: / Foto: Arge Brückner Architekten & Bauingenieure Isarwinkel

Panoramawege und Partyraum

Zu Haus 2 geht es über einen verschlungenen Panoramaweg den Hang hinauf, so die Idee der Architekten. An den Kurven sind Sitzgelegenheiten skizziert, die Georg Rabl (FWG) kommentiert, so sei “das mehr für einen Studentencampus” und Tische und Bänke anregt. Ansonsten “gefällt mir das sehr gut” und er bezeichnet den Bau als “würdevolle Wohnungssituation, die es uns wert sein sollte.”

Korbinian Kohler (CSU) hat noch ein paar Fragen zur Investitionssumme, zu der Anzahl der rollstuhlgerechten Wohnungen (“sind das nicht zu wenig?”) und vor allem zur sogenannten “Begegnungsstätte:

Brauchen wir einen Saal für 200 Leute, ist das von der Gemeinde so vorgegeben? Korbinian Kohler (CSU)

Vorgaben habe die Gemeinde nicht gemacht, stellt Besel klar und argumentiert, dass man den Raum ja sehr unterschiedlich nutzen könne. Er ergänzt, dass die Gemeinde aktuell nur vier Säle für Veranstaltungen habe und, dass sich hier “die Vereine bereits auf die Füße treten”. Quartiersmanagerin, Kerstin Putzirer, erklärt die Notwendigkeit damit, dass da zukünftig etwa 50 bis 60 Leute wohnen werden. Die dann “für die Seniorenfrühstücke wieder auslagern?” Das finde sie “ungünstig”.

Auch Martina Ettstaller (CSU) macht sich für die Idee eines Veranstaltungsraums stark. Schließlich würden zum Beispiel bei Musik-Veranstaltungen auch Leute von außer Haus dazukommen. Insgesamt lobt sie das Konzept als “eine super tolle Sache”.

Zur Frage der Rollstuhlgerechtigkeit verweist Udo Brückner auf den Planungsleitfaden der Regierung von Oberbayern. Demnach müsse im Verhältnis mindestens ein Bewohnerplatz rollstuhlgerecht sein, sie planen aktuell mit zwei. Auch, dass ein rollstuhlgerechtes Appartement im Schnitt etwa 15 Quadratmeter mehr Raum einnehme, gibt er zu bedenken.

Die dritte Bürgermeisterin, Christine Zierer (FWG), geht ebenfalls auf Kohlers Sorge der “rollstuhlgerechten Wohnungen ein.” Sie erläutert, dass “etwa eine blinde Person sich in einer rollstuhlgerechten Wohnung nicht zurechtfinde (weil die Maße nicht den Standards entsprächen) und auch “ein Hörgeschädigter in einer normalen Wohnung zurechtkommt.” Falls sie damit Unrecht hat, hat Zierer gleich eine Lösung parat: “Dann kann man ja ein viertes Haus bauen”.

Michael Huber (Grüne) zeigt sich beeindruckt, wie die Höhenentwicklung im Entwurf mitgedacht wurde, versucht dann seine Ratskolleginnen und Kollegen nochmal auf Nachteile aufmerksam zu machen: “Die fehlenden Terrassen beim Haus 2, was der Topografie geschuldet sei”, auch die “kellerartigen Souterrain-Wohnungen” nennt er als Beispiele. Zudem appelliert er an alle, sich nochmal in Detailfragen genau miteinander abzustimmen “wir geben da ja wahnsinnig viel Geld aus”.

Mit einem Baubeginn in diesem Jahr rechnen die Architekten nicht mehr. Zur Sommerpause wollen sie den Bauantrag einreichen, dann sei ein Baubeginn im Frühjahr 2025 realistisch. Der erste Schritt ist gemacht: Der Gemeinderat Gmund stimmte dem Vorentwurf einstimmig zu.

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