Der „Altersdurchschnitt in Rottach von 51 Jahren“ sollte jedem zu denken geben, denn „jeder hier am Tisch könnte eines Tages in die Lage kommen, solche Einrichtungen aktiv nutzen zu müssen“, erklärte Bürgermeister Christian Köck bereits vor sechs Monaten, als es um die Genehmigung des Neubaus an der Seniorenresidenz Wallberg ging.
Die Brisanz verdeutlicht auch eine bundesweite Statistik: Etwa 240.000 zusätzliche stationäre Pflegeplätze werden geschätzt bis zum Jahr 2030 gebraucht. Es sei ein „ungeheurer Einschnitt“ für die letzte Zeit des Lebens, wenn man “in Doppelzimmern alles mit einem völlig fremden Menschen teilen müsse, egal ob Bad, Klo oder TV-Programm“, mahnte beispielsweise Klaus Fresenius (FWG) im März.
Deshalb verstehe er die Forderung des Gesetzgebers nach Einzelzimmern für alle Senioren, die nun auch die Seniorenresidenz Wallberg umsetzen müsse. Dabei hat es der Änderungsentwurf zum Bebauungsplan in sich. Ein Haus am Roßwandweg 4 soll abgebrochen werden und durch einen viergeschossigen Westtrakt mit 60 Zimmern ersetzt werden. Mit einer Höhe von zwölf Metern soll der „Riegel“ mit dem Mitteltrakt samt Rezeption verbunden werden. Darunter ist eine Tiefgarage geplant. Der bereits bestehende, bergseitige Ostflügel ist 10,60 Meter hoch.
Schwierige Verkehrssituation
Doch für die Anlieger dürfte dies „nicht einfach werden“, erklärte Köck damals, denn der Trakt „wird kein niedriges Gebäude“. Aber man müsse „die bauliche Kröte“ auch mal schlucken. Denn die Schaffung der Zimmer stärke auch die Wirtschaftlichkeit des Betreibers. „Zudem haben wir keine Alternativen für einen anderen Standort“, warb Köck mehrmals für den Änderungsentwurf.
Dies sahen bei der entscheidenden Sitzung nicht alle Gemeinderäte so. „Wir müssen es ausbaden, wenn die Politiker mit ihrer Forderung nach Einzelzimmern immer wieder eins draufhauen“, klagte beispielsweise Anton Maier (CSU). Auf dessen Linie war auch Fraktionskollegin Alexandra Wurmser:
Trotz brutaler Höhenentwicklung werde ich dennoch zustimmen – wenn auch mit Bauchweh.
Am Ende wurde die Änderung des Bebauungsplan mit vier Gegenstimmen genehmigt. Als eines der größten Probleme wurde allerdings die Verkehrssituation ausgemacht. Die Zufahrt über die Weissachausstraße und den Rosswandweg ist äußerst schmal. So erklärte Bauamtsleiterin Christine Obermüller bei der letzten Sitzung am Dienstagabend, dass es bereits während der Bauphase Ausweichmöglichkeiten geben werde, damit die Lkw nicht rückwärts den schmalen Weg wieder zurücksetzen müssten. So werde der Bebauungsplan dahingehend noch geändert.
Nach kurzer Diskussion genehmigte der Gemeinderat den Bebauungsplanentwurf mit nur drei Gegenstimmen.
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