Dann ist auch Waakirchens Bürgermeister Sepp Hartl glücklich. Er hat das Projekt vor über zehn Jahren mit initiiert und daran verdient.
Wenn Waakirchens Bürgermeister Sepp Hartl (FWG) über „seinen“ Golfplatz in Piesenkam spricht, gerät er ins Schwärmen. Es soll ein naturnaher 18-Loch-Golfplatz werden, wo auch seltene Vögel und Rehe ihr Zuhause haben, zudem würden nun alle Landwirte mitziehen. Er prophezeit: „Wenn der Golfplatz kommt, ist er in kürzester Zeit voll belegt.“ Doch wenn man den passionierten Golfer Hartl auf seine „Verdienste“ um den Golfplatz anspricht, hält er sich bedeckt, das sei Geschäftsgeheimnis.
Gärtner und Golfplatzinitiator
Dabei war lange Jahre unklar, ob der Golfplatz in Piesenkam jemals Realität werden würde. Schon 2001 wurde über einen Bau gesprochen. Doch passiert ist lange nichts. Rückblick: Hartl, von Beruf Gärtner, war einst technischer Leiter beim Golfplatz Isarwinkel-Bad Tölz. „Wir wollten den Golfplatz auf 18 Loch erweitern, was aber schwierig war. Wir scheiterten an den Ausgleichsflächen“, meint Sepp Hartl rückblickend. Dann kam ihm etwa um die Jahrtausendwende die Idee für eine solche Anlage in Piesenkam.
Nach einem Gespräch mit dem Landwirt Josef Gast soll dieser erklärt haben, dass er 15 Hektar für einen Golfplatz zur Verfügung stellen könnte. „In der kürzesten Zeit hatte ich dann 85 Hektar von den Landwirten zugesagt bekommen, die ich für das Golfprojekt begeistern konnte, erinnert sich Hartl. Die Absichtserklärungen wurden dann am 1. Juni 2002 von allen Beteiligten unterschrieben. Diese wurden für eine Flächennutzungsplan-Änderung und für das Raumordnungsverfahren gebraucht.
In den Verträgen von 2002 wurde dann festgehalten, dass dafür eine eigene GmbH gegründet werden soll oder die Verträge weitergegeben werden können. Er habe die Verträge als Pächter unterschrieben, so dass er später auch mal als Geschäftsführer den Golfplatz leiten könnte, erklärt Hartl weiter. Und er räumt ein:
Es war immer klar, dass für mich ein Honorar anfällt, falls ich die Verträge weitergeben sollte.
Das alles lief über sein damaliges Geschäft als Gärtner. Die Summe des Honorars will Hartl nicht nennen – Geschäftsgeheimnis. Er könne versichern, nicht abgesahnt zu haben. Habe dafür viel Zeit aufgewendet, und bis zu seiner Wahl zum Bürgermeister von Waakirchen im Jahr 2008 habe er die Landwirte, die sich vertraglich gebunden haben, unterstützt, so Hartl weiter.
2004 wurde Hartl der jetzige Investor empfohlen, Karl-Heinz Krutz. Auch die Landwirte gaben grünes Licht. Am 1. April 2004 wurden die Verträge unterschrieben. Nachdem aber dann über Jahre nichts in Piesenkam passierte, wurde man misstrauisch und hinterfragte das Geschäftsgebaren des neuen Investors Krutz etwas genauer und stieß auf ständig wechselnde Geschäftsadressen.
Zunächst war es die „Tegernseer Tal Waakirchen Gemeinde Piesenkam GmbH & Co. Golfplatz KG“. Daraus wurde in Berlin die „Tegernseer Tal KG Golfplatz Tegernsee GmbH & Co. KG“. Schließlich erschien im Hamburger Handelsregister eine „Haus- und Grundmanagement Tegernsee GmbH“. Und dies ist nur ein Ausschnitt aus der Liste beteiligter und gelöschter Firmen. Investor Karl-Heinz Krutz selbst wollte sich gegenüber der Tegernseer Stimme zu der Thematik nicht äußern.
Seit 11. Dezember 2013 aber hat nun die „KG Golfplatz Tegernsee“ ihren Firmensitz in der Rottacher Seestraße. Vielleicht auch deshalb, weil nun in Piesenkam mit schwerem Gerät Grünland umgepflügt wird und der Golfplatz nun ernsthaft angegangen wird. Ein tiefes Loch lässt einen See vermuten. Laut den Verantwortlichen soll es eine naturnahe Golfanlage werden. „Wir haben 23 Hektar: ein Drittel Spielbahnen, ein Drittel Biotope und ein Drittel Ausgleichsflächen“, schildert Sepp Hartl das Projekt.
Kiosk statt Clubhaus
Nur eines bekommt der Golfplatz Piesenkam nicht: ein Clubhaus. Es sollte an die „Auberge Moar-Alm“ angebaut werden. Dies hätte dann auch die Gemeinde Sachsenkam tangiert. Doch die wollte nicht. Bürgermeister Johann Schneil (CSU): „Wir haben beim Golfplatz Piesenkam immer ablehnend reagiert. Denn so eine Mickey-Mouse-Landschaft passt nicht zwischen zwei so gewachsene Orte wie Piesenkam und Sachsenkam. Deshalb hat kein Sachsenkamer Landwirt Grund dafür hergegeben. Allein ein paar Ausgleichsflächen sind auf unserem Gemeindegebiet.“
Dass demnächst nur ein Kiosk statt eines Clubhauses für das Wohl der Gäste sorgt, ist für Sepp Hartl kein Manko. Er brauche nicht unbedingt ein Clubhaus, da Golf inzwischen ein Volkssport sei. „Da reicht ein Kiosk, wo es auch mal eine Leberkäsesemmel und Getränke gibt“, davon ist Hartl überzeugt. Ein kleiner Shop sei auch dabei, für Bälle und andere Golfutensilien.
Die Leute wollen nicht nur Essen und Duschen, die wollen Golf spielen und dann ihrer Wege gehen.
Der Bürgermeister schätzt die Gesamtkosten des Golfplatzes mit Maschinenpark auf drei Millionen Euro. Eingeschlossen seien darin auch die Pachtzahlungen an die Landwirte, die bereits seit Jahren pro Hektar und Jahr etwa 1.000 Euro bekommen sollen. Genaue Zahlen nennt niemand – Geschäftsgeheimnis.
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