Skepsis aller Orten: Wie gesundheitsschädlich ist der digitale BOS-Behördenfunk?

Die Funkmasten könnten das Landschaftsbild verschandeln. So die Sorge der Kritiker.

Der BOS-Funk betrifft uns alle. Auf dem Tegernseer Neureuthaus, auf dem Ringberg und in Wildbad Kreuth sind Sendemasten für den digitalen Behördenfunk Tetra geplant. Insgesamt 17 bis 20 Standorte sollen im gesamten Landkreis für neue Masten gefunden werden. Das sagt zumindest die Bürgerinitiative „Tetrafunkfreier Landkreis Miesbach“. Doch zum Tetra-Funknetz stehen zur Zeit jede Menge Fragen im Raum.

„Warum soll das Behördenfunksystem bis 2012 fertiggestellt werden, wo laufende Studien, die eventuelle Gesundheitsschäden offenbaren, erst im Jahr 2013 abgeschlossen sind?“ Das ist mit die brennendste Frage, die sich Reinhard Lohmann, Sprecher der Bürgerintiative stellt.

Mehr Klarheit und Austausch sollte eine Veranstaltung schaffen, die die Bürgerinitiative zusammen mit der Stadt Miesbach am vergangenen Montag im Gasthof Bräuwirt anberaumt hatte.

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Die Kritiker sehen viele Nachteile

Funktechniker Ulrich Weiner referierte über funktionale Stärken und Schwächen des digitalen Tetrafunks. „Tetra ist systembedingt für den Katastrophenschutz nicht tauglich“, sagte Weiner, langjährig im Katastrophenschutz tätig. „Dieses System wurde nie für Sicherheitsanwendungen konzipiert.“ Es habe keinen Stresstest überlebt, beispielsweise Großschadensereignisse. Erfahrungen aus anderen Ländern wiesen Netzausfälle auf. Dort sei man deshalb zum Teil wieder zum Analogfunk zurückgekehrt.

Die Kritiker des geplanten Systems bemängeln, dass für mehrere Milliarden Euro – laut Lohmann zahlt der Freistaat circa eine Milliarde Euro – eine Technik aus den 1990er Jahren etabliert werden soll, die – nach Aussage der Kritiker – weder zeitgemäß noch in der geplanten Komplexität angemessen erprobt ist.

Derzeit werden laut Bürgerinitiative geeignete Standorte für die Sendemasten in den Gemeinden gesucht. Die Kritiker erwarten eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, denn die rund 17 bis 20 Masten, die im Landkreis errichtet werden sollen, könnten bis zu 60 Meter hoch werden, so Lohmann.

“Die gesundheitlichen Risiken sind nicht abschätzbar”

Folgende Standorte sind nach Wissen der Bürgerinitiative geplant: Harzberg, Fentberg, Irschenberg, Schwarzenberg, Neureuth, Huberspitz, Valepp/Wallberg, Holzkirchen, Kleinhartpenning, Ringberg, Wildbad Kreuth, Seeberg, Sudelfeld, Bayrischzell sowie an drei noch unbekannten Standorten.

An das Bild von Masten in der Landschaft könnte man sich ja noch gewöhnen. Die Kritiker befürchten aber vor allem potentielle Gefahren für die Gesundheit. Bei der Infoveranstaltung klärte Umweltärztin Barbara Dohmen die Besucher im voll besetzten Saal über gesundheitliche Risiken auf, die durch die 24-Stunden-Dauerbestrahlung entstehen könnten: Schlaganfälle, Grauer Star, Schlafstörungen und andere mehr. Seit etwa 15 Jahren gäbe es verstärkt Krankheitsbilder, die – gerade bei jüngeren Patienten – völlig untypisch seien. Die Anzahl der elektrosensiblen Menschen stieg von 4,8 Millionen im Jahr 2005 auf über 9 Millionen in 2009.

Etwas zu kurz kam bei der Informationsveranstaltung am vergangenen Montag die Seite der Befürworter des Behördenfunks. Die “Gegenseite” möchte in einer eigenen Veranstaltung am 27. Juni ihre Sicht der Dinge klarstellen.

Wir bleiben dran und informieren, wie es mit dem Thema, auch im Tegernseer Tal, weitergeht.

Weitere Informationen finden sich unter:
www.tetrafunkfreies-miesbach.de

Detaillierte Pro-Argumente erhält man unter:
www.bdbos.de

Informationen zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung gibt die Umwelt- und
Verbraucherorganisation unter www.diagnose-funk.de heraus.

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