“Soziale Spannungen vermeiden”

Gestern Abend haben sich Unternehmer und Politiker aus dem Landkreis Miesbach getroffen um zu überlegen wie Asylbewerber erfolgreich in die Arbeitswelt integriert werden können. Das Thema ist hochbrisant: Bis zum Ende des Jahres rechnen die Verantwortlichen mit 900 Flüchtlingen im Landkreis und mehr. Es gilt soziale Spannungen zu vermeiden.

Prof. Dr. Claas Triebel und Franz Lutje engagieren sich für die Beschäftigung von Asylbewerbern
Prof. Dr. Claas Triebel und Franz Lutje engagieren sich für die Beschäftigung von Asylbewerbern

Es vergeht kein Tag an dem nicht von der Asylpolitik die Rede ist. Jeden Tag erreichen uns neue Meldungen zu dem Thema – und jeden Tag erreichen neue Asylsuchende die deutschen Grenzen. Erst kürzlich äußerte sich Landrat Wolfgang Rzehak empört über die kurzfristige Ankündigung, dass der Landkreis im Juli noch mehr zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen muss. Das Thema Asyl ist eine der großen Herausforderungen der Politik – auch auf kommunaler Ebene.

Aus diesem Grund trafen sich gestern Abend Unternehmer und Politiker aus dem Landkreis zu einer gemeinsamen Gesprächsrunde in Miesbach. Kernthema war die Eingliederung der Asylbewerber in den Arbeitsalltag. Die ist besonders wichtig: “Wenn es ihnen nicht gut geht entstehen soziale Spannungen in der Gemeinde – und wir wollen doch keine Slums wie in Paris, in denen sich die Polizei nicht rein traut”, erklärte Holzkirchens Integrationsbeauftragter Franz Lutje überspitzt.

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“Ein oder zwei Jahre in einem Container zu leben ohne einer Arbeit nachzugehen – da leidet natürlich das psychische Wohlbefinden”, sagte Landrat Wolfgang Rzehak. Nicht zuletzt aus diesen Gründen sei es die Verantwortung der Unternehmen im Landkreis die Flüchtlinge in das Arbeitsleben einzubinden. So könne Gutes getan werden, die Produktivität der Betriebe gesteigert werden und eine erfolgreiche Integration stattfinden.

Diversity – der Vorteil multikultureller Unternehmen

Einer der Referenten des Abends war der etablierte Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Claas Triebel. Er betonte die Vorteile ethnischer Vielfalt im Betrieb. Dazu verwies er auf eine 2011 veröffentlichte Studie der internationalen Unternehmensberatung McKinsey, welche einen positiven Effekt von Vielfalt innerhalb der Belegschaft beweisen konnte.

Auch Lutje warb für seine Schützlinge: “Einige sind über zwei Wochen durch die Sahara geflüchtet und hatten täglich nur einen Viertelliter Wasser – können sie sich vorstellen was das für zähe Kerle sind?” Doch die Einstellung scheitere oftmals schon aufgrund der Herkunft der Bewerber, wie Triebel anhand von Studien belegte.

Dabei fehle es vor allem in der Gastronomie an Arbeitskräften. Doch auch branchenübergreifend wird die Situation immer problematischer. So erläuterte der Rosenheimer Arbeitsamt Geschäftsführer Jakob Grau, dass aufgrund des demografischen Wandels langfristig gesehen 6,1 Millionen Arbeitnehmer zwischen 16 und 65 fehlen werden. “Wir haben viele Flüchtlinge und Asylbewerber – aus diesem Potenzial müssen wir schöpfen”, so Grau.

Gemeinsam anpacken

Um die Neuankömmlinge trotzdem im Arbeitsalltag unter zu bringen, plant Lutje Firmenbesichtigungen und dreimonatige Praktika in denen sich beide Seiten besser kennenlernen können. Natürlich ist die Beschäftigung der Asylbewerber auch mit Komplikationen verbunden. Denen müsse man entgegen wirken. So können Betriebe beispielsweise ausbildungsbegleitende Hilfen anfragen, um die Integration zu fördern.

Triebel empfiehlt hierzu auch firmeninterne Mentoren die den Flüchtlingen zur Seite stehen. Der Wirtschaftspsychologe wiederum bietet solchen Mentoren sein Coaching an. Für Flüchtlinge die durch das “Raster” fallen weil sie zu alt sind, die Sprache nicht beherrschen oder eine Ausbildung nicht schaffen wünscht sich Lutje Asylbewerberwerkstätten. Nach dem Vorbild von Behindertenwerkstätten sollen hier im besonderen Rahmen Kompetenzen erworben werden.

Auch Start-Up Unternehmen sind hierfür in Arbeit. Gegen Ende des Abends zeigte der Integrationsbeauftragte eine Dia-Show mit Bildern seiner Schützlinge. Die zeigten die Asylbewerber bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, beim Sport oder einfach ganz privat. Die deutliche Botschaft: Die Flüchtlinge sind auch nur ganz normale Menschen – wie du und ich.

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