SPD-Mann Gräbner im schwarzen Wahlkreis

SPD-Kandidat Hannes Gräbner stellte sich am Freitag in Wiessee vor. Gekommen waren nur wenige – denn “als Sozi hat man es in einem der schwärzesten Orte außerhalb Afrikas unglaublich schwer, ein Amt zu erreichen“, wie es Vize-Bürgermeister Robert Huber erklärte. Ein Porträt.

Florian Pronold und Hannes Gräbner (v.l.) im Hotel zur Post in Bad Wiessee

Den Meinungsumfragen zufolge haben sechs Parteien berechtigte Chancen nach der Wahl am 24. September in den Bundestag einzuziehen. Die Tegernseer Stimme stellt deren Direktkandidaten für den Wahlkreis Bad Tölz- Wolfratshausen/Miesbach in einer täglichen Folge vor. Heute: Hannes Gräbner von der SPD.

Sichtlich schwer hat man es wohl als Genosse, im Landkreis Miesbach Wahlkampf zu machen. Während überall schon CSU-Plakate prangen, die auf eine Veranstaltung am Mittwoch im Tegernseer Bräustüberl hinweisen, machte in Bad Wiessee nur eines auf einen SPD-Wahlkampftermin im Hotel zur Post aufmerksam. Angekündigt wurde der Parlamentarische Staatssekretär Florian Pronold. Er war bis Mai acht Jahre lang Vorsitzender der SPD in Bayern. Pronold dürfte einen sicheren Listenplatz für die Wahl zum Bundestag haben, dem er seit 15 Jahren angehört.

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Nicht aber der, der erstmals um Wählerstimmen für Berlin in Bad Wiessee kämpft: Hannes Gräbner aus Holzkirchen. Denn als Neueinsteiger auf der Landesliste blieb für den 50-Jährigen nur Platz 44. Damit dürfte er kaum Chancen auf einen Einzug in den Bundestag haben. Bei der Wahl 2013 hatte die Oberbayern-SPD fünf Mandate errungen. Eines davon ging an Klaus Barthel, der im Juni überraschend das Ende seiner Parlamentskarriere erklärte. Barthel stand damals auf Platz fünf der Landesliste.

„Unverbrauchte Köpfe“ braucht das Land

Davon ist Gräbner weit entfernt, was sich auch im kleinen Postsaal widerspiegelte. Als hätte man die Hoffnung schon fahren lassen, folgten am Freitagabend dem Terminhinweis zu Pronolds Vortrag über die „Soziale Gerechtigkeit“ nur etwa 25 Getreue. Darunter waren auch Stadt- und Gemeinderäte aus dem Tal, die den Kandidaten Gräbner schon länger kennen.

Er ist seit 2015 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Miesbach. „Ich bin hier vor fast zwei Jahren mit einem sehr jungen Vorstandsteam angetreten. Das hat ordentlich frischen Wind in die Partei gebracht“, so Gräbner auf seiner Homepage. Weiter wirbt er für sich:

Unverbrauchte Köpfe und neue Ideen braucht der Bundestag. Deshalb kandidiere ich hier im kleinsten, aber schönsten aller Bundestagswahlkreise und bitte Sie um Ihre Unterstützung.

Wie schwierig dies werden dürfte, machte Wiessees Vize-Bürgermeister Robert Huber seinem Genossen in der Begrüßung deutlich: „Als Sozi hat man es in einem der schwärzesten Orte außerhalb Afrikas unglaublich schwer, ein Amt zu erreichen“.

Nicht „Weitermerkeln“

Gräbner, ganz Wahlkämpfer: „Wir als SPD haben in der Großen Koalition sehr viel erreicht, das kann man gar nicht oft genug sagen“. Seine Partei, der er seit 1983 angehört, habe den Mindestlohn ertrotzt, die Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren eingeführt, das Bafög und die Frauenquote in Aufsichtsräten erhöht und Kita-Plätze ausgebaut. „Dabei standen uns auch die Gewerkschaften bei“, so Gräbner. Es sei gut, dass sich der DGB und die SPD in vielen Fragen wieder angenähert hätten. „Damit ist wieder mehr Gerechtigkeit im Land erreicht worden“. Dies sei aber mit der CDU nicht mehr zu schaffen, deshalb müsse man die SPD stärken, „wo es nur geht“.

Mit einfach so „Weitermerkeln“ könne man die „großen Schritte“, die jetzt notwendig wären, kaum bewerkstelligen. Martin Schulz sei deshalb der bessere Kanzler. Gräbners Credo als Betriebsratsvorsitzender eines „großen Fernsehsenders“ ist ein gerechteres Leben für viele und nicht nur für Priviligierte. Dies gelinge nicht mit befristeten Arbeitsverträgen, weil damit Menschen kaum die Gründung einer Familie und die Miete einer Wohnung planen könnten.

Jede Stimme zählt

„Ich weiß, dass Hannes Gräbner kämpfen kann, da wir uns seit 25 Jahren kennen“, warb Pronold für den Kandidaten im CSU-Kernland. Er kenne das aus eigener Erfahrung, denn sein Wahlkreis in Niederbayern sei so schwarz, „dass selbst Leute im Keller ohne Licht noch Schatten werfen“. Damit wolle er zum Ausdruck bringen, dass jede Stimme zählt, auch wenn Umfragen weissagen würden, „dass es eh keinen Sinn mehr macht“.

Denn die Umfragen würden auch zeigen, dass sich erst etwa 50 Prozent der Wähler in der letzten Woche entscheiden wollen, wem sie ihr Kreuz geben. In einer katholischen Gegend wie hier gebe es eine einfache Botschaft, so Pronold: „Wer sein Kreuz bei der SPD macht, muss nachher keines mehr tragen“.

Zu dieser Reihe:

Den Meinungsumfragen zufolge haben sechs Parteien berechtigte Chancen nach der Wahl am 24. September in den Bundestag einzuziehen. Die Tegernseer Stimme stellt deren Direktkandidaten für den Wahlkreis Bad Tölz- Wolfratshausen/Miesbach in einer täglichen Folge vor.

Diese Kandidaten wurden schon vorgestellt:

Andreas Wagner (Die “Linke”)

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