Luxus-Hotel kommt – Spielarena weicht

Eigentlich lagen sie schon auf dem Ratstisch, die Modelle zur Bebauung des Jodschwefelareals. Was noch fehlte, war der Bebauungsplan. Dieser wurde im Gemeinderat am Donnerstag mit großer Mehrheit genehmigt. Erst wenn alle Hürden genommen sind, fließen auch die etwa 7 Millionen Euro Kaufpreis des Schweizer Investors. Dabei wurde gestern auch klar, dass die Spielarena dem Projekt weichen wird.

Das neue Gesundheitshotel verdrängt die Spielarena.
Das neue Luxus-Hotel verdrängt die Spielarena.

Während Vize-Bürgermeister Robert Huber (SPD) in den vorgelegten Plänen des Ortsplaners Eberhard von Angerer zum Hotelkomplex samt Medizinbereich „etwas Großartiges sieht, in die man Euphorie reinbringen muss, denn es kommt etwas gescheites raus. Deshalb sollen wir uns nicht an Kleinigkeiten und dem Abholzen von ein paar Bäumen aufhängen“.

Genau dies bemängelte sein Ratskollege von der anderen Fraktion, Rolf Neresheimer. Für den „ranBW“-Mann ist die Überbauung des Tennisplatzes und der Spielhalle „eine massive Beschneidung des Ortes in seinen Freizeitaktivitäten“. Florian Sareiter (CSU) hielt dagegen, dass „Tennis nicht mehr das ist, was es einmal war“.Neresheimer dagegen bezweifelte auch die Wertschöpfung für den Ort, „da der Investor im Ausland sitzt“.

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Geplant sind 455 Stellplätze

Tatsache ist, dass die Schweizer Sports Excellence Group (SME) auf dem Jodbadareal mit 18.000 Quadratmetern ein Luxushotel mit 114 Zimmern neben der Wandelhalle und einer angrenzenden „Sportsclinic Germany“ errichten will. Außerdem soll später neben der Spielarena an der Wilheminastraße noch ein Haus für 100 Mitarbeiter in Winkelform entstehen.

Die Wandelhalle wird mit großem Aufwand neuen Funktionen zugeführt. Sie soll für größere Events genauso geeignet sein wie als Restaurant nicht nur für die Hotelgäste. Der Haken an der Sache: die bislang fehlenden Stellplätze für Besucher und Mitarbeiter, denn derzeit seien nur 179 Parkmöglichkeiten vorhanden. Doch Ortsplaner Eberhard von Angerer zauberte sie wie Kaninchen aus dem Hut. Mit seinem Planungskonzept von 455 Stellplätzen überraschte er auch so manchen Gemeinderat. Groß war das Staunen, wie sie Angerer aufgliedern will.

Durch eine Verschmälerung der Wilheminastraße auf sechs Meter könnten dort 109 Stellplätze in Parkbuchten entstehen. Weitere 57 sieht der Architekt in der Adrian-Stoop-Straße. Die Hoteltiefgarage soll 190 Fahrzeuge aufnehmen. Reichen die Plätze insgesamt nicht, so will von Angerer auch noch südlich der Wandelhalle mit dem Abriss der verfallenen Direktorenvilla knapp 100 Stellplätze vorsehen.

Doch diese seien nur für den „Worst Case“ angedacht, falls sich einmal mehr als 3.000 Besucher auf dem Gelände aufhalten sollten, meinte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) wohl vorsorglich, damit er sich nicht unnötigen Diskussionen ausgesetzt sieht. Höß kappte dann auch gleich die Vorstellungen von Angerers, in der Allee vor der Wandelhalle noch 17 Fahrzeuge unterzubringen.

Gelände der Spielarena bleibt im Gemeindebesitz

Die Galgenfrist für die Spielhalle endet im Oktober 2021, bis dahin läuft der Pachtvertrag. Danach wird sie abgerissen und jetzt zunächst als Grünfläche im Bebauungsplan ausgewiesen. Der Grund bleibe im Besitz der Gemeinde, erklärt von Angerer auf Nachfrage, dies habe sich die Gemeinde gegenüber SME ausbedungen, um später selbst freie Hand für mögliche bauliche Maßnahmen zu haben.

Das Model zeigt: Vorne und links ist das geplante Hotel, oben der OP-Trakt.
Das Model zeigt: Vorne und links ist das geplante Hotel, oben der OP-Trakt.

Insgesamt würde sich die Baumasse von Hotel und Klinik in der Höhe dem First der Wandelhalle unterordnen, preiste von Angerer die Planungen. Gleichwohl aber müsste das kleine Biotop an der Wilhemina-Quelle in Teilen „entsiegelt“ werden.

Im Gegenzug würden dafür die Dächer des Hotels bepflanzt werden, „damit man von den Bergen aus auf etwas Grünes blickt“, so von Angerer, der offenbar mit Rückendeckung der Gemeinde aufs Tempo drückt. Denn der Investor mache erst dann „den Geldbeutel auf“, so von Angerer, wenn der jetzt vorliegende Bebauungsplan im Juni rechtskräftig ist.

Fließen im Juni 7 Millionen Euro in die Gemeindekasse?

Dann dürften die Schweizer etwa 7 Millionen als vereinbarten Kaufpreis berappen, die Wiessees tiefrotes Minus etwas aufbessern würden. Als Termin zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplanes schlug der Ortsplaner den 15. Februar vor. Danach hätten die Bürger drei Wochen Zeit für ihre Einwände und Anregungen. „Wir sollten den Schwung mitnehmen“, empfahl der Architekt.

Dies sahen viele auch im Gemeinderat so. Ihn mache die schnelle Planung stolz, stieß Florian Sareiter ins gleiche Horn wie Bernd Kuntze-Fechner (SPD): „Ich begrüße das entschlossene Vorgehen“. Nach den vielen Pleiten in den vergangenen Jahren müsse man nun froh sein, „dass wir dies auf die Reihe gebracht haben“, freute sich Fritz Niedermaier (Wiesseer Block). Doch neben Neresheimer blieb auch Ingrid Versen (CSU) bei ihrem Nein. Ihr fehle nach wie vor der Seeblick vom Hotel aus. Mit 14 zu 2 Gegenstimmen wurde die Aufstellung des Bebauungsplanes angenommen.

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