Wiesseer Spielbank: Umsatzeinbruch gestoppt

spielbank breit

Mit dem Rauchverbot fing alles an. Fast 50 Prozent Rückgang beim Bruttospielertrag verzeichnete die Wiesseer Spielbank in den vergangenen Jahren. Von 33 Millionen Euro im Jahr 2006 ging es kontinuierlich abwärts. Doch nun sieht es zum ersten Mal nach langer Zeit wieder besser aus. Wie Direktorin Antje Schura in einem TS-Interview bestätigt, haben sich zwar die Besucherzahlen nicht nennenswert verbessert, dafür ist der Umsatz um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Positiver Trend

Knapp 46 Millionen Euro hat die Spielbank in den vergangenen zwölf Jahren an die Gemeinde Bad Wiessee abgeführt. Das allein zeigt schon, wie wichtig das Casino und die Einnahmen aus dem Betrieb auch für den öffentlichen Haushalt sind. Daher traf es die Gemeinde auch hart, als die Abgaben in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgingen.

Im August verriet Wiessees Bürgermeister Peter Höß, dass er nun hoffe, die Sohle der Spielbankumsätze sei erreicht. So weit wollte Spielbank-Direktorin Antje Schura heute noch nicht gehen. Dennoch spricht auch sie von einem positiven Trend und zeigt sich im Interview zufrieden mit den Maßnahmen, die die Wende im Casinobetrieb bringen sollen. Besonders die Änderung des Glücksspielstaatsvertrages sowie die Einführung eines Kreditkartensystems hätten den Aufschwung ermöglicht.

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Tegernseer Stimme: Frau Schura, die vergangenen Jahre waren für die Spielbank nicht sehr einfach. Die Besucherzahlen gingen zurück, und bei den Umsätzen mussten Sie große Einbußen hinnehmen. Wie sieht es denn heuer aus?

Schura Es sieht eigentlich ganz gut aus. Wir haben in den ersten drei Quartalen dieses Jahres einen Bruttospielertrag, also den Umsatz des Casinos, von insgesamt knapp 15 Millionen Euro erwirtschaften können. Das sind 20 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr.

Tegernseer Stimme: Und die Besucherzahlen?

Schura Die Besucherzahlen haben sich nur um etwas mehr als ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Dabei ist immer noch ein Übergewicht bei den Besuchern des großen Spiels – also Blackjack, Roulette, Poker – im Vergleich zu den Automatenspielern zu verzeichnen.

Schura: "Die Zahlen stimmen"
Spielbank-Direktorin Antje Schura ist vorsichtig optimistisch, kann aber noch keine Entwarnung geben.

Tegernseer Stimme: Was glauben Sie, wie wird der Umsatz am Ende des Jahres aussehen?

Schura Da will ich mich noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber wir hoffen zumindest auf ein zweistelliges Plus. Nur lässt sich das derzeit natürlich schwer zu 100 Prozent vorhersagen. Glücksspiel ist nun einmal Glücksspiel, und da gibt es ein ständiges Auf und Ab. Der jetzige Stand ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber eine positive.

Zwei Faktoren

Tegernseer Stimme: Haben Sie eine Erklärung für die gute Entwicklung?

Schura Ich glaube, dabei sind zwei Faktoren entscheidend. Zum einen sicherlich die Änderung des Glückspielstaatsvertrages im Juli 2012. Dadurch wurde auch das Werbeverbot wieder etwas aufgelockert. Das hat uns bestimmt sehr geholfen, und wir konnten viele neue Erstkunden gewinnen.

Tegernseer Stimme: Und der zweite Faktor?

Schura Der zweite Faktor ist, dass man bei uns jetzt auch mit Kreditkarte bezahlen kann. Das ist vor allem für unsere ausländischen Besucher wichtig. Somit ist es eine deutliche Verbesserung zu der vorherigen Regelung, bei der man nur mit der EC-Karte bezahlen konnte.

Tegernseer Stimme: Trotzdem hat es ja auch Konsequenzen aus dem Gewinneinbruch gegeben …

Schura Das stimmt. Im Zuge unserer Umstrukturierungsmaßnahmen haben sich im Rahmen einer Freiwilligenauswahl 26 Mitarbeiter dazu entschlossen, zu gehen. Diese Stellen wurden auch nicht mehr neu besetzt. Insgesamt haben wir gerade 121 Angestellte.

Tegernseer Stimme: Führt das zu Problemen, wenn einmal viel los ist?

Schura Um auch bei Stoßzeiten gerüstet zu sein, haben wir uns darauf geeinigt, auf Aushilfen zurückgreifen zu dürfen. Diese sind zumeist im Servicebereich beschäftigt, aber teilweise auch als Kartengeber. Außerdem hat sich unsere verkürzte Öffnungszeit bewährt. Den Besuchern fehlt die letzte Stunde nicht sonderlich, für die Angestellten ist es allerdings eine deutliche Verbesserung.

Von einer Schließung weit entfernt

Tegernseer Stimme: Als einer der größten Arbeitgeber im Tal hat Ihre Personalpolitik ja durchaus Konsequenzen für die hiesigen Gemeinden. Gab es daher auch gewisse Abstimmungen mit der Gemeinde Bad Wiessee?

Schura Das sind Entscheidungen, die weder wir noch Bad Wiessee ja wirklich treffen. Das passiert auf einer viel höheren und politischen Ebene. Daher gab es hierbei keinen Austausch.

Tegernseer Stimme: Wagen wir mal einen Blick in die Zukunft. Was glauben Sie, wo es hingeht in den nächsten Jahren?

Schura Das ist im Moment schwer zu sagen. Man muss auch erst einmal abwarten, wie sich das Geschäft bis zum Ende des Jahres entwickelt. Daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt auch noch viel zu früh, um zu sagen, dass das Tal tatsächlich durchschritten ist.

Antje Schura Spielbank Bad Wiessee-4

Tegernseer Stimme: Vielen bayerischen Spielbanken geht es nicht gut. In letzter Zeit mussten einige Spielbanken in Deutschland schließen. Glauben Sie denn, dass die Spielbank vielleicht doch irgendwann zumachen muss?

Schura Natürlich kann ich eventuelle politische Entscheidungen nicht vorhersagen, die diesen Prozess herbeiführen könnten. Aber nein, eigentlich glaube ich das nicht. Davon ist man zum jetzigen Zeitpunkt in Bad Wiessee sehr weit entfernt.

Tegernseer Stimme: Warum?

Schura Wir sind die größte der bayerischen Spielbanken, erwirtschaften einen hohen Umsatz und führen Gewinne ab. Man könnte auch sagen: die Zahlen stimmen, wir sind zufrieden.

Tegernseer Stimme: Frau Schura, danke für das Gespräch.

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