Sprache als größte Hürde

Das Handwerk in Bayern hat sich vorgenommen, Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. So will man den Fachkräftemangel bekämpfen. Doch im Landkreis kommt die Integration nur schleppend voran – obwohl die Bereitschaft groß ist.

Ausbildung bei der Schreinerei Eham.
Ausbildung bei der Schreinerei Eham: Kommunikation ist das Wichtigste. / Bild: Sofia Latour

Etwa 250 Flüchtlinge sind im Tegernseer Tal untergebracht. Viele mehr bald in Holzkirchen. Diese potentiellen Arbeitskräfte sollen nun möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Insbesondere im Handwerk.

Doch im Landkreis kommt die Integration eher schleppend voran. Es gibt zwar eine große Zahl an Handwerksbetrieben in der Region. Dennoch ist Martin Heimgreitner, Vorstand der Kreishandwerkschaft, kein Betrieb bekannt, der aktuell Asylbewerber beschäftigt.

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Gesetzliche Hürden

Dabei sind die Hürden zur Einstellung nicht unerheblich. Gesetzlich gibt es einige Hindernisse zu überwinden, um als Asylbewerber arbeiten zu dürfen. Ein Flüchtling muss sich bereits drei Monate in Deutschland aufhalten, um arbeiten zu dürfen.

Dann wird geprüft, ob der Job nicht von einem Bundesbürger oder einem Bürger der EU ausgeübt werden kann, erklärt der Pressesprecher des Landratsamtes Miesbach Birger Nemitz. Außerdem müssen natürlich alle arbeitsrechtlichen Grundlagen, die auch für einen Deutschen Bewerber gelten, geprüft werden.

Sprache ist das größte Problem

Doch nicht nur die rechtlichen Aspekte sind ein Problem. Nach eigener Aussage ist Heimgreitner selbst bereit, einen Asylbewerber einzustellen, sollte Qualifikation und Kommunikation stimmen. Doch die Kommunikation, oder eben die mangelnde Kommunikationsmöglichkeiten, sind häufig ein Hindernis.

Das größte Problem ist die Sprache. Wenn man einem Angestellten einen Auftrag erteilt, muss der verstanden werden. Die Kommunikation ist wichtig.

Es gibt zwar ausgebildete Flüchtlinge. Oft auch schon mit Berufserfahrung. Dennoch merkt Heimgreitner an, dass es aus seiner Sicht schon kompliziert sei, unter Deutschen einen passenden Mann zu finden. An die Herausforderung “Asylbewerber” trauen sich daher nur wenige.

Wo das Handwerk Barrieren sieht – oder auch nicht

Unter den Betrieben im Tal scheint die Stimmung ähnlich. Manche Handwerker geben offen zu, sich mit der Frage noch überhaupt nicht befasst zu haben. Andere wären nach eigener Aussage zwar bereit, einen Asylbewerber anzustellen, allerdings ist es bisher noch nicht dazu gekommen. Die Aussagen ähneln sich. Die Qualifikation müsste vorhanden sein. Die Sprache ist das größte Problem.

Andere Beispiele gibt es bisher zwar nur selten, aber es gibt sie. So zuletzt bei der Schreinerei Eham. Dort trafen Asylbewerber auf einen der Angestellten. Das angeregte Gespräch zwischen Handwerker und Asylbewerbern führte zum Erfolg. “Kommende Wochen findet ein erstes Treffen statt”, so Sophia Eham. Danach wolle man weiterschauen.

Im Raum Miesbach waren im September rund 570 offene Stellen zu verzeichnen. Ob diese in näherer Zukunft von Asylbewerbern besetzt werden können, ist angesichts der aktuellen Lage aber eher unwahrscheinlich.

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