Spritpreise am Tegernsee: das Ende des Tankrabatts

Jetzt ist er Geschichte: der umstrittene Tankrabatt. Obwohl viele Kritiker darin nur eine Bereicherung für die Konzerne und Tankstellenbetreiber sehen, wünschen sich einige Verbraucher die Preise von gestern zurück – so auch am Tegernsee. Was kommt jetzt auf uns zu?

Im Nachbarland Österreich kostet der Diesel heute 1,898 pro Liter. Das Tal ist mit 2,269 pro Liter bedeutend teurer.

Bis gestern war er gültig, heute ist er bereits Geschichte. Der Tankrabatt. Die mittlerweile aufgehobene Senkung der Energiesteuer drückte den Preis von Treibstoff ordentlich nach unten. Benzin wurde um 35 Cent je Liter, Diesel um 17 Cent je Liter billiger. So einen Preis lässt man nicht gerne ziehen. Also machte ein großer Teil des Tals gestern noch einen Ausflug zur Tanke. Eine Leserin berichtet von einem regelrechten Ansturm:

Gestern Abend gegen 18.00 Uhr herrschte absolutes Chaos an der Tankstelle in Gmund. Gefühlt wollte nochmal jeder tanken, bevor der September beginnt. Als ich dort ankam, standen rund 17 Autos da und warteten darauf, tanken zu können.

Anzeige

Auch ein Mitarbeiter einer lokalen Tankstelle bestätigt, dass gestern ein extrem guter Tag gewesen sei. Genaue Zahlen könne er zwar nicht nennen, doch er geht davon aus, dass in den nächsten Tagen weit weniger getankt wird – denn „jetzt sind alle vollgetankt.“ Den im Raum stehenden Preissprung kann der Mann so noch nicht bestätigen. Er geht davon aus, dass die Preise mindestens noch ein paar Tage auf dem Niveau verharren. Unter anderem, weil gerade so viele Menschen vollgetankt haben. Gleichzeitig fügt er jedoch hinzu: „Das ist schwer einzuschätzen.“

Die Benzinpreise widersprechen dem jedoch schon heute. Konnte man gestern noch den Liter Benzin für 1,89 bis 1,99 kaufen, prangt heute bereits ein stolzer Preis an den Tanken im Tal. 2,16 Euro kostet, so der ADAC, der billigste Liter Super im Tal. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich auch beim Diesel. Kostete er gestern Mittag 2,11 Euro, ist er heute bereits auf 2,30 Euro gestiegen.

Schlussendlich ist sich der Mitarbeiter sicher: Falls ein Preissprung komme, regen sich die Leute zwar für zwei bis vier Wochen auf. Am Ende finden sie sich jedoch mit dem teuren Preis ab und tanken normal weiter. Was bleibt einem auch anderes übrig?

ADAC warnt vor Preissteigerung

Auf die Sparmaßnahme seitens der Politik gab es bei weitem nicht nur positive Resonanz. So erklärte ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh in der BILD: „Besonders unverschämt gegenüber Verbrauchern: das Verhalten einiger Tankstellenbetreiber, in den letzten Tagen Zapfsäulen gesperrt zu haben, um jetzt zu höheren Preisen abzukassieren.“ Auch das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) übte Kritik. Der Rabatt komme Menschen mit höheren Einkommen und höheren Spritausgaben zugute; nicht Menschen mit geringen Einkommen. Weiter betont das Institut:

Darüber hinaus setzt er die falschen Anreize: Er hält nicht dazu an, weniger Benzin und Diesel zu verbrauchen. Aus ökologischen Gründen und um die Abhängigkeit von Russland zu vermindern, wäre aber das genaue Gegenteil notwendig.

Der ADAC scheut sich aktuell nicht, vor Teuerungen zu warnen. In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung schreibt der Automobil-Club: „Wie es nach dem 01. September mit den Preisen an den Zapfsäulen genau weitergeht, ist ungewiss. Nur eines ist klar: Die Preise werden steigen.“ Zwar seien die Tanks der Konzerne frisch mit billigem Treibstoff gefüllt, der ADAC befürchtet jedoch:

Es bleibt fraglich, ob und in welchem Umfang diese vergünstigten Konditionen in den nächsten Tagen auch noch bei den Kunden ankommen.

Bisher sei das laut Aral schon so geschehen. Aus der hauseigenen Pressestelle wird verlautbart: „Dass die Energiesteuersenkung in der gesamten Branche weitestgehend an die Kund:innen weitergegeben wurde, bestätigten die Untersuchungen des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) sowie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI).“

Verbrauchern bleibe laut ADAC vorerst nur, sparsam zu fahren und Spritpreise zu vergleichen. Die nützlichsten Sprit-Sparmaßnahmen bleiben jedoch: „Unnötige Fahrten zu vermeiden, kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu absolvieren und öffentliche Verkehrsmittel in Erwägung zu ziehen.“

Teureres Zugfahren ohne 9-Euro-Ticket?

Schade nur, dass auch das 9-Euro-Ticket mit Anfang September sein Ende gefunden hat. Ein Nachfolger für das unkomplizierte Monatsticket gibt es keinen. Doch der Fahrgastverband PRO BAHN fordert bereits eine Weiterentwicklung des Tickets. Als ersten Schritt will der Verband eine Erweiterung des “Bayern-Tickets” zu einem “Klimaticket Bayern” als Jahres-Abo und erklärt:

Dabei sollte die existierende lange Ausnahmeliste für die Gültigkeit gestrichen und der Geltungsbereich auf alle öffentlichen Verkehrsmittel, inklusive der Ruf- und On-Demand-Verkehre erweitert werden.

Weiter wird die bayerische Verkehrspolitik dazu aufgefordert, sicherzustellen, dass alle ÖV-Angebote vollständig und widerspruchsfrei in die elektronischen Auskunftssysteme aufgenommen werden. “Denn nur wer das Angebot kennt, kann es auch nutzen”, endet der Verband.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner