Auslöser für diese Schelte war wieder einmal, wie so oft in den vergangenen Monaten, die dichte Bebauung am Seeufer, insbesondere in der Forellenstraße, unweit der Popperwiese. Wie berichtet, sind dort drei Neubauvorhaben am Ende der Straße geplant. Zwei davon, die unmittelbar am Uferweg liegen, auch mit Tiefgaragen. Dies beklagte zuletzt auch Bauamtsleiterin Christine Obermüller.
Sie finde es nicht ideal, dass in der Forellen- und der Fischerstraße immer mehr Tiefgaragen am Seeufer entstehen würden. Dies habe natürlich Auswirkungen auf den Untergrund. Auf der Tagesordnung stand wieder einmal die Forellenstraße 9, der Antrag auf Vorbescheid zum Neubau eines Einfamilien- und eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage.
Am Mehrfamilienhaus mit einer Größe von 13 auf 21 Metern entzündete sich dann die Diskussion, nachdem dafür zuletzt eine Veränderungssperre und ein Bebauungsplan erlassen wurde. „Es geht um die Glaubwürdigkeit des Ortsplanungsausschusses, deswegen haben wir eine Bauleitplanung gemacht“, erklärte Bürgermeister Christian Köck.
Dies sah aber Anastasia Stadler (CSU) ganz anders. Sie werde dem Vorbescheid nicht zustimmen, denn hier werde nur wieder „ein Exempel“ statuiert. „Mir ist ganz wichtig, dass wir hier in Rottach wieder eine Linie reinbringen. Dass wir nicht wieder infrage stellen, was wir Wochen vorher beschlossen haben“.
„Saubere Lösungen“ gefordert
Der Gemeinderat habe dort einen Bebauungsplan und eine Veränderungssperre auf den Weg gebracht. Deshalb sei es ihr ganz wichtig, „dass wir diese Linie beibehalten“. Den anderen Vorbescheiden werde sie auch nicht zustimmen. “Damit wir uns nicht infrage stellen, weil wir nach außen hin hilflos wirken. Wir haben uns hier im gesamten Gemeinderat, gleich welche Parteifarbe, auf die Fahnen geschrieben, dass wir die Heimat erhalten und nachhaltig wirtschaften“. Ihr seien deshalb in Zukunft „saubere Lösungen“ wichtig, ob für Neubürger, Investoren oder Einheimische. „Darum bin ich da nicht dabei“, wetterte Stadler.
Er komme sich nicht hilflos vor, erwiderte Parteifreund und Vize-Bürgermeister Josef Lang auf die Philippika von Stadler. „Wir verfolgen eine klare Linie“. Wenn heute aber so viele Voranfragen auf dem Tisch liegen, die dem Planungsziel entsprechen, dann helfe man dem Bürger nicht, wenn man auf Vorschriften nur der Sache willen bestehe. „Da brauchen wir auch mal eine pragmatische Entscheidung“. Ein grundsätzliches „Nein“ finde Lang der Sache „nicht dienlich“. Deswegen haben wir doch eine Veränderungssperre erlassen, konterte Stadler.
„Wendehammer“ für die Forellenstraße?
Josef Kaiser sprang der Parteifreundin bei: „Ich werde diesem Bauvorhaben auch nicht zustimmen, weil die ganze Planung nicht hinhaut. Wir müssen da unten kleiner werden“. Denn die Forellenstraße als Sackgasse habe nur eine Breite von sechs Metern. Wenn jetzt aber noch mehr Stellplätze dazukommen, dann würde es Probleme im Winter geben. Denn irgendwo müsse der Schnee hin. Solange die Stellplätze nicht umgeplant würden und dafür ein Wendehammer komme, solange sei dies keine ordnungsgemäße Erschließung.
Wir haben als Gemeinde schon die Verantwortung, dass wir in die Zukunft schauen.
Köck sah Schwierigkeiten für einen Wendehammer in der Forellenstraße. „Das ist aber anderswo auch schon gelöst worden“, entgegnete Kaiser. Schneeräumen gehöre zum Service der Gemeinde. „Wir können doch nicht sagen, schaut doch selber, wie ihr den Schnee wegbringt“. Obermüller schlug vor, den Wendehammer mit allen Eigentümern dort zu besprechen, welche Bereitschaft dafür vorhanden sei. Man müsse an den „guten Willen“ appellieren.
Köck war verwundert, dass man mit der Idee eines Wendehammers erst jetzt komme. „Wo war eure Idee, als dort unten schon zahlreiche Gebäude entstanden sind? Niemand machte sich Gedanken um den Wendehammer“. Er finde es nicht gut, dass dies nur der Bauwerber ausbaden müsse, nachdem der Wendehammer bisher versäumt wurde. Er verstehe zwar den Einwand, dass die Gemeinde für die Sicherheit der Straßen zuständig sei, aber dies dürfe man nicht nur an diesem einen Vorhaben aufhängen.
Für ihn sei es langsam müssig, zahlreiche Gespräche mit dem Bauwerber zu führen, wenn immer wieder „neue Vorgaben“ gefordert würden. „Wir sind nicht nur da, zu verhindern. Wir sind auch für die Leute da“. Da man nun ein Stück weiterkommen müsse, folgte die Mehrheit Köcks Vorschlag: Sie genehmigte das Einfamilienhaus am Seeufer. Der Antrag auf Vorbescheid für das Mehrfamilienhaus wurde dagegen abgelehnt. Dieser Linie blieb Stadler an diesem Nachmittag treu. Kaum eine Bauvoranfrage hielt ihrem kritischen Blick stand.
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