Ergänzung vom 13. Februar / 09:47 Uhr
Vergangenen Juli wurde bekannt, dass das Herzogliche Brauhaus seinen Standort in Tegernsee umgestalten möchte. Der Innenhof soll überdacht werden sodass eine LKW Durchfahrt entsteht. Der Tegernseer Bauausschuss wollte den Plänen damals nicht im Wege stehen.
Beim Landratsamt als Genehmigungsbehörde stand man dem ganzen aus Denkmalschutzgründen erwartungsgemäß jedoch nicht so aufgeschlossen gegenüber. Nun wurde ein Kompromiss gefunden, der jedoch den Zeitplan erheblich nach hinten verschiebt.
Konstruktion muss vom Schloss abrücken
Bereits im September hatte ein Vorort Termin stattgefunden, bei dem sich die Verantwortlichen im Landratsamt ein Bild der Lage machen wollten. Dabei wurde deutlich, dass sie die Pläne der Brauerei als zu massiv einstuften.
Wie Tegernsees zweiter Bürgermeister Anton Staudacher (CSU) gegenüber dem Merkur erklärte, passe die Überdachung wohl nicht in ganz in das Schloss-Ensemble.
Dennoch wurde bei der Begehung zwischen dem Landratsamt und dem Brauhaus ein Kompromiss gefunden, wie Pressesprecherin Gabriele Dorby auf Nachfrage erklärt. „Das ganze wird nun etwas schmaler ausfallen als ursprünglich geplant“, so Dorby. Zudem muss die Konstruktion ein wenig von der Schlossfassade abrücken.
Zeitplan verschiebt sich
Zurzeit warte man in Miesbach noch auf die angepassten Pläne. Sobald diese eingegangen seien, werde die Genehmigung auch schnellstmöglich erfolgen. Der Denkmalschutz habe sein Okay dafür schon in Aussicht gestellt. „Aber natürlich kann man ohne vorhandene Pläne noch nicht endgültig entscheiden“, erklärt Dorby.
Das Verfahren wirft den vom Brauhaus angepeilten Baubeginn nun jedoch weit zurück. War ursprünglich die Rede von einem Start der Bauarbeiten nach der „Biersaison“, so vermeldet das Brauhaus nun, die Bauarbeiten werden wohl 2014, spätestens aber 2015 umgesetzt.
Ursprünglicher Artikel vom 24. Juli mit der Überschrift: “Für die Zukunft gerüstet – Brauhaus will mehr Bier liefern”
In Berlin ist das Tegernseer Bier chronisch ausverkauft, und auch im Tal kommt es in Getränkemärkten immer wieder zu Engpässen.
Damit das zukünftig besser wird, will die Herzögliche Brauerei ihre Abfüllmenge am Standort Tegernsee erhöhen. Geplant ist eine Erweiterung der alten Füllerei, direkt an der Seestraße. Dort sollen zukünftig deutlich mehr Tanklastzüge in einer Art Werkshalle betankt werden.
Der bisherige unbebaute Innenhof zwischen Füllerei und Schloss wird aufgrund der Maßnahme fast in Gänze verschwinden. Diskussionen über die Größe und Art des Anbaus gab es allerdings im Bauausschuss der Stadt Tegernsee keine. Nur die Art des Dachs beschäftigte die Stadträte.
Der Innenhof zwischen dem Gebäude der Brauerei und der Baugrenze des unter Denkmalschutz stehenden Klosters ist derzeit völlig unbebaut. Dies wird sich womöglich schon bald ändern. Denn wenn die Pläne der Herzöglichen Brauerei umgesetzt werden, wird vom bisher freien Innenhof kaum mehr etwas übrig bleiben.
Auf einer Fläche von 14 Metern mal 30 Metern, die an das bestehende Gebäude der Brauerei angelehnt wird, soll eine Art Halle entstehen, in der drei Bier-Tanklaster nebeneinander und je zwei hintereinander Platz finden werden. So ist es zumindest den von der Brauerei bei der Stadt Tegernsee eingereichten Bauplänen zu entnehmen.
Bisher wird das gesamte Gelände hauptsächlich als Parkplatzfläche von Mitarbeitern und von Lieferanten als Be- und Endladeplatz in Anspruch genommen. Dies dürfte in Zukunft jedoch nur noch in deutlich eingeschränkter Form möglich sein. Denn das Hauptaugenmerk wird nur noch auf die ein- und ausfahrenden Tanklastzüge gelegt. Schnellere Abfüllung ermöglicht eine höhere Bierausfuhr.
Kaum Diskussionen über Art und Größe
In vorderen und hinteren Bereich der Halle sind jeweils zwei große mechanische Einfahrtstore geplant – durch eines passen zwei und durch das daneben liegende ein LKW. Die Höhe des Gebäudes wird sich vor allem an der bestehenden alten Füllerei orientieren. Und bei der Diskussion im Tegernseer Bauausschuss spielte einzig die Art des Dachs eine wichtige Rolle.
Letztlich entschieden sich die Räte gegen die Variante Sattel- oder Walmdach und für ein Pultdach mit einer Neigung von 12 Grad. So ist es letztlich möglich, dass das Dach unterhalb des ersten Obergeschosses und den dortigen Fenstern abschließt.
“Für ein Nebengebäude ist ein Pultdach eine sehr geeignete Dachform”, so der Zweite Bürgermeister Toni Staudacher, wenngleich die umliegenden Gebäude fast alle Walmdächer haben. “Auch die Brauerei kann sich ein Pultdach durchaus vorstellen”, ergänzte Bürgermeister Peter Janssen im Rahmen der Diskussion
Ungeachtet des Beschlusses der Stadt Tegernsee, müssen unter anderem noch das Einverständnis vom Landratsamt und der weiteren Behörden gehört werden. Hierbei wird vor allem ein möglicher Einwand der Denkmalschutzbehörde zu erwarten sein, die bei neu geplanten Gebäuden in unmittelbarer Nähe von geschützten Häusern – wie es eben das ehemalige Kloster ist – möglicherweise ein Veto einreichen könnte.
Betriebsgelände – Zutritt (eigentlich) verboten
Etwas uneinig waren sich die Stadträte auch noch bei der Frage über den Zugang und die Nutzung der Wege im Innenhof für die Öffentlichkeit. “Der Weg ist und bleibt Betriebsgelände”, ist Janssens klare Meinung. Und daher liege die Entscheidung bei der Brauerei, ob der Durchgang genutzt werden darf oder nicht. Doch eine Öffnung für Passanten dürfte wohl eher unwahrscheinlich sein, so die Sicht des Bürgermeisters.
Die Brauerei denkt bei den Umbau- und Erweiterungsplänen scheinbar auch an den Komfort ihrer Mitarbeiter. In deren Sinne ist an der Ostseite der Brauerei zukünftig auch ein überdachter und verglaster Treppenübergang geplant. “Damit die Brauereimitarbeiter bei schlechtem Wetter trocken bleiben”, erklärte Bauamtsleiterin Bettina Koch. Bisher mussten die “Braumeister”, wenn sie aus dem Keller kamen, durchs Freie um wieder ins Haus zu gelangen.
“Neue Fassade deutlich ansehnlicher als die alte”
“Die Fassadegestaltung des Gebäudes wird eindeutig verbessert”, zieht Janssen so wie der gesamte Rat während der Sitzung ein kurzes Zwischenfazit. Das würde man schon anhand der Pläne erahnen können. Kein echter Hinkucker ist und bleibt dagegen die Westfassade. Die sei heute schon nicht schön – und werde es auch künftig nicht sein, so die einhellige Meinung.
“Schon beim Umbau des Gebäudes vor einigen Jahren war der Stadtrat nicht unbedingt glücklich”, erinnerte sich Staudacher. Gefallen hätte es letztendlich damals keinem. Doch bei den aktuellen Plänen, so die Meinung des Zweiten Bürgermeisters, scheint von der Aufteilung alles deutlich geordneter zu sein. “Vieles sieht am Ende einfach besser aus”, ist sich Staudacher sicher.
“Müssen Brauerei am Standort Tegernsee halten”
Für den Wirtschaftsstandort Tegernsee sei die Brauerei laut Tegernsees Zweitem Bürgermeister Staudacher ein wichtiger Faktor. Dem stimmte auch Janssen zu: “Die Brauerei ist der einzige größere, nicht touristische Betrieb im Ort. Das darf man an dieser Stelle nicht vergessen.”
Auch wenn ein großer Teil der Brauerei bereits nach Gmund umgezogen sei, müsse man laut Janssen zumindest dafür Sorge tragen, dass wenigstens der übrige Teil vor Ort bleibt. Das sollte bei der gestrigen Entscheidung über die baulichen Absichten der Brauerei zwar nur eine untergeordnete Rolle spielen – war am Ende dann aber vielleicht doch mit ein Grund, warum das Votum einstimmig ausfiel.
Die endgültige Entscheidung liegt jetzt beim Landratsamt. Und sollte dort alles glatt gehen, dürften die Umbauarbeiten am Brauhaus noch in diesem Jahr beginnen.
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