Ein Interview mit Michael Herrmann.
Tegernseer-Schick: SUV und Jagdhund im Kofferraum

Deutsch Kurzhaar – das ist keine schlechte Frisur, sondern ein Jagdhund. Und immer dann ein Problem, wenn der Hund durchgeht und Wild reißt.

Frei und froh: Ein springender Rehbock im Feld. / Quelle: Pexels

Michael Herrmann hat seit 25 Jahren einen Jagdschein und eine dezidierte Meinung zur Jagdhundehaltung als Prestige-Objekt. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

Dass Hunde Wild angreifen, ist das grundsätzlich ein Thema im Tegernseer Tal?

Das ist leider aktuell ein Riesenthema. Das war deutlich besser. Der Vorfall, der vor zwei Wochen in der Zeitung stand, steht dafür. Am Wochenende wurde in Bad Wiessee ein Reh gefunden, das auch gerissen wurde. Wir haben auch in den letzten Jahren immer wieder Funde von gerissenen Tieren gehabt, wo man ausschließen kann, dass es ein Wolf war und sieht, dass es Hunde waren. Und die Dunkelziffer ist deutlich höher.

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Könnte es sich nicht auch um Wilderei handeln?

Eigentlich nicht. Es kommt hin und wieder vor, und es bestehen immer mal wieder Verdachtsmomente. Es ist aber nicht so, wie man es aus den alten Ludwig Ganghofer Zeiten kennt, dass auf jeden Jäger ein Wilderer kommt. Das spielt quasi keine Rolle.

Gehen Sie mit Hunden raus zum Jagen?

Der Jäger braucht einen brauchbaren Hund, der gewisse Prüfungskriterien erfüllen und bestehen muss, drum ist es schon sinnvoll einen Hund zu führen. Ich selbst habe zwei, die ich mitnehme. Aber bei dem Kleinen, dem Dackel, da weiß ich, den kann ich nicht laufen lassen. Der ist sehr passioniert, er denkt, er ist ein Schäferhund.

Beobachten Sie, dass mehr Freizeit-Hunde-Besitzer einen Jagdhund führen?

Man muss ja nur mal bei schönem Wetter durch Rottach-Egern gehen. Wie viele Menschen mit Hunden unterwegs sind, die offensichtlich Jagdhunde sind, aber die Halter der Hunde keine Jäger. Also die Jagdhunderassen in Deutschland werden eigentlich nur an Jäger abgegeben, weil die Hunde einen ausgeprägten Jagdtrieb haben. Aber leider ist es so, dass Schwarz-Zuchten ohne Stammbaum und ohne Zuchtpapiere verkauft und gekauft werden. Weil sie eben schick sind. Und ganz viele Menschen brauchen anscheinend einen Magyar Vizsla, eine deutsche Kurzhaar, oder einen Weimaraner. Weil das eben tolle, schicke Modehunde sind. Dass die aber seit Jahrhunderten einen Jagdtrieb haben, das vergessen die Leute. Und dann wundern sie sich, wenn sie den Hund nicht im Griff haben.

Was muss sich ändern?

Es gibt nicht umsonst diese strengen Zuchtregularien bei Hunden. Die Abgabe von solchen Hunden ist speziell für die Jagd, weil sie entsprechend ausgebildet sind. Aber wie man den Schwarz-Zuchten einen Riegel vorschiebt und wie man die Abgabe an Privatleute verhindert, das weiß ich nicht.

Sind Jagdhunde also eher ein Statussymbol?

Absolut. Solche Jagdhunde sind, besonders in der betuchteren Gesellschaft, und die haben wir ja am Tegernsee doch häufiger – da sind sie Statussymbole. Zum großen SUV gehört der Jagdhund im Kofferraum.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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