Staub, Dreck – Kommunikation weg

Über die Baustelle am Wiesseer Lindenplatz ist schon alles gesagt. Morgen Mittag soll die Durchfahrtsstraße wieder frei sein. Doch trotz des Silberstreifs am Horizont sind die Ladenbesitzer nur noch genervt. Vor allem die Kommunikationspolitik der Gemeinde sei “eine Katastrophe”.

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Seit gestern ist die Wiesseer Ortsdurchfahrt gesperrt. Grund sind die Asphaltierungsarbeiten am Lindenplatz. Bereits in Kaltenbrunn in Gmund wird darauf hingewiesen, Bad Wiessee großräumig zu umfahren.

Bedeutet: Wer nach Wiessee will, muss entweder einmal um den See oder das Auto auf einem Parkplatz abstellen und zu Fuß laufen. Dementsprechend leer ist es in der Ortsmitte: Kaum Passanten sind an dem sonst relativ belebten Lindenplatz unterwegs. Der einzige Lärm kommt von den vorbeifahrenden Walzen und Baufahrzeugen.

Kunden bleiben aus

Die Baustelle kostet deshalb vor allem Ladenbesitzer rund um den Lindenplatz einige Nerven. „Die Auswirkungen der Baustelle sind schon tragisch“, erzählt eine Mitarbeiterin eines Modeladens. Die derzeitige Vollsperrung verursache allerdings keine größeren Einbußen, „das liegt aber eher daran, dass es jetzt Ende der Saison ist und von Haus aus einfach weniger Kunden da sind.“

Der Modeladen hatte dabei den Vorteil, dass trotz der Baustelle und auch der momentanen Vollsperrung, die Kunden dennoch mit dem Auto in der Nähe parken konnten. „Wir haben zwar Verluste gemacht, aber im Gegensatz zu anderen Läden hält es sich bei uns noch in Grenzen.“ Eine Mitarbeiterin bei Tracht & mehr, ein Geschäft direkt in der Fußgängerzone am Lindenplatz, bestätigt das:

Unter den Ladenbesitzern herrscht natürlich im Moment eine „super“ Stimmung. Der ganze Staub, der Dreck, der Lärm und das über Monate hinweg. Die Kunden sind teilweise ausgeblieben. Von den Umsatzeinbußen her ist es extrem.

Vor allem jetzt, da niemand mehr durch Wiessee durchkommt, bleibt die Kundschaft aus. „Heute ist es logischerweise sehr ruhig“, erzählt die Mitarbeiterin des Trachten-Shops. „Ich persönlich finde es indiskutabel, dass es eine bessere oder zumindest eine andere Lösung gegeben hätte.“ Die Kunden haben sich zwar nicht beschwert, allerdings „hatten sie teilweise richtig Mitleid mit uns, dass wir das täglich aushalten müssen.“

Sie sei vor allem über die bisherigen Ergebnisse enttäuscht: „Für den Aufwand, der hier betrieben wurde, hat es sich nicht sonderlich verändert.“ Vor dem Laden wurde ebenfalls alles aufgerissen und statt einem Kopfsteinpflaster ein durchgängiger Bodenbelag gelegt. „Ich habe schon eine große und wunderbare Veränderung erwartet, aber jetzt sind es letztlich nur andere Steine.“

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Die Ladenbesitzer rund um den Lindenplatz sind genervt: Durch die Vollsperrung ist im Zentrum nichts los.

Gabriele Penkuhn, Ladenbesitzerin von GP Fashion, stört sich weniger an den bisherigen Veränderungen als an der Baustelle selbst: „Ich kann nur sagen, das ist eine Katastrophe. Eine Rücksichtslosigkeit der Gemeinde Bad Wiessee sondergleichen.“ Wenn es eine normale Saison war, könne man die schwächeren Monate kompensieren. Doch das sei in diesem Jahr durch die Baustelle nicht möglich:

Ich hatte wahnsinnige Umsatzeinbußen – gut 50 Prozent. Da kann man durchaus von Existenzbedrohung reden.

Penkuhn erzählt weiter, dass sich ihre Kunden teilweise auch beschwert haben. „Ist auch verständlich. So will doch keiner seinen Urlaub verbringen.“ Die Ladenbesitzerin verstehe vor allem die Vorgangsweise der Bauarbeiten nicht: „Hier ist ein Loch, hier und hier und hier – warum macht man nicht das eine fertig und reißt dann erst das nächste auf? Nein, lieber alles gleichzeitig.“ Dadurch könne man derzeit unter anderem vor der Raiffeisenbank, dem Döner-Laden und ihrem eigenen Geschäft nicht mehr parken.

“Da kommt nichts …”

Penkuhn selbst hat teilweise nichts von den Arbeiten gewusst. „Wir wussten natürlich alle von der Baustelle, aber wann was gemacht wird, wurde uns nicht gesagt.“ So fuhr Penkuhn einmal nach Wiessee und stellte fest, dass zwei große Laster ihr Geschäft zuparkten und die Straße davor aufgerissen wurde – „ich wusste nichts davon.“ Sie kritisiert vor allem die Verantwortlichen:

Das alles ist an Ignoranz seitens der Gemeinde nicht zu überbieten. Es gibt so vieles, was man hier in Bad Wiessee machen müsste, aber hier muss sich natürlich jemand ein Denkmal setzen – allen voran unser Bürgermeister.

Kurt Geiß, Geschäftsführer des Hotels Gasthof zur Post, erlebte die Informationspolitik der Kommune ähnlich: „Es lief alles nicht so, wie es uns anfangs gesagt wurde.“ Denn eigentlich sollte die Baustelle bis September fertig gestellt werden, nun soll alles noch bis November dauern. „Wir können uns wahrscheinlich freuen, wenn die Baustelle bis Weihnachten fertig ist“, so Geiß spöttisch.

Er selbst stehe zwar in ständigem Kontakt zur Gemeinde, allerdings müsse er die Informationen selbst anfordern. „Von alleine kommt da niemand auf einen zu.“ Die Auswirkungen der Baustelle waren auch im Hotel zu merken. „Die Gäste haben sich zwar nicht ständig beschwert, aber sie haben einfach kein Verständnis mehr dafür.“

Ein Schild in einem der Geschäfte am Lindenplatz.
Ein Schild in einem der Geschäfte am Lindenplatz.

Das spiegelt sich in der Aussage von drei Touristen vor Ort wieder. Sie machen zum ersten Mal Urlaub in Bad Wiessee und verstehen den Zeitpunkt der Baustelle auch nicht so recht. Vor allem die Anfahrt war für die Urlauber ein Problem: „Wir wussten nicht, ab wann die Straße gesperrt ist und fuhren deshalb nach Wiessee. Wir kamen natürlich nicht weit und mussten umdrehen. So haben wir gleich bei unserer Ankunft eine Runde um den See gedreht.“

Morgen Mittag soll alles fertig sein

Es sei ihrer Meinung nach sehr ungeschickt gelöst, dass es keine andere Umfahrungsmöglichkeit gebe. Insgesamt stören sie sich aber nicht sehr an der Baustelle: „Wir müssen sie ja nicht lange aushalten und können den Lindenplatz meiden, aber als Anlieger würde es mich extrem nerven.“

Zwar dürfte die Baustelle in der Wiesseer Ortsmitte die Geduld der Anwohner noch bis November auf die Probe stellen, doch zumindest können Autofahrer ab morgen wieder durchatmen. Der neue Asphalt soll über Nacht aushärten und schon morgen Mittag kann die Vollsperrung wieder aufgehoben werden. Dann können alle Verkehrsteilnehmer auf der neuen Straße durch Wiessee fahren.

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