In der vergangenen Gemeinderatssitzung berichtete Wiessees Kämmerer Franz Ströbel über die finanziellen Beteiligungen der Gemeinde im Jahr 2015. Natürlich kam dabei auch das Jodschwefelbad zur Sprache. Daher lud man Renate Zinser, Geschäftsführerin des Gesundheitszentrums Jodschwefelbad GmbH, zur Sitzung ein.
Denn die Betreibergesellschaft verzeichnete für das Jahr 2015 ein Defizit in Höhe von 485.688 Euro. Überraschend war das allerdings nicht: „Wir wissen ja, dass wir in diesem Bereich äußerst defizitär sind“, stellte Ströbel trocken fest. Doch dieses enorme Minus soll es mit dem demnächst entstehenden Badehaus in Zukunft nicht mehr geben – so die Hoffnung im Gemeinderat.
Wiessee macht gesund
Nach der ernüchternden Bilanz, fing Zinser ihren Vortrag jedoch positiv an: „Soll ich gute Neuigkeiten erzählen?“ Erleichterndes Nicken im Gemeinderat. „Seit fast drei Jahren sind wir Teil einer internationalen medizinischen Studie, in der untersucht wurde, wie sich eine Woche Aufenthalt in Bad Wiessee mit Wandern und Jodschwefelbad-Behandlungen auf den Menschen auswirkt“, rief Zinser nochmal in Erinnerung.
Nun seien die ersten Ergebnisse da: “Es hat sich herausgestellt, dass sich unser Wasser total positiv auf die Menschen auswirkt. Sie sind vitaler und ihre Abwehrkräfte sind gestärkt.” Diese Wirkung halte bis zu einem halben Jahr an. Neben dem Jodschwefelwasser aus Wiessee wurden auch die Sole aus Bad Reichenhall und ein Mineralwasser aus dem Österreichischen Abtenau getestet.
Nur unser Wasser hat eine nachweisbare Wirkung auf das Immunsystem. Das konnte im Blut der Testpersonen festgestellt werden. Damit haben auch die Ärzte nicht gerechnet.
Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) freute sich über das Ergebnis dieser sogenannten Jungbrunnen-BERG-Studie: „Das bestätigt uns, dass wir mit unserem Vorhaben auf dem richtigen Weg sind.“ Auch Zinser sieht das Ergebnis der Studie als große Chance für die Zukunft – „darauf können wir aufbauen.“
Startschwierigkeiten bei Interimslösung
Gemeinderätin Birgit Trinkl (Wiesseer Block) nutzte die Gelegenheit, die Geschäftsführerin Zinser auch nach der Situation der Interimslösung zu fragen. Wie berichtet, werden seit Anfang Februar die Anwendungen mit dem Jodschwefelwasser im Obergeschoss des Badeparks verabreicht. „Wenn man ehrlich ist, gab es reichlich Schwierigkeiten. Bis August, September hatten wir dort massive technische Probleme“, muss Zinser zugeben.
Trotz weniger Wannen, sei es auch vom Arbeitsablauf aufwendiger. Mittlerweile laufe es aber ruhig und verlässlich. „Wir können es natürlich nicht allen recht machen. Und vom Umsatz her haben wir wie erwartet auch leichte Einbußen.“ Allerdings könne man das Defizit beim Umsatz durch die geringeren Energiekosten auffangen.
Studienergebnisse ausnutzen
Die anderen Gemeinderäte konzentrierten sich mehr auf die Zukunft. So wünschte sich Thomas Erler (CSU), die medizinischen Erkenntnisse über das Jodschwefelwasser auch bei der Ärzteschaft publik zu machen. „Ich hab das Gefühl, dass selbst hier im Tal die Ärzte skeptisch über die Wirkung sind.“ Da es nun bewiesen ist, sollte man diese Effekte auch deutlicher machen. Rolf Neresheimer (ranBW) fügte hinzu, sich auch an Renten- und Krankenversicherungsträger zu wenden.
„Das alles ist schon in Arbeit“, versicherte Zinser. Es seien auch im neuen Badehaus regelmäßige Ärzte-Kongresse und Tagungen vorgesehen. „Es braucht aber seine Zeit, bis man solche Sachen durchbekommt – gerade auch das mit den Versicherungen.“ Bürgermeister Höß ergänzte abschließend: „Die Hauptzielgruppe des neuen Badehauses sind sowieso die Privatzahler. Die brauchen wir dringend, um endlich wirtschaftlich zu werden.“
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