Streit ums Trinkwasser geht weiter

Der jahrzehntelange Streit um das Trinkwasser aus dem Mangfalltal geht weiter. Der BR zeigt eine 40-minütige Dokumentation, in der vor allem die Stadt München und Miesbachs Landrat Wolfgang Rzehak in die Kritik geraten: „Dass ausgerechnet unser grüner Landrat unsere Bio-Betriebe kaputt macht…“

Seit jeher bezieht München das Trinkwasser aus dem Mangfalltal. Der Brunnen der Stadtwerke (rechts) wurde vor über 100 Jahren errichtet. / © BR

Täglich holen sich die Stadtwerke München rund 317 Millionen Liter Trinkwasser aus dem Mangfalltal im Landkreis Miesbach – genauer gesagt aus dem Wasserschutzgebiet Thalham-Reisach-Gotzing. Seit 1883 trinken rund 1,4 Millionen Menschen in München und Umland das Wasser mit der „hervorragenden Qualität.“

Seit rund 20 Jahren will die Stadt München dieses Schutzgebiet erweitern. 2017 wurde das Verfahren wieder aufgenommen (wir berichteten). Nach dreieinhalbjähriger Prüfung der Altrechte und möglicher Alternativen zur Wassergewinnung sei man zu dem Schluss gekommen, so Landrat Wolfgang Rzehak damals, dass die „Altrechte“ noch immer Gültigkeit haben.

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Diese sogenannten Altrechte sind über 100 Jahre alt und nicht explizit festgeschrieben. Doch die Stadt München leitet daraus das Recht ab, uneingeschränkt Mangfallwasser beziehen zu können. Für Gemeinden, Landwirte und Wasserschutzvereine ein Unding. Sie befürchten erhebliche Einschränkungen durch die Erweiterung der Schutzzone und wollen dieses Vorgehen nicht widerstandslos hinnehmen.

BR interviewt betroffene Bauern

In einem 40-minütigen Beitrag dokumentiert der BR erneut den Streit um das Trinkwasser. Dabei kommt unter anderem der Miesbacher Bio-Bauer Alois Fuchs zu Wort. Sollte die Schutzzone erweitert werden, dürfte er seine Kühe nicht mehr auf die nahe gelegene Weide treiben – und das, obwohl die Familie Fuchs auf Initiative der Stadt München auf Biolandwirtschaft umgestellt hat.

Wir haben alle Einschränkungen, obwohl wir von unserem Wasser nichts haben. Das haben die Münchner, die machen das Geld damit.

Damit spricht Fuchs vielen Gegnern der Schutzzonenerweiterung aus der Seele: Sie ärgern sich, dass sie für Millionen Münchner Wasserschutz betreiben sollen, aber nur sie die Nachteile haben. „Uns ist nicht wurscht, was mit den Münchnern passiert, aber sie haben jetzt schon optimale Wasserqualität“, so Fuchs. Warum also noch mehr Wasserschutz?

Auch das Biogut Wallenburg von Marion von Kameke ist von der Schutzzone bedroht. „Uns wird eigentlich nur gesagt: Friss oder stirb.“ Sie hat vor allem mehr Unterstützung vom Landratsamt Miesbach als durchführende Behörde erwartet. „Wir haben hier den ersten grünen Landrat. Dass ausgerechnet der hingeht und die Biobetriebe kaputt macht, das find ich schon einigermaßen beeindruckend“, so Kameke.

Freistaat vs. Kommunen

Grundkonflikt liegt vor allem darin, dass die Staatsregierung beim Ausweisen von Gewerbegebieten den Gemeinden vor Ort weitgehend freie Hand lässt. Doch in Sachen Wasserschutz greift der Freistaat hart durch. Er beschließt, welche Gemeinden oder Landkreise eine Wasserversorgung einzurichten und zu schützen haben.

So kann sich auch das Landratsamt Miesbach nur an die gegebenen Vorschriften halten. Gegenüber dem BR erklärt Rzehak: „Es handelt sich um ein Vorgehen nach Recht und Gesetz. Ich gehe davon aus, dass auch Politiker anderer Parteien nicht anders handeln würden.“ Der Streit um das Mangfalltal ist derzeit der Vorzeigefall für einen Konflikt, der sich bereits seit Jahren anbahnt.

Denn wie viel Solidarität ist von den Menschen vor Ort in Sachen Wasserschutz zu erwarten? „Wir alle wollen sauberes Wasser“, stellt Biobauerin Kameke klar. „Doch am Ende sind wir alle nur noch die Hausl von München.“ Ende September soll nun ein Anhörungstermin stattfinden, bei dem die Betroffenen erneut ihre Einwendungen darlegen können.

Hier kommen Sie zur BR-Dokumentation „Bayerns Streit ums Trinkwasser“

Lesen Sie hier das Interview mit Dr. Alexander Bronisch vom Verein ‚Unser Wasser‘

Lesen Sie hier alles über die Pressekonferenz zur Erweiterung der Wasserschutzzone.

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